Enormer Einfluss durch die EZB

Enge Spreads machen Akteuren am Covered-Bond-Markt zu schaffen - Grüne Anleihen mit Potenzial

Enormer Einfluss durch die EZB

Die Käufe der Europäischen Zentralbank, die unter anderem bei Covered Bonds aktiv ist, und grüne Anleihen sind zwei wichtige Themen bei der Konferenz der Covered-Bond-Szene gewesen. Grüne Anleihen werden von den Akteuren der gedeckten Anleihen als ein großes Thema der nächsten Jahre angesehen. Emittenten können sich dadurch neue Investorenkreise erschließen.kjo Berlin – Der starke Einfluss des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den Markt der Covered Bonds, wozu auch die deutschen Pfandbriefe zählen, ist eines der zentralen Themen der jährlichen Covered-Bond-Konferenz der AFME (Association for Financial Markets in Europe) gewesen. Die immer engeren Spreads der mit Vermögensgegenständen wie Hypotheken oder Krediten an die öffentliche Hand gedeckten Anleihen machen den Akteuren am Markt erheblich zu schaffen. Die EZB sei ein sehr starker Käufer von Anleihen am Markt. Dadurch haben sich die Spreads stark eingeengt. Niveau gilt als lächerlichFlorian Hillenbrand, Portfoliomanager bei der Unicredit, stuft die gegenwärtigen Spread-Niveaus bei einer Diskussionsrunde bereits als lächerlich ein. Er weist darauf hin, dass Investoren mit niedrigen oder negativen Renditen leben könnten, ihnen aber die enorme Spread-Kompression zu schaffen machen würde. Bernhard Zahel, Portfoliomanager bei der Deutschen Asset Management, macht auch auf die schwierige Situation aufmerksam, dass verschiedene Assets im Fixed-Income-Bereich bereits auf den gleichen Spread-Niveaus handeln würden.Tobias Engel, Head of Markets bei der Aareal Bank, sieht in erster Linie drei Effekte für Emittenten von Covered Bonds, die durch das Covered-Bond-Kaufprogramm der EZB entstanden sind. Dies sei neben den engeren Spreads eine veränderte Investorenbasis für diese Anleiheform. Diesen Investoren würden sich nicht um negative Anleiherenditen kümmern. Der dritte Effekt sei, dass sich das Funding in seiner Art verändert habe, und zwar schneller als erwartet. Emittenten seien aufgrund des Kaufprogramms zum Beispiel in den Dollar oder das Pfund gegangen. Zinsen sinkenDurch das Kaufprogramm der EZB, die nicht nur Covered Bonds, sondern auch andere Anleihegattungen wie Staatsanleihen oder Unternehmensbonds im Rahmen des Quantitative Easing (QE) erwirbt, sind die Renditen stark zurückgegangen. In vielen Laufzeitenbereichen, insbesondere im kurzen und mittleren Bereich, sind die Renditen im negativen Terrain. Ein derartiges Phänomen konnte erstmals Ende November des Jahres 2010 beobachtet werden. Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets and Thematic Research bei Allianz Global Investors, stellt fest, dass die Zinsen mittlerweile seit über 5 000 Jahren fast durchgängig gesunken sind und damit heute auf dem niedrigsten Stand seit mehr als fünf Jahrtausenden angekommen sind (vgl. Grafik).Thematisiert wurde des Weiteren die Tendenz zu grünen Anleihen, d.h. auch zu grünen Covered Bonds. Zahel stuft grüne Anleihen als einen Megatrend der nächsten Jahre ein. Derzeit habe man noch kein Vehikel wie einen Fonds dafür. Er weist darüber hinaus darauf hin, dass es auch nicht genügend grüne Anleihen zwecks Investition gebe. “Es wird ein Thema werden in den kommenden zwei bis fünf Jahren”, sagt Zahel. Auch Portfoliomanager Hillenbrand ist der Meinung, dass das Thema grüne Anleihen Fahrt aufnehmen wird. Derzeit habe man noch keine spezifischen Mandate für grüne Bonds. Es sei bei der Unicredit aber ein Thema auf Vorstandsebene.Bei der Deutschen Hypo ist man dagegen emissionsseitig schon tätig geworden beim Thema grüne Covered Bonds. 18 Monate habe man an diesem Projekt gearbeitet und schließlich einen grünen Titel über 500 Mill. Euro gebracht. Die Emission sei zweifach überzeichnet gewesen. Jürgen Klebe, Senior Director Funding und zuständig auch für Investor Relations bei der Deutschen Hypo, weist auf einen wichtigen Vorteil für Emittenten bei grünen Anleihen hin. Dieser liege darin, dass sich ein Haus dadurch neue Investorenkreise erschließen könne. Bei der grünen Emission der Deutschen Hypo seien 30 % neue Investoren dabei gewesen, und zwar außerhalb von Deutschland. Derartige neue Investoren würden aus den skandinavischen Ländern, den Niederlanden und Frankreich kommen. Klebe zufolge will die Deutsche Hypo weiter grüne Anleihen emittieren.Derzeit wird aus Emittentensicht bei grünen Anleihen im Vergleich zu herkömmlichen, also nichtgrünen Bonds, kein Preisvorteil registriert. Steffen Dahmer, der bei J.P. Morgan im Bereich Covered Bond Trading/ Syndikat und Product Management tätig ist, sieht den Vorteil bei grünen Bonds ebenfalls in der breiteren Investorenbasis. Wenn größere neue Investorenkreise hinzukommen würden, dann könnte sich laut Dahmer für den Emittenten auch mehr Preispower abzeichnen. Wenn es zu regulatorischen Vorteilen bei den grünen Anleihen kommen sollte, dann könnte dies auch Preisvorteile bei diesen Anleihen nach sich ziehen. GewöhnungseffekteGrößeren bzw. nachhaltigeren Einfluss durch sogenannte Event Risks sehen die Covered-Bond-Experten zumeist nicht. Die Märkte hätten sich an Ereignisrisiken wie beispielsweise die Raketentests von Nordkorea mittlerweile gewöhnt. Im kommenden Jahr erwarten einige Experten, dass sich die Spreads der Covered Bonds ausweiten werden. Das führen sie auf eine verbesserte Konjunkturentwicklung, aber auch auf das anstehende Angebot an Papieren zurück. Sie gehen davon aus, dass die Investoren stärker zwischen den einzelnen Namen von Emittenten differenzieren werden. Das politische Risiko wird von manchem Akteur als das größte Risiko im kommenden Jahr eingestuft.