LEITARTIKEL

ETFs vor Rekordjahr

Wir haben erst Anfang Dezember, und bekannt sind bisher nur die Zahlen per Ende Oktober. Eines ist aber jetzt schon klar: Das Pandemiejahr 2020 wird zu einem neuen Rekordjahr für die börsennotierten Indexfonds, kurz ETFs, werden. Im Oktober gingen...

ETFs vor Rekordjahr

Wir haben erst Anfang Dezember, und bekannt sind bisher nur die Zahlen per Ende Oktober. Eines ist aber jetzt schon klar: Das Pandemiejahr 2020 wird zu einem neuen Rekordjahr für die börsennotierten Indexfonds, kurz ETFs, werden. Im Oktober gingen die weltweiten Mittelzuflüsse angesichts der damals noch bevorstehenden Wahl zum US-Präsidenten zwar im Vergleich zum Vormonat auf knapp 50 Mrd. Dollar leicht zurück. Im November hat es aber richtig gebrummt, ist von mehreren Adressen zu hören, so dass der Absatz deutlich höher als im Oktober ausfallen dürfte. Und bis Ende Oktober sind den ETFs und den börsengehandelten Produkten (ETPs), die aber hier nur einen geringen Teil ausmachen, in diesem Jahr bereits neue Gelder in Höhe von weltweit 540 Mrd. Dollar zugeflossen, so das Analysehaus ETFGI. Das ist weitaus mehr als im Vorjahreszeitraum mit 400 Mrd. Dollar.Trotz der Coronakrise setzt sich also die passive Revolution in der Fondsindustrie ungebremst fort. ETFs dürften in diesem Jahr Mittelzuflüsse in Rekordhöhe erzielen, und die global in börsennotierten Indexfonds verwalteten Gelder dürften zum Jahresende wieder das Ende September erreichte Rekordniveau von 7 Bill. Dollar erreichen und wohl sogar übertreffen, schließlich haben die Aktienkurse im November merklich zugelegt. Ende 2019 waren übrigens rund 6 Bill. Dollar, Ende 2015 knapp 3 Bill. Dollar und Ende 2010 gut 1 Bill. Dollar weltweit in ETFs angelegt. Diese Zahlen verdeutlichen das über Jahre dynamische Wachstum der börsennotierten Indexfonds.Jüngst hat ETFGI das Wachstum bei ETFs mit dem bei Hedgefonds verglichen. Demnach sind die in börsennotierten Indexfonds angelegten Gelder seit der Finanzkrise 2008 wesentlich dynamischer gewachsen als die global in Hedgefonds verwalteten Mittel. Mitte 2015 haben die ETFs die Hedgefonds bei den Assets überholt. Und inzwischen verwaltet die ETF-Industrie weltweit laut ETFGI 3,6 Bill. Dollar mehr Gelder als die Hedgefondsbranche.Wobei in diesem Vergleich bereits mehrere Gründe deutlich werden, warum ETFs derart dynamisch wachsen. Im Gegensatz zu Hedgefonds, die hohe Gebühren und wenig Transparenz aufweisen, sind die börsennotierten Indexfonds transparente und ausgesprochen preisgünstige Produkte. Die jährlichen Verwaltungsgebühren der ETFs sind sogar stetig gefallen und bewegen sich weiter nach unten. So hat jüngst zum Beispiel die DWS-Tochter Xtrackers die Gebühren von etlichen ETFs nochmals gesenkt. Simon Klein, globaler Leiter des Sales, betont: “Das sind keine kurzfristigen Gebührensenkungen, sie sind dauerhaft.”Hinzu kommt, dass bei ETFs, ähnlich wie bei Aldi, die Produktqualität in der Regel stimmt. Von der Performance her müssen die passiven Produkte den Vergleich mit aktiven Fonds keineswegs scheuen, sie schneiden aufgrund ihrer niedrigeren laufenden Kosten vielfach sogar besser ab. Geadelt werden die ETFs durch die internationalen Notenbanken, die immer mehr Gelder in ETFs anlegen.Zum Rekordjahr 2020 trägt aber insbesondere auch die ausgeprägte Innovationskraft der Branche bei. Bei Aktien wurden Smart-Beta-Produkte auf wertschaffende Faktoren wie Quality oder Growth entwickelt. Aktive Produkte im passiven Gewand verzeichnen überdurchschnittliche Wachstumsraten. Vor allem ist es den Anbietern gelungen, eine Palette von Anleihen-ETFs zu entwickeln, die institutionellen Anlegern einen wesentlich einfacheren Zugang zu Fixed Income bieten als der direkte Kauf von häufig wenig liquiden Anleihen. Daher konnten Profi-Anleger im Corona-Crash problemlos in Anleihen-ETFs umschichten, um Risiken zu reduzieren. So flossen denn auch den Anleiheprodukten in diesem Jahr bis Ende Oktober 193 Mrd. Dollar neue Mittel zu, während Aktien-ETFs auf 197 Mrd. Dollar kamen.Neben Corona heißt das Thema des Jahres 2020 Nachhaltigkeit. Und auch hier können die ETFs punkten. So stellt Morningstar fest, dass sich die Vermögenswerte in europäischen Indexfonds binnen fünf Jahren mehr als vervierfacht haben. Die Produktentwicklung in der ETF-Branche läuft auf vollen Touren. Größter Anbieter von ESG-ETFs in Europa ist übrigens die BlackRock-Tochter iShares vor UBS, Lyxor und BNP Paribas. Eine globale Umfrage von BlackRock kommt nun zu dem Ergebnis, dass Institutionelle ihre in nachhaltigen Anlagen investierten Gelder in den kommenden fünf Jahren verdoppeln wollen. Dies wäre dann der nächste Wachstumsschub für ETFs.——Von Werner Rüppel Im November hat es beim ETF-Absatz richtig gebrummt. Die passive Revolution setzt sich fort, die börsennotierten Indexfonds stehen vor einem Rekordjahr.——