Ausblick

Ernüchterung nach Feuerwerk

Der Auftakt ins neue Börsenjahr ging an den Aktienmärkten mit Abschlägen einher. Hoffnung auf kurzfristig bessere Zeiten haben Analysten nur bedingt – allerdings gibt es eine Kennzahl, die Hoffnung macht.

Ernüchterung nach Feuerwerk

Ausblick

Ernüchterung nach Feuerwerk

Aktienmärkte starten schwächer ins neue Jahr – Historisch niedriges Dax-KGV bietet Chancen

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Die erste Handelswoche des neuen Jahres hat für Aktionäre nur wenig Positives gebracht. Nach dem Kursfeuerwerk der letzten Monate war an den Aktienmärkten nun Konsolidierung angesagt. Der Dax wechselte zwischen Stagnation und Abschlägen und zumindest kurzfristig sehen nur wenige Analysten Licht am Horizont.

Die Jahresendrally der letzten Wochen und Monate war zu einem großen Teil von der Hoffnung auf baldige Leitzinssenkungen der Notenbanken getragen. Claudia Windt von der Helaba geht davon aus, dass diese Erwartungen zuletzt etwas überzogen waren und nun aus dem Markt entweichen. 2024 beginne „mit etwas Ernüchterung und mehr Realitätssinn“.

Auch für Bendt Fernow von der LBBW hat die Zinssenkungsfantasie vorerst ausgedient. Nun rückten wieder problematischere Themen in den Vordergrund. Dazu zählt Fernow den neuerlichen russischen Raketenregen auf die Ukraine und den Nahost-Konflikt mit all seinen Weiterungen wie den Raketenangriffen der Huthis auf die Frachtschifffahrt, die die Lieferkettenproblematik erneut auf die Tagesordnung setzen könnten. Hinzu kommt, dass 2024 zahlreiche Wahlen bereithält. Los geht es schon im Januar in Taiwan, im Frühjahr folgt Indien und nach den Europawahlen im Juni gehen im November die Vereinigten Staaten an die Urnen. Bei einer Wiederwahl von Donald Trump drohten Europa erhebliche Konsequenzen, fürchtet Fernow. Die LBBW hält daher mit Blick auf die Aktienmärkte eine längere Konsolidierungsphase für möglich und taxiert den Dax zur Jahresmitte nur auf 16.500 Punkte.

Die Helaba ist etwas optimistischer und sieht den Dax Ende Juni bei 16.800 Zählern. Entscheidend für die Aktienmärkte seien nun die Inflationsdaten. Auch für die Deutsche Bank ist die Verkündung der US-Inflationszahlen am Donnerstag das Schlüsselereignis der kommenden Woche.

Sven Streibel von der DZ Bank schätzt die Lage für den Dax deutlich positiver ein. Trotz des Dämpfers zum Jahreswechsel habe die jüngste Rally nicht nur Substanz, sondern auch weiteres Potenzial. Streibel sieht noch immer viel Pessimismus in den Kursen und die jüngsten Kurssteigerungen durch die Unternehmensgewinne gestützt. Die aktuellen Gewinnmitnahmen seien nicht ungewöhnlich, das KGV des Dax sei aber noch immer auf einem historisch niedrigen Niveau von 12,2 und damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 13,4. Zur Jahresmitte taxiert er den deutschen Leitindex auf 17.500 Zähler, hält diese im Vergleich zu anderen Instituten optimistische Einschätzung aber dennoch für „wahrscheinlich zu konservativ“.

Etwas Positives kann auch die Weberbank der aktuellen Lage trotz mauer Konjunktur und geopolitischen Unsicherheiten abgewinnen: Wahljahre seien grundsätzlich positive Börsenjahre.