DZ Bank erwartet 2024 Rekord beim Dax
DZ Bank erwartet Dax-Rekord
Ausgewählte Sektoren können es 2024 mit Renditen bei Anleihen aufnehmen
Die DZ Bank rechnet für die US-Wirtschaft 2024 mit moderatem Wachstum und geht davon aus, dass ausgewählte Sektoren bei Aktien eine renditestarke Anlage bleiben. Vor allem der Dax sei in der Bewertung geradezu "ein Schnäppchen".
hei Frankfurt
Während viele Kapitalmarktstrategen derzeit auf eine Renaissance von Anleihen als Assetklasse setzen, herrscht bei der DZ Bank auch Optimismus für Aktien, wie Chef-Aktienstratege Sven Streibel beim Ausblick des Spitzeninstituts der genossenschaftlichen Finanzgruppe erklärte. Obwohl auch die Experten der DZ Bank den gesamtwirtschaftlichen Hintergrund als eher wackelig betrachten, gehen sie davon aus, dass die für die Weltkonjunktur wichtigen Vereinigten Staaten im kommenden Jahr mit einem Wachstum von 1,5% einer Rezession entgehen und doch die von der Fed erhoffte "weiche Landung" gelingt, so Chefvolkswirt Michael Holstein. Für Deutschland wird ein minimales Plus von 0,5% und damit eine Stabilisierung vorausgesehen, auch wenn die Inflation aus Sicht der DZ Bank in der Eurozone bei 3% und in Deutschland sogar bei 3,2% verharren dürfte.
Belastungen eingepreist
Aber die relative Schwäche der Weltkonjunktur, Inflation, speziell hierzulande die hohen Energiekosten, "das sind zwar alles Belastungsfaktoren, aber die sollten inzwischen von den Aktienmärkten weitgehend eingepreist sein", meint Streibel. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 sei der Dax im Augenblick "historisch niedrig bewertet", wie sonst nur in Krisenzeiten, wie zum Beispiel während der Coronazeit. "Der Dax ist also geradezu ein Schnäppchen", betont der Manager. Deshalb dürften die Anleger im kommenden Jahr zugreifen. Streibel prognostiziert einen Dax-Rekord von 17.500 Punkten Ende 2024. Auch der S&P 500, der gegenwärtig ein deutlich höheres Bewertungsniveau aufweist als der Dax, getrieben von den Kursgewinnen sieben großer Technologieunternehmen, dürfte mit 4.800 Punkten einen neuen Rekord erzielen.
Angesichts der Konkurrenz durch Anleihen, die auch aus Sicht der DZ Bank als Assetklasse wieder größere Chancen bieten, komme es bei Aktien jedoch auf "Auswahl" an, betont Streibel. Während die "unverwüstlichen" Big-Tech-Titel nach wie vor "in jedes Portfolio" gehören sollten, "als einziges Wachstumszentrum in einer wachstumsarmen Welt", geht der Experte davon aus, dass vor allem zyklische Werte angesichts langsam verbesserter Konjunkturaussichten profitieren und vor allem in Europa Nachholbedarf haben. Als sehr "attraktiv" betrachtet er auch Finanztitel. Vor allem der Ertragskraft der Banken sei die Zinswende deutlich zugutegekommen, was sich auch an der Börse bemerkbar machte. Für das kommende Jahr empfiehlt der Manager allerdings insbesondere Versicherertitel, die ebenfalls stark von den gestiegenen Zinsen profitieren. Nicht zuletzt ist Streibel für die andernorts mit vielen Unkenrufen bedachten Automobilaktien weniger pessimistisch.
Duration bevorzugen
Für Anleihen sind die Experten der DZ "konstruktiv", wie Christoph Kutt, Leiter Fixed Income Research, betont. Die Rendite von 10-jährigen US-Bonds hatte im Oktober die Marke von 5% geknackt und auch Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Status bieten derzeit wieder Renditen auf diesem Niveau. Kutt geht auch davon aus, dass ein Rückgang der Renditen noch nicht allzu bald droht, denn er rechnet im Gegensatz zu anderen erst im vierten Quartal 2024 mit einem ersten Zinssenkungsschritt der Fed und geht von zwei vorsichtigen Schritten mit jeweils 25 Basispunkten aus. Der Konsens am Markt liegt bei insgesamt 100 Basispunkten. Dennoch empfiehlt auch Kutt, bei den Anleihen verstärkt auf "Duration" zu setzen, da die Renditen üblicherweise mit einigen Monaten Vorlauf zu den Leitzinssenkungen fallen.
Mit größeren Irritationen durch die US-Wahl rechnen die Experten der DZ Bank nicht. Allerdings weist Kutt auf eine enorme Nervosität an den Anleihemärkten generell hin. "Der Markt hat derzeit keine tiefen Taschen", resümiert er. Jede kleinste Bewegung bei den Inflationszahlen schlage unmittelbar auf die Renditen durch. Holstein rechnet auch nach der US-Wahl "nicht mit einer nachhaltigen Finanzierung" der Staatsfinanzen. Für Aktien weist Streibel darauf hin, dass ein Wahljahr oft "Überrenditen" bringe, da eine amtierende Regierung ihre Chancen im Wahlkampf durch Ausgabenprogramme verbessern wolle.