Nachhaltiges Investment

Erster nachhaltiger ETF mit FNG-Siegel

Der von BNP Paribas Asset Management aufgelegte ETF auf den MSCI World SRI S-Series PAB 5% Capped Index ist der erste Nachhaltigkeits-ETF in Deutschland, der das FNG-Siegel erhalten hat.

Erster nachhaltiger ETF mit FNG-Siegel

Nachhaltige ETFs haben sich längst etabliert und konnten im laufenden Jahr global einen Anstieg der ver­walteten Vermögen um 70% auf 327 Mrd. US-Dollar verbuchen. Davon liegen laut Analysehaus ETFGI 188 Mrd. US-Dollar im europäischen ESG-ETF-Markt. Dabei haben börsennotierte Indexfonds, die nachhaltige globale Aktienindizes abbilden, mit 49 Mrd. US-Dollar den zweitgrößten Anteil. Während bei Standardindizes der MSCI World Index der bekannteste Aktienindex für große und mittelgroße Unternehmen aus 23 entwickelten Märkten ist, finden in der nachhaltigen Variante sogenannte SRI-Indizes von MSCI mit einem relativ strengen Konzept die meiste Beachtung.

Zweistufiges Verfahren

Das SRI-Indexkonzept von MSCI schließt im ersten Schritt grundsätzlich Unternehmen aus dem Investmentuniversum aus, die in den umstrittenen Geschäftsfeldern Alkohol, Glücksspiel, Tabak, Rüstung, Feuerwaffen, Pornografie, gentechnisch veränderte Organismen und Kernenergie aktiv sind. Im zweiten Schritt werden nach einem Best-in-Class-Ansatz alle Gesellschaften ergänzt, die hinsichtlich ihres ESG-Ratings (mindestens „BB“ auf einer siebenstufigen Skala zwischen „AAA“ und „CCC“), ihrer Sektorzugehörigkeit und Unternehmensgröße geeignet sind. Somit sollen materielle ESG-Risiken reduziert und Chancen identifiziert werden.

Das ESG-Rating fokussiert sich auf die Identifikation und Bewertung der Chancen und Risiken eines Unternehmens, die für den Geschäftserfolg von wesentlicher, also materieller Relevanz sind. Daher hat MSCI für jede der 171 beobachteten Indus­trien eigene Themenkataloge entwickelt. Erfahrungsgemäß sind lediglich drei bis sieben Themen in einer Branche tatsächlich von materieller Bedeutung. Diese werden sehr tiefgehend analysiert, um im Anschluss zu bestimmen, mit welchem Gewicht sie in das ESG-Rating einfließen. Hierzu werden die potenziellen Auswirkungen des Themas auf Umwelt und Gesellschaft sowie die zeitliche Relevanz des Themas analysiert. Wichtig dabei ist: Nachhaltigkeitsthemen und Trends ändern sich. Daher werden die Themenkataloge mindestens einmal pro Jahr auf ihre Gültigkeit überprüft.

Schließlich gelten Mindeststandards hinsichtlich der vom Kontroversen-Research vergebenen Punktzahlen bei der Analyse und Überwachung von Kontroversen wie Verstößen gegen internationale Normen von United Nations und relevanten Nichtregierungsorganisationen. Ziel ist die Minimierung von Reputationsrisiken. Themen sind dabei Umwelt, Menschenrechte, Arbeitnehmerrechte, Lieferketten sowie die Unternehmensführung.

Fossile Energien am Pranger

BNP Paribas Asset Management bildet eine Indexvariante mit einer Gewichtungsobergrenze von 5% pro Titel ab, um eine Konzentration des Indexportfolios zugunsten von Aktien mit der höchsten Marktkapitalisierung zu vermeiden. Der Zusatz „S-Series“ steht für strengere Umsatzgrenzen bei Ausschlüssen von Unternehmen, deren Tätigkeit unmittelbar mit fossilen Brennstoffen in Zusammenhang steht. Dies betrifft sowohl die Suche nach fossilen Energieträgern, deren Gewinnung, Verarbeitung, Transport und Lagerung als auch die Erzeugung von Strom aus solchen Rohstoffen. Für den Sektor Kernenergie (inklusive Uranförderung) gelten deutlich strengere Umsatzhöchstgrenzen.

Der Index integriert ergänzend die Kriterien einer Paris-Aligned Benchmark (PAB), eines von der EU-Kommission im April 2020 geschaffenen klimafreundlichen Benchmark-Typs, der mit den Zielen des Pariser Abkommens und dem EU-Ziel der CO2-Neutralität korrespondieren und dazu beitragen soll, dem Risiko des Greenwashing zu begegnen. Ziel ist es, den CO2-Fußabdruck im Vergleich zum Anlageuniversum um rund 50% zu reduzieren. Die PAB sieht einen Mechanismus vor, um den CO2-Fußabdruck des Portfolios um mindestens 7% pro Jahr weiter zu reduzieren. Dies steht im Einklang mit der 1,5-Grad-Zeitschiene des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und entspricht dem EU-Ziel der CO2-Neutralität. MSCI als Indexanbieter ist dafür verantwortlich, den Index an die Anforderungen der PAB anzupassen.

Diversifizierte Sektorallokation

Während der MSCI World Index mit 1561 Indexmitgliedern aus 23 entwickelten Märkten ein repräsentatives Abbild des globalen Aktienmarktes darstellt, wählt der entsprechende SRI-PAB-Index 343 Large- und Mid-Cap-Titel aus diesem Universum gemäß den beschriebenen Regeln aus. Der nachhaltige Index bietet ein gutes Umfeld für neue Technologien, den Finanzsektor, den Gesundheits- und Pharmasektor sowie den Konsumbereich.

BNP Paribas Asset Management bildet den MSCI World SRI S-Series PAB 5% Capped Index in einem ETF ab. Durch die dedizierte ESG-Strategie mit Berücksichtigung der Standard-PAIs wird der auf diesem Index basierte ETF gemäß Artikel 9 EU-Offenlegungsverordnung als besonders nachhaltig klassifiziert.

Der ETF ist am 25. November 2021 als erster ETF in Deutschland mit dem FNG-Siegel ausgezeichnet worden. Das FNG-Siegel ist der Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Methodik des FNG-Siegels basiert auf einem Mindeststandard. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung, wie sie im weltweit anerkannten UN Global Compact zusammengefasst sind. Auch müssen alle Unternehmen des jeweiligen Fonds explizit auf Nachhaltigkeitskriterien hin analysiert werden, und das Produkt muss eine explizite Nachhaltigkeitsstrategie vorweisen. Investitionen in Atomkraft, Kohle- und Uranbergbau, bedeutsame Kohleverstromung, Fracking, Ölsande sowie Waffen und Rüstung sind tabu. Darüber hinaus spielen Elemente wie Reporting, Kontroversen-Monitoring, die Einbindung von Stakeholdern und die Fondsgesellschaft als solche eine wichtige Rolle. Auditor des FNG-Siegels ist der Lehrstuhl von Prof. Dr. Timo Busch von der Research Group on Sustainable Finance der Universität Hamburg.

Die Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen (QNG) trägt die Gesamtverantwortung, insbesondere für die Koordination, die Vergabe und die Vermarktung. Den Prüfprozess begleitet außerdem ein unabhängiges Komitee mit interdisziplinärer Expertise. Das FNG-Siegel ist von dem Verbraucherportal www.label-online.de als „sehr empfehlenswert“ ausgezeichnet worden und in den Warenkorb des Rats für Nachhaltige Entwicklung aufgenommen worden. Außerdem wirkt es mit den anderen nationalen, staatlichen Label-Systemen in einer Arbeitsgruppe im Rahmen des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums mit.

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