Ende der Dax-Rally erwartet
ku Frankfurt
Die Analysten deutscher Banken glauben nicht an eine Fortsetzung der enormen Rally am europäischen und insbesondere deutschen Aktienmarkt. Dem IW Financial Expert Survey, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) exklusiv für die Börsen-Zeitung erstellt, ist zu entnehmen, dass die an der Befragung teilnehmenden Häuser beim Dax in drei Monaten einen Rückgang auf im Durchschnitt der Schätzungen 14704 Punkte erwarten. Allerdings notierte der Dax zum Zeitpunkt der Abgabe der Schätzungen, dem 31. März, noch bei 15008 Punkten. Aktuell ist er bis auf einen kürzlich erreichten Höchststand von 15311,90 Punkten geklettert. Dabei gehen die Schätzungen der einzelnen Häuser weit auseinander. Während die Nord/LB mit einem Rückgang des Dax per 30. Juni auf 13800 Punkte rechnet, glauben die Experten der Commerzbank an eine Fortsetzung der Hausse mit einen Stand des wichtigsten deutschen Marktbarometers zur Jahresmitte von 15400 Punkten, womit der Index auch ein weiteres Allzeithoch markieren würde.
Auch auf Sicht von sechs Monaten soll sich nach Einschätzung der Analysten keine Fortsetzung des Aufwärtstrends am deutschen Aktienmarkt ergeben. Dem deutschen Leitindex sagen die Häuser im Durchschnitt ihrer Prognosen per Ende September ein Niveau von 14877 Zählern voraus. Bezogen auf das aktuelle Niveau von 15240 Punkten wäre das ein Rückgang von rund 2%. Auch hier weichen die Erwartungen der einzelnen Häuser voneinander ab. Während die Hamburger Sparkasse von einem Rückgang des Dax bis auf 14000 Punkte ausgeht, avisiert die Weberbank einen kräftigen Anstieg bis auf 16400.
Geringer Optimismus
Minimal optimistischer fallen die Erwartungen für Europa gemessen am paneuropäischen Benchmark-Index StoxxEurope50 aus. Er steht aktuell bei 3387 Punkten. Dieses Niveau soll er in etwa verteidigen und in drei Monaten gemäß dem Durchschnitt der Schätzungen bei 3369 stehen, um dann bis Ende September bis auf 3410 zu steigen.
Verhalten sind nach Einschätzung der Banken die Aussichten für den amerikanischen Aktienmarkt. Der Benchmark-Index S&P500, der aktuell ein Niveau von 4150 Punkten erreicht hat, soll bis Ende Juni bis auf 4038 Punkte sinken. Für Ende September diesen Jahres wird dann ein Niveau von nur noch 3985 Punkten erwartet. Damit gehen die Analysten nicht davon aus, dass das Konjunkturpaket der Biden-Administration sowie das darüber hinausgehende mehrjährige Infrastrukturausgabenpaket bei dem derzeit hohen Bewertungsniveau noch zusätzliche Fantasie wecken kann.
Auch wenn der Anstieg der Inflation als Ergebnis der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken und der nun einsetzenden Erholung nach der Pandemie sowie ein möglicher Anstieg der Zinsen am Bondmarkt in aller Munde sind, sind die Analysten der deutschen Banken skeptisch, dass es dazu kommt. So soll am kurzen Ende gemäß dem Durchschnitt der Schätzungen der Drei-Monats-Euribor bei –0,52% in drei Monaten bzw. –0,51% in sechs Monaten verharren. Am langen Ende soll die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die aktuell –0,285% beträgt, nur ganz leicht auf –0,23% steigen. Dabei hält es die Santander Bank für möglich, dass die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen bis auf –0,1% zulegt, während Unicredit an einen Rückgang bis auf –0,35% glaubt.
Im Mittelwert ihrer Prognosen gehen die befragten Häuser davon aus, dass trotz der stärkeren Konjunkturdynamik in den USA die aktuelle Stärke des Dollar nachlassen wird. Der Euro, der aktuell zu 1,1978 Dollar gehandelt wird, soll mit prognostizierten 1,199 Dollar per 31. Juni sein Niveau immerhin verteidigen, um dann bis Ende September auf 1,215 Dollar zu klettern.
Was den Ölpreis betrifft, so wird trotz der weltweiten Konjunkturerholung und der momentan sehr hohen Förderdisziplin des Produzentenkartells „Opec plus“ nicht mit einem weiteren Anstieg der Notierungen des Energieträgers gerechnet. Stattdessen wird im Schnitt der Prognosen erwartet, dass die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude von aktuell knapp unter 67 Dollar je Barrel bis auf 62 Dollar per Ende Juni nachgibt. Bei diesem Niveau soll es dann in etwa bleiben, denn per Ende September wird ein Niveau von 62,40 Dollar antizipiert.
Das IW untersucht auch die Treffsicherheit der von den Banken bislang abgegebenen Prognosen. Im Kurzfristranking der Institute, bei dem die Prognosen ab dem viertem Quartal 2020 mit der Realität verglichen werden, führt bei den Richtungsprognose die Santander Bank vor Unicredit und auf dem gemeinsamen dritten Platz National-Bank und Postbank. Bei den Punktprognosen stellt sich Unicredit an die Spitze, gefolgt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und der Postbank. Im langfristigen Ranking, das die Prognosen ab dem dritten Quartal 2016 berücksichtigt, führt bei den Richtungsprognosen die Hamburger Sparkasse vor der Helaba und der DZBank. Bei den Punktprognosen hat sich Unicredit auch im langfristigen Vergleich als führend herausgestellt, gefolgt von der DZBank und der National-Bank.
Die aktuellen Prognosen der Banken | ||||||||
Drei-Monats-Euribor | 10-jährige Bundesanleihe | 10-jährige US-Treasuries | Stoxx Europe 50 | Dax | S&P 500 | Euro in Dollar | Brent-Ölpreis in Dollar | |
Ausgangsbasis (31.3.2021) | –0,54 | –0,32 | 1,74 | 3323 | 15008 | 3973 | 1,174 | 63,50 |
Prognose für den 30.6.2021 | –0,52 | –0,23 | 1,67 | 3369 | 14704 | 3985 | 1,199 | 62,00 |
Prognose für den 30.9.2021 | –0,51 | –0,23 | 1,77 | 3410 | 14877 | 4038 | 1,215 | 62,40 |
Quelle: IWBörsen-Zeitung |