Erdölkonzern Repsol hängt den Ibex 35 ab
Von Thilo Schäfer, MadridDie jüngsten Quartalszahlen haben dem Aktienkurs von Repsol am Mittwoch eine Verschnaufpause mit einem Anstieg von 4 % verpasst. Doch schon tags darauf ging es für den spanischen Erdölkonzern wieder abwärts, was dem Trend der letzten Wochen entspricht. Grund ist neben der allgemeinen Schwäche der Börse der gefallene Rohölpreis. Das Barrel Brent ist von 85 Dollar Anfang Oktober auf unter 75 Doller gesunken. Doch diese konjunkturellen, äußeren Umstände haben die positive Einschätzung der Mehrheit der Analysten zu Repsol nicht getrübt. Seit Jahresbeginn gehört der Madrider Konzern zu den wenigen Werten des Schwergewichtsindex Ibex 35, die im Plus liegen, mit einem Zuwachs von 10 % auf 15,5 Euro. Im Juli erreichte die Aktie mit 17,5o Euro ihren Höchststand vor dem Hintergrund der anziehenden Ölpreise. Repsol kommt derzeit auf einen Marktwert von fast 25 Mrd. Euro. Integriertes GeschäftsmodellDie Stärke des ehemaligen Staatsunternehmens ist, wie bei einigen Konkurrenten, das integrierte Geschäftsmodell von Ölförderung, Raffinerie und Vertrieb über ein eigenes Tankstellennetz. Steigen die Rohölpreise, kommt dies der Upstream-Sparte zugute, die das geförderte Öl teurer absetzen kann. Dagegen leidet in diesem Fall der Geschäftsbereich Downstream unter geringeren Margen durch die höheren Rohstoffpreise. Diese Dynamik zeigte sich einmal mehr in den Zahlen des dritten Quartals. Das Segment Upstream konnte den Gewinn in den ersten neun Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf gut 1 Mrd. Euro verdoppeln, dank der gestiegenen Weltmarktpreise und eines Anstiegs der eigenen Förderung von 4 %.Die Downstream-Sparte verdiente dagegen mit ebenfalls gut 1 Mrd. Euro 23 % weniger als 2017. Insgesamt überzeugte Repsol mit einem Anstieg des um Lagerhaltungseffekte bereinigten Gewinns von 11,5 % auf 1,72 Mrd. Euro. Einschließlich aller Positionen erhöhte sich der Reingewinn bis September um 37 % auf 2,17 Mrd. Euro, womit Repsol vollkommen im Plan für dieses Jahr liegt.Trotz der für das Geschäft mit dem schwarzen Gold typischen geopolitischen Unsicherheiten sowie der in vielen Ländern eingeleiteten Energiewende sehen Experten für die Erdölbranche weiterhin ein gutes Geschäft. “Unsere Analyse ergibt ein starkes Wachstumspotenzial für den Sektor, mehr als 30 % im Schnitt in absoluten Zahlen, basierend auf unserer Einschätzung eines Ölpreises von 65 Dollar pro Barrel ab 2020”, schreiben die Analysten von Berenberg.Repsol hat mehrere neue Förderprojekte begonnen oder in der Pipeline, wie etwa in Norwegen oder Brasilien. Probleme gab es dagegen zuletzt in Libyen, wo es im Juli “Sicherheitsprobleme” wegen der instabilen Lage gab, wie das Unternehmen berichtete. In Venezuela, das in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise steckt, musste Repsol im letzten Jahr Rückstellungen von fast 700 Mill. Euro bilden.Im Segment Downstream bauen die Spanier derzeit Tankstellennetze in Lateinamerika. In Mexiko hat man in diesem Jahr schon 120 Service-Stationen eröffnet. In Spanien und Portugal hat Repsol 4 000 Tankstellen. Auch wenn das Geschäft mit den Raffinerien und Chemieprodukten zuletzt weniger einnahm, sind diese Anlagen in Spanien eines der wichtigsten Assets des Konzerns in den Augen der Analysten, zumal diese im Gegensatz zu vielen Konkurrenten bereits weitestgehend den neuen Umweltauflagen IMO entsprechen. “Die starke Position von Repsol im Downstream-Segment in Spanien bildet einen gewissen Schutz gegen niedrigere Ölpreise, und das Unternehmen ist in einer guten Lage, um in den nächsten zwei Jahren von den IMO-Regulierungen zu profitieren”, so Berenberg. Kraftwerke gekauftRepsol hat, wie einige der internationalen Mitbewerber, den ersten Schritt in neue Geschäftsfelder gemacht. Die Spanier wollen an der Energiewende und der zunehmenden Elektrifizierung der Wirtschaft, insbesondere des Straßenverkehres, teilhaben. Im Juni gab Repsol den Kauf von drei Wasserkraft- und zwei Kombinatskraftwerken bekannt. Mit dem Deal, der im vierten Quartal vollzogen werden soll, gewann Repsol auf einen Schlag 750 000 Stromkunden in Spanien. Bis 2025 will man auf 2,5 Millionen Kunden kommen. Außerdem kaufte Repsol eine Solaranlage und gehört zu den Investoren des ersten Offshore-Windparks auf Plattformen vor der Küste Portugals.Repsol beendete dieses Jahr eine langjährige strategische Allianz mit den Energiekonzern Naturgy, vormals Gas Natural Fenosa, und verkaufte die Anteile für 3,8 Mrd. Euro. Daraufhin stieg wiederum die Holdinggesellschaft der Bank La Caixa bei Repsol aus und verkauft gerade ihren 9-Prozent-Anteil am Markt, was dem Kurs nicht unbedingt zugutekommt. Mit dem Erlös aus den Naturgy-Anteilen konnte Repsol den Schuldenberg deutlich reduzieren, von 6,9 Mrd. Euro vor einem Jahr auf 2,3 Mrd. Euro. Das brachte den Spaniern jüngst eine Verbesserung der Note durch die Ratingagentur DBRS ein, während Fitch den Ausblick von “Neutral” auf “Positiv” anhob. Umfangreicher RückkaufRepsol versprach in ihrem Strategieplan von Juni, die Dividende um jährlich 8 % anzuheben, von 0,90 Euro in diesem Jahr auf 1 Euro in 2020. Hinzu kommt ein umfangreicher Aktienrückkauf, der teilweise den Effekt der Dividendenzahlung in Aktien (scrip dividend) ausgleichen soll. Bis Dezember will Repsol 4 % der Anteile aufkaufen.Die Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,7 billiger als der Branchenschnitt und die großen internationalen Konkurrenten wie Total oder Exxon. Von 33 Analystenhäusern empfehlen laut der Agentur Reuters derzeit nur zwei den Verkauf des Papiers, während 24 auf “Kaufen” oder “Outperform” setzen. Die Kurserwartungen der Analysten liegen im Schnitt bei 18,80 Euro.