TECHNISCHE ANALYSE

Euro-Dollar in Etappen abwärts

Von Sandra Striffler *) Börsen-Zeitung, 27.5.2020 Die mit der Corona-Pandemie an den Finanzmärkten einhergehende massive Unsicherheit hat auch den Euro-Dollar-Wechselkurs nicht kalt gelassen. Vielmehr zeigte sich das Währungspaar im März ungewohnt...

Euro-Dollar in Etappen abwärts

Von Sandra Striffler *)Die mit der Corona-Pandemie an den Finanzmärkten einhergehende massive Unsicherheit hat auch den Euro-Dollar-Wechselkurs nicht kalt gelassen. Vielmehr zeigte sich das Währungspaar im März ungewohnt bewegungsfreudig und kletterte hierbei innerhalb kurzer Zeit im Hoch zunächst bis auf Werte von knapp 1,15 US-Dollar, um anschließend ebenfalls binnen weniger Tage wie der sprichwörtliche Stein auf Tiefstkurse von rund 1,0635 Dollar zu fallen. In derartige Untiefen wagte sich die Gemeinschaftswährung zuletzt im Frühjahr 2017 hinab.Dauerhaft Freude an Bewegung scheint der Euro jedoch nicht gefunden zu haben. Vielmehr nahm er das wieder etwas beruhigte Marktumfeld zum Anlass, sich in einer seitwärts orientierten Spanne zwischen etwa 1,0770 und rund 1,1060 Dollar einzupendeln. Damit ist die europäische Gemeinschaftswährung zu einem seit etwas mehr als zwei Jahren immer wieder zu beobachtenden Verhaltensmuster zurückgekehrt. Gemeint ist damit, dass Euro-Dollar vor einer klaren Richtungsentscheidung zurückschreckt und stattdessen auch über weite Strecken hinweg in einer unter dem Strich als seitwärts orientiert zu beschreibenden Range der Dinge harrt, die da kommen mögen. Betrachtet man den Kursverlauf des Währungspaares unter diesem Aspekt, so kann man seit Anfang 2018 eine treppenförmige Bewegung erkennen, die den Euro letztendlich in Etappen gen Süden geführt hat. Tagesindikatoren Euro-positivDerzeit bewegt sich Euro-Dollar stabil in etwa der Mitte der eingangs genannten neuen Wohlfühlzone zwischen rund 1,0770 und etwa 1,1060 Dollar. Geht es nach den charttechnischen Tagesindikatoren, dürfte die Gemeinschaftswährung zur Wochenmitte hin ihre Fühler wieder in Richtung des Hochs vom 1. Mai bei 1,1019 Dollar ausstrecken, präsentieren sich diese doch in mehrheitlich Euro-freundlicher Verfassung. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang zum einen der MACD sowie die Stochastik, welche beide oberhalb ihrer jeweiligen Signallinie anzutreffen sind. Zum anderen stärkt das Momentum der europäischen Gemeinschaftswährung den Rücken. Nachdem die Nulllinie in den vergangenen Wochen eine spürbare Anziehungskraft auf diesen Indikator ausgeübt hatte, ist dieser nun wieder deutlicher gen Norden ausgerichtet und daher als grundsätzlich Euro-freundlich zu werten. Keine Position beziehen hingegen sowohl der ADX als auch der RSI, welche im Tageschart auf neutralen Niveaus anzutreffen sind.Kann der Euro die freundlichen technischen Tagesindikatoren zu seinen Gunsten nutzen, dürfte es auf Wochensicht mit Blick auf die Überwindung der eingangs genannten oberen Begrenzung der jüngst etablierten Wohlfühlzone bei rund 1,1060 Dollar spannend werden. So hellen sich doch derzeit die übergeordneten Wochenindikatoren, konkret der MACD, die Stochastik sowie das Momentum, zugunsten der Gemeinschaftswährung auf. Zudem muss der Euro auch in diesem Zeitfenster kein Störfeuer seitens des ADX und des RSI fürchten.Angesichts dieser charttechnisch ermutigenden Vorzeichen sollte es nicht verwundern, wenn Euro-Dollar den Bereich um 1,1060 Dollar nicht nur wieder ins Visier nimmt, sondern auch einen zumindest temporären Blick über diesen markanten Widerstand riskiert. Bevor dieser jedoch in greifbare Nähe rückt, gilt es noch, bei 1,1039 Dollar den Tageshöchststand vom 1. April zu überwinden. Bewegt sich Euro-Dollar schließlich im Bereich von 1,1060 Dollar, bei welchem auch die Hochs vom 26. und 31. März auszumachen sind, rücken anschließend Werte um 1,11 Dollar in den Fokus. Luft wird zu dünn Zu nennen sind hierbei u. a. verschiedene Tageshöchststände von Ende Januar bzw. dem 3. Februar. Hat der Euro auch diese Hürden gemeistert, ist der Weg frei bis zu den markanten Hochs vom 27. und vom 30. März bei rund 1,1150 Dollar. In diesen Gefilden dürfte die Luft für den Euro jedoch auf Wochensicht letztendlich zu dünn werden, so dass er sich schließlich wieder im oberen Bereich der aktuellen Seitwärts-Range einfinden sollte.Kann die Gemeinschaftswährung hingegen die freundlichen technischen Vorgaben nicht zu ihren Gunsten nutzen und ist stattdessen auf Unterstützungen angewiesen, steht ihr zunächst bei 1,0871 Dollar das Tief vom Dienstag der zurückliegenden Woche zur Seite. Im Anschluss daran ist als nächster markanter Support die runde Marke von 1,08 Dollar zu nennen, welche Euro-Dollar auf Wochensicht treue Dienste leisten dürfte.Euro-Dollar bewegt sich seit längerer Zeit treppenförmig, sprich in längerfristigen Seitwärtsphasen, gen Süden hinab. Wenngleich die mit dem Ausbruch der Coronakrise an den Märkten massiv erhöhte Volatilität auch in Euro-Dollar Spuren hinterlassen hat, so ist die Gemeinschaftswährung letztendlich rasch wieder zu ihrem altbekannten Verhaltensmuster zurückgekehrt. Aus charttechnischer Sicht dürfte der Euro auf Wochensicht Kraft sammeln, um einen Blick über die bei rund 1,1060 Dollar verlaufende obere Begrenzung der aktuellen Seitwärts-Range zu wagen. Der nachhaltige Ausbruch aus dieser Wohlfühlzone sollte dem Währungspaar letztendlich jedoch verwehrt bleiben. *) Sandra Striffler ist Devisenanalystin der DZ Bank.