Dynamik am Markt für Green Bonds
kjo Frankfurt
Die Emissionsgeschwindigkeit am Green-Bond-Markt hat sich im laufenden Jahr deutlich erhöht. Bis Mitte April wurde weltweit ein Volumen an entsprechenden Papieren von 130 Mrd. Euro und damit zweieinhalbmal so viel wie im Vorjahreszeitraum begeben. Im März wurde mit dem siebenfachen Volumen gegenüber dem Vorjahr ein neuer Wachstumsrekord verzeichnet. Dazu haben vor allem die Emissionen grüner Staatsanleihen des französischen und des italienischen Staates im Umfang von 7 bzw. 8,5 Mrd. Euro beigetragen. Zudem war das Emissionsvolumen im Vorjahresmonat bedingt durch die Coronavirus-Pandemie deutlich schwächer ausgefallen, hält der Anleihemanager Bantleon in einer aktuellen Studie fest.
Insgesamt stünden derzeit global 880 Mrd. Euro an grünen Anleihen aus, etwa 5% des europäischen Anleihenmarktes. Ein wichtiger Treiber für das starke Marktwachstum sei, dass die Emission von Green Bonds in vielen Fällen zu einer Win-win-Situation für Emittenten und Investoren geworden sei. Der Vergleich der Renditen ausstehender Anleihen zeichne dabei ein uneinheitliches Bild: Während die Green Bonds einiger Emittenten auf dem Niveau konventioneller Anleihen des gleichen Emittenten rentieren würden, seien bei anderen Emittenten Renditeabschläge von mehreren Basispunkten erkennbar. Dies wird als das sogenannte Greenium bezeichnet. Dies scheine insbesondere bei Emittenten und Laufzeiten der Fall zu sein, die lediglich wenige Green Bonds ausstehen haben oder aus Investorensicht sehr attraktive Laufzeiten begeben.
Beides sei bei der zehnjährigen Zwillingsanleihe des Bundes der Fall. Das Zwillingskonzept ermögliche aufgrund der identischen Ausgestaltung der grünen und der konventionellen Anleihe einen exakten Vergleich der Renditedifferenz. Im September 2020 sei die grüne Anleihe nur noch mit einem Renditeabschlag von etwa 1 Basispunkt zum konventionellen Pendant begeben worden. Der Abschlag sei sukzessive um weitere 4 Basispunkte gestiegen, so dass die grüne Bundesanleihe mittlerweile um bis zu 5 Basispunkte tiefer rentiere. Für die Deutsche Finanzagentur, die das Liquiditäts- und Schuldenmanagement des Bundes verantwortet, bedeutet dies, dass sich Deutschland im zehnjährigen Laufzeitbereich um 0,05 Prozentpunkte günstiger über Green Bonds refinanzieren kann als über konventionelle Anleihen, wenn es um die Finanzierung von Klima- und Umweltprojekten geht.
Investoren verzichten
Bereits bei Emission der grünen zehnjährigen Bundesanleihe hatte sich eine Differenz von 1 Basispunkt gebildet. Investoren waren bereit, für die positive Umweltwirkung und die nachhaltige Eigenschaft auf Rendite zu verzichten. Tatsächlich hätten Investoren seit der Emission trotz tieferer Rendite eine Outperformance mit dem Green Bond erzielen können, die aus der weiter rückläufigen Renditedifferenz, dem Greenium, entstanden sei. Genau genommen konnten Investoren, die an der Neuemission teilgenommen haben, seither eine Outperformance von 0,3 Prozentpunkten gegenüber der konventionellen Anleihe erwirtschaften, hält Bantleon fest.