Entspannung am Gasmarkt
ku Frankfurt
Zunächst mit einem kräftigen Anstieg hat der Preis für Erdgas am europäischen Spotmarkt auf die Nachricht reagiert, dass der russische Gasexporteur Gazprom die Lieferungen an Polen und Bulgarien mit sofortiger Wirkung einstellt. Die Regierungen der beiden Länder hatten sich geweigert, in Rubel zu zahlen, gemäß dem neuen von Russland vorgeschriebenen Zahlungsmechanismus (zunächst an die Gazprombank in Euro zu zahlen, wobei das Institut dann die Beträge in Rubel umtauscht und an Gazprom überweist). Am virtuellen niederländischen Knotenpunkt TTF kletterte die Notierung am Morgen zunächst um rund 24% auf über 124 Euro je Megawattstunde, gab später jedoch wieder nach. Am Abend wurde der Monatsfuture aber nur noch mit 107,75 Euro, also einem Aufschlag von 4,4%, gegenüber dem Preis vom Vortag gehandelt. Zu der Entspannung trug bei, dass die russische Nachrichtenagentur Tass unter Verweis auf Quellen in Brüssel meldete, die Europäische Union strebe nun an, zunächst über die noch verbleibenden Kanäle anderer EU-Länder größere Gasmengen in Russland zu kaufen und diese dann an Polen und Bulgarien weiterzugeben. Am Mittwoch wurde bereits über die Jamal-Europe-Pipeline, die bislang russisches Gas nach Westeuropa transportierte, der Energieträger in großen Mengen von Deutschland nach Polen gepumpt. Nach Angaben des deutschen Netzbetreibers Gascade waren es 1,2 Mill. Kubikmeter pro Stunde, nach lediglich 237000 Kubikmetern pro Stunde am Vortag.
Nach Einschätzung von Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank, hat die Jamal-Pipeline für die Gasversorgung Europas in den vergangenen Monaten keine nennenswerte Rolle mehr gespielt. Seit Ende Dezember sei der Gasfluss nach Deutschland nahezu zum Erliegen gekommen. Die Lieferungen über die Pipeline hätten seit Jahresbeginn weniger als 2% der aus Russland bezogenen Mengen ausgemacht. In den vergangenen Wochen habe Polen sogar regelmäßig Erdgas über diese Pipeline aus Deutschland bezogen. Dies könne auch in Zukunft so gehandhabt werden, da der Gasfluss über die Pipeline Nord Stream 1 weiterhin normal laufe.
Der Ölpreis hat am Mittwoch nachgegeben. Die Notierung der Sorte Brent Crude gab um 1,3% auf 103,60 Dollar je Barrel nach. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich am 1,5% auf 100,20 Dollar. Händler verwiesen auf einen neuen Konjunkturausblick des Internationalen Währungsfonds IWF, gemäß dem Asien wegen des Ukraine-Kriegs, der Verteuerung der Rohstoffe und der konjunkturellen Abschwächung in China eine Stagflation droht.