TECHNISCHE ANALYSE

Euro-Dollar-Kurs gibt sich kämpferisch

Von Sandra Striffler *) Börsen-Zeitung, 5.6.2019 Euro-Dollar schreckte in den vergangenen Monaten vor einer nachhaltigen Richtungsentscheidung zurück und bewegte sich in einer übergeordneten Seitwärtsrange zwischen rund 1,1205 Dollar und 1,1500...

Euro-Dollar-Kurs gibt sich kämpferisch

Von Sandra Striffler *)Euro-Dollar schreckte in den vergangenen Monaten vor einer nachhaltigen Richtungsentscheidung zurück und bewegte sich in einer übergeordneten Seitwärtsrange zwischen rund 1,1205 Dollar und 1,1500 Dollar fort. In den vergangenen Wochen wurde diese Wohlfühlzone jedoch zunehmend gen Süden brüchig, durchbrach die Gemeinschaftswährung doch öfters deren untere Begrenzungslinie. Hierbei markierte sie am 23. Mai das bisherige Jahrestief bei 1,1106 Dollar.Diese schleichende Talfahrt führte zur Ausbildung eines kurzfristigen Abwärtstrendkanals, welcher momentan nach oben durch Werte bei etwa 1,1210 Dollar und nach unten hin durch Niveaus um 1,0970 Dollar begrenzt wird. Dass sich der Euro nicht so leicht geschlagen gibt, hat er bereits in der Vergangenheit deutlich gemacht, und auch am aktuellen Rand kommt seine Kämpfernatur wieder zum Ausdruck. So ist es ihm doch zum Wochenauftakt mit einer eindrucksvollen Aufwärtsbewegung gelungen, den Abwärtstrendkanal gen Norden hin zu verlassen und wieder in seine übergeordnete Wohlfühlzone zurückzukehren. Aber wird diese Rückkehr auch von Dauer sein? Kurzfristiger RückenwindNehmen wir zur Beantwortung dieser Frage nun zunächst die kurzfristigen charttechnischen Perspektiven des Euro näher unter die Lupe. Und diese können sich durchaus sehen lassen. Als Fürsprecher sind in diesem Zusammenhang zum einen der Moving Average Convergence/Divergence (MACD) sowie die Stochastik zu nennen, welche beide oberhalb ihrer jeweiligen Signallinie spürbar gen Norden ausgerichtet sind. Zum anderen kann die europäische Gemeinschaftswährung zur Wochenmitte hin auch auf das Momentum zählen, welches ebenfalls jüngst seine Nulllinie eindrucksvoll hinter sich gelassen hat. Auch vom Average Directional Movement Index (ADX) und vom Relative Strength Index (RSI) muss der Euro gegenwärtig keinen Gegenwind fürchten, bewegen sich diese beiden Indikatoren doch auf neutralen Niveaus.Alles in allem stehen damit die Vorzeichen gut, dass der Euro auf kurze Sicht nicht nur in seiner jüngst zurückeroberten übergeordneten Seitwärtsspanne durchatmen kann. Vielmehr dürfte er sich angesichts dieser mehrheitlich positiven technischen Vorgaben auch noch etwas gen Norden strecken. In diesem Zusammenhang sollte die Gemeinschaftswährung durchaus noch einen Blick über die runde Marke von 1,13 Dollar wagen. Gen Süden sehen wir Euro-Dollar am aktuellen Rand durch die bei etwa 1,1205 Dollar verlaufende untere Begrenzung der übergeordneten Wohlfühlzone abgesichert, dürfte die Gemeinschaftswährung diesen Bereich doch zur Wochenmitte hin nicht dauerhaft nach unten hin durchbrechen.Was die Perspektiven der kommenden Tage betrifft, sollte der Euro aus charttechnischer Sicht wieder umsichtiger agieren. Anlass zu dieser Einschätzung geben uns die aus Euro-Perspektive unter dem Strich als uneinheitlich zu charakterisierenden Wochenindikatoren. Zwar stärkt der MACD, der auch in diesem übergeordneten Zeitfenster oberhalb seiner Trigger-Linie anzutreffen ist, der Gemeinschaftswährung weiterhin den Rücken. Ihm steht allerdings das unterhalb seiner Nulllinie anzutreffende und damit als Euro-skeptisch einzustufende Momentum gegenüber.Auf die Stochastik kann die Gemeinschaftswährung derzeit ebenfalls kaum zählen, ist sie doch erst dabei, ihre Signallinie von unten kommend zu überwinden. Und was den ADX und den RSI betrifft, so lassen sich von diesen beiden Indikatoren auch im Wochenchart keine Impulse ableiten, harren sie doch weiterhin auf neutralem Terrain der Dinge, die da kommen werden.Ist es dem Euro gelungen, seinen kurzfristigen charttechnischen Rückenwind zu nutzen, um den Widerstandsbereich in Form der Hochs von Mitte April bei rund 1,1325 Dollar hinter sich zu lassen, rücken im Anschluss daran bei etwa 1,1360 Dollar die Tageshöchststände vom 18. und 19. März in den Blickpunkt. Kann die Gemeinschaftswährung auch diese Hürden meistern, gilt es, bei Werten um 1,1370 Dollar nicht nur das Hoch vom 20. Februar, sondern auch die bei diesen Niveaus verlaufende 200-Tage-Linie zu überwinden. Wir sind skeptisch, dass dem Euro dies auf Wochensicht gelingen wird. Seitwärts orientiertZieht er sich hingegen in den nächsten Tagen wieder etwas zurück, so steht dem Euro zunächst bei 1,1159 Dollar das Tagestief vom 3. Juni zur Seite. Kann dieses der Gemeinschaftswährung nicht den benötigten Support bieten, ist als nächste Unterstützung das Tief vom 30. Mai bei 1,1116 Dollar zu nennen. Die Abwärtsrisiken von Euro-Dollar sehen wir auf Wochensicht letztendlich durch den bisherigen Jahrestiefststand bei 1,1106 Dollar zuverlässig abgesichert.Euro-Dollar hat sich zu Beginn der Handelswoche von seiner kämpferischen Seite gezeigt und von unten kommend die übergeordnete Seitwärtsrange zurückerobert. Auf kurze Sicht erfährt die Gemeinschaftswährung charttechnischen Rückenwind, so dass diese zur Wochenmitte hin durchaus einen Blick über die runde Marke von 1,13 Dollar werfen dürfte. In den kommenden Tagen wäre der Euro jedoch gut beraten, sich wieder mit weniger zufriedenzugeben, lassen die Wochenindikatoren doch auf ein unter dem Strich seitwärts orientiertes Geschehen schließen. *) Sandra Striffler ist Devisenanalystin der DZ Bank.