ETF-Effizienz-Indikator trifft die Bedürfnisse des Marktes
Hermann Pfeifer.Head of Lyxor ETFs Germany, Austria & Eastern EuropeDie bei der Auswahl aktiver Investmentfonds traditionell eingesetzten Werkzeuge sind für Exchange Traded Funds (ETF) leider nicht geeignet. Beim Vergleich verschiedener Portfoliomanager greifen Analysten bei aktiven Fonds in der Regel auf die Information Ratio zurück. Diese Kennzahl steht für das Verhältnis der Outperformance (Alpha) zum Tracking Error (TE). Damit misst der Indikator den Ertrag des Fonds im Verhältnis zu seiner Benchmark und berücksichtigt dabei das in Relation zum Index in Kauf genommene Risiko.Da ETF den Index replizieren, fallen Outperformance und TE naturgemäß gering aus. Infolgedessen können die Information Ratios extrem sensitiv und möglicherweise ungenau sein. Ein Produkt mit einem sehr niedrigen Tracking Error könnte trotz einer exzellenten Indexreplikation aufgrund einer schwachen Information Ratio fälschlicherweise ausgeschlossen werden. Auf ähnliche Weise könnte ein Produkt mit einer geringen Underperformance und einem sehr niedrigen TE wegen seiner negativen Ratio durch das Raster fallen, während ein anderer ETF mit einer marginalen Outperformance trotz eines hohen TE zum Einsatz käme.Ein besserer Indikator für die ETF-Effizienz nutzt einen risikobasierten Ansatz. Dieser fokussiert sich auf die drei Performance-Eigenschaften, auf die es für Investoren wesentlich ankommt: Performance (Tracking-Differenz gegenüber dem Index),Liquidität und Tracking Error.2013 entwickelte Thierry Roncalli, Professor für Finanzwesen an der Universität Evry, aus der Kombination dieser drei Risiko-Eigenschaften einen Effizienz-Indikator für ETF.Im Gleichklang mit der standardmäßigen Berechnung des Value-at-Risk (VaR) entspricht der auf den Tracking Error angewandte Skalierungsfaktor von 1,65 dem 95-Prozent-Konfidenzniveau einer Gaußschen Risikoverteilung. Unter Annahme einer solchen Risikoverteilung liegt beispielsweise bei einem ETF mit einem Effizienz-Indikator von -33 Basispunkten (Bps) die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts von mehr als 33 Basispunkten in Relation zum Index über einen Zeitraum von zwölf Monaten bei genau 5%.Die zunehmende Beliebtheit von ETF und passiven Indexfonds in Kombination mit der fehlenden Aussagekraft traditioneller Kennzahlen wie der Information Ratio führte zu einem wachsenden Bedarf an neuen Methoden der Fondsbewertung. Im Zuge der Einführung neuer ESMA-Richtlinien für ETF und andere Ucits-Fragestellungen fällt zudem der Funktionsweise sowie der Fähigkeit von ETF, den Bedürfnissen der Anleger gerecht zu werden, deutlich mehr Aufmerksamkeit zu.Der Effizienz-Indikator kombiniert Tracking-Differenz, Tracking Error und Sekundärmarktliquidität in einer Kennzahl. Er bietet Investoren eine einfache, verständliche Bewertung der Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Performance gegenüber dem Index an. Vielmehr noch ermöglicht der Indikator darüber hinaus einen direkten Vergleich von auf demselben Index basierenden Fonds und erfüllt die wachsenden Ansprüche von Investoren und anderen Akteuren des europäischen ETF-Marktes.——ETF-Effizienz-Indikator = Tracking-Differenz – Geld-/Briefspanne – 1,65 X Tracking Error——