gbe Frankfurt – Während die Mitglieder der Geldmarkt-Kontaktgruppe der Europäischen Zentralbank (EZB) den jüngsten Anstieg der Geldmarktsätze nach wie vor mit Sorge betrachten, zeigen sich Analysten weiterhin entspannt. Die Expertengruppe ist beunruhigt, weil manchen Mitgliedern “die zu schnelle Normalisierung des Eonia angesichts der gegenwärtigen Lage am Markt in Bezug auf Funktion und Fragmentierung ein Dorn im Auge” ist, heißt es auf der EZB-Homepage. Grund für die steigenden Sätze ist die fallende Überschussliquidität, die derzeit bei gut 170 Mrd. Euro liegt. “Seit deren Rutsch unter einen im Bereich zwischen 150 und 200 Mrd. Euro auszumachenden kritischen Wert sind vermehrt Aufwärtstendenzen bei den Geldmarktnotierungen zu erkennen”, sagt Christian Reicherter von der DZ Bank.Um beurteilen zu können, wie sich die Überschussliquidität weiter entwickeln dürfte, hat er untersucht, in welchem Umfang die jeweiligen nationalen Bankensysteme in den vergangenen Monaten Rückzahlungen bei den längerfristigen Tenderoperationen der Notenbank vorgenommen haben.Nachdem die Geschäftsbanken in Kerneuropa ihre dreijährigen Ausleihungen größtenteils vorzeitig zurückgeführt haben, geht Reicherter davon aus, dass die Rückzahlungsdynamik in den kommenden Monaten tendenziell abnimmt – und der Druck auf die Geldmarktsätze demnach nachlässt. So seien insbesondere kleinere Peripheriebanken weiterhin auf EZB-Liquidität angewiesen. “Eine abnehmende Rückzahlungsdynamik dürfte unserer Einschätzung nach den Aufwärtsdruck für die Geldmarkt-Notierungen grundsätzlich abmildern”, so der Experte.Ein weiterer Aspekt, welcher den Aufwärtsspielraum der Geldmarktnotierungen beschränkt, sei die Zusicherung der Notenbank, bis weit ins nächste Jahr an ihrer Vollzuteilungspolitik festzuhalten. Zwar könnten kurzfristige Verwerfungen aufgrund vorübergehender Liquiditätssorgen nicht ausgeschlossen werden, doch sollten diese spätestens mit der jeweils nächsten Tenderoperation ausgeräumt werden.