"Emerging Markets sehen ein bisschen besser aus"

J.P. Morgan rückt Schwellenländer in den Fokus

"Emerging Markets sehen ein bisschen besser aus"

hip London – J.P. Morgan Asset Management hat sich auf einer Konferenz für Medienvertreter in London positiv zu Schwellenländern geäußert. “Die Emerging Markets sehen ein bisschen besser aus”, sagte Stephanie Flanders, Chefmarktstrategin für das Vereinigte Königreich und Europa. Man könne fast von einer Bodenbildung wie im Lehrbuch sprechen. Es strömten wieder Gelder in diese Märkte, insbesondere in Anleihen. Dies könne auch damit zu tun haben, dass Anleger auf der Suche nach Rendite über den Tellerrand hinausblicken.Mittlerweile liefern mehr als ein Drittel (35 %) aller Staatsanleihen weltweit negative Zinsen, wie Nicholas Gartside ausführte, der als internationaler Chefanlagestratege für Renten, Währungen und Rohstoffe fungiert. An diesen Titeln habe er kein Interesse. “Die Emerging Markets sind sehr interessant geworden”, sagte Gartside. “In den Bewertungen spiegelt sich das noch nicht vollständig wider.” Es handele sich um keine Nische mehr, sondern um Mainstream. Im laufenden Jahr hätten Anleihen aus Schwellenländern bislang eine Gesamtrendite von mehr als 14 % geliefert – sowohl Staatsanleihen in Dollar als auch in lokalen Währungen. Nur mit US-Hochzinsanleihen ließen sich vergleichbare Renditen erwirtschaften. Unternehmensanleihen aus Emerging Markets warfen 11 % ab. Anleger müssten sich vom Fokus auf den Kupon verabschieden, den Blick auf die Gesamtrendite richten und sich jenseits der traditionellen Segmente des Bondmarkts umsehen. Wenn man die Energiebranche herausrechne, sei die Ausfallquote auf dem Hochzinsmarkt in den USA sehr niedrig. Volumen hat sich verdoppeltAlles in allem hat sich der weltweite Bondmarkt in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdoppelt. Emittenten ermöglichte das, Anleihen mit sehr langen Laufzeiten zu begeben. Nicht nur Schwellenländer, auch Staaten, die den sogenannten Frontier Markets zugerechnet werden, konnten an den Finanzmärkten Geld aufnehmen. Hatten institutionelle Anleger um die Jahrtausendwende noch 60 % Aktien und 40 % Anleihen im Portfolio, hat sich dieses Verhältnis mittlerweile umgekehrt – eine Konsequenz der regulatorischen Entwicklung nach der Finanzkrise. Der Bondmarkt hat sich zu einem “Buy and Hold”-Markt entwickelt, an dem sich nicht immer Käufer oder Verkäufer finden lassen.Die zuletzt immer wieder kursierenden Ängste vor Illiquidität hält Gartside für überzogen. “Wir hatten nie Probleme mit Illiquidität.” Es könne allerdings schwieriger sein, Zugang zu Liquidität zu bekommen, die Transaktionskosten könnten etwas höher liegen. Wenig Toleranz für VolatilitätSorca Kelly-Scholte, Leiterin des Bereichs Pensions Solutions & Advisor in der Region EMEA, geht davon aus, dass die Klagen über erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten Ausdruck einer geringeren Fähigkeit sind, Volatilität zu tolerieren, weil die Renditen zurückgegangen sind. Tatsächlich sei die Volatilität nicht besonders hoch, schon gar nicht im Vergleich zu 2008/09 oder dem Platzen der Internetblase.Die tendenziell niedrigeren Anlageerträge im Niedrigzins- und Niedrigwachstumsumfeld machen sich allerorten bemerkbar: “Für Irrtümer gibt es nur sehr sehr wenig Spielraum”, sagte Massimo Greco, Leiter des europäischen Fondsgeschäftes. “Umso mehr sind die Anleger auf Fachleute wie uns angewiesen.”