NACHHALTIGE ANLAGEN

Ein weiter Weg

Geld regiert die Welt - das Bonmot, das die omnipräsente Wirkungsmacht des Materiellen nahelegt, ist in Bezug auf nachhaltige Anlagen noch zu relativieren. Für ökologische und soziale Themen empfängliche Investoren richten teilweise schon lange ihre...

Ein weiter Weg

Geld regiert die Welt – das Bonmot, das die omnipräsente Wirkungsmacht des Materiellen nahelegt, ist in Bezug auf nachhaltige Anlagen noch zu relativieren. Für ökologische und soziale Themen empfängliche Investoren richten teilweise schon lange ihre Anlageentscheidungen danach aus. Nun hofft die Finanzindustrie – auch schon länger -, dass ein breiter Trend daraus wird. Glaubt man einer Umfrage der Großbank HSBC unter weltweit rund 1700 Emittenten und Investoren, drängen Environment, Social und Governance (ESG) in den Mainstream. Eine Mehrheit der Investoren und fast die Hälfte der Emittenten habe hier eine Strategie.Abgesehen davon, dass schwammig bleibt, was “Strategie” genau meint – in Summe dürfte das Bild zu rosig gezeichnet sein. Nachhaltige Anlagen wachsen zwar überproportional im Vergleich zum Markt. Der Anteil des Green-Bond-Marktes gemessen am globalen Emissionsvolumen ist aber trotz Booms immer noch gering. In Deutschland haben erst wenige Unternehmen, etwa der Versorger Innogy und Volkswagen Immobilien, einen Green Bond aufgelegt. Klar abgrenzbare ESG-Anlagestrategien verzeichnen zwar Wachstum, aber es ist gerade hierzulande zu hören, der Handlungsdruck sei nicht akut, solange der Gesetzgeber keine Vorgaben macht.Wegen der unabsehbaren Folgen eines Klimawandels braucht es mehr ehrliche Anstrengung und messbare Effekte. Wie so oft ist dies auch bei ESG-Kriterien schwierig zu überprüfen. Ein Ansatz gegen Etikettenschwindel sind vergleichbare Offenlegungspflichten. Sind Firmen und Profi-Investoren gezwungen, Rechenschaft abzulegen, wie sie ESG-Kriterien berücksichtigen, lässt sich eine informierte Auswahl treffen. Auf dieser Basis kann der Markt entscheiden.Auch wenn sich die EU nun daranmacht, ein Klassifikationssystem zu erarbeiten, so sieht es leider in Deutschland genauso wie weltweit noch sehr dürftig aus. Der Versuch des Finanzstabilitätsrats, mit der Task Force zur klimabezogenen Berichterstattung einen freiwilligen Standard für die Offenlegung der Strategien im Umgang mit Klimarisiken zu etablieren, muss als vorläufig gescheitert betrachtet werden. Der Bekanntheitsgrad des Standards ist zu gering. Mehr Transparenz wäre aber nötig, etwa in Bezug auf die Anlagepraktiken der öffentlichen Hand. Dass die Bundesregierung hier untätig bleibt, ist unerklärlich. Der Weg ist noch weit. Eine im Rahmen des Möglichen vergleichbare Offenlegungspflicht wäre dabei sinnvoller als der Ansatz, bestimmte Kapitalmarktprodukte durch neue Eigenkapitalregeln zu bevorzugen.