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Euro geht fester in den EZB-Tag

Forint leidet anfangs unter Beschluss des EU-Parlaments zur Rechtsstaatlichkeit in Ungarn

Euro geht fester in den EZB-Tag

sts Frankfurt – Der Euro ist mit Kursgewinnen zum Dollar dem heute anstehenden Zinsentscheid entgegengegangen. Am Mittwoch bewegte sich die Gemeinschaftswährung zunächst nur wenig, notierte im späten europäischen Handel dann aber 0,4 % höher bei 1,1648 Dollar.Die Akteure erwarten von EZB-Präsident Mario Draghi Aussagen zum Auslaufen der Nettoanleihekäufe, das allgemein für das Jahresende erwartet wird. Schon im Oktober könnte, so der Tenor am Markt, das monatliche Kaufvolumen im Rahmen der quantitativen Lockerung auf 15 von 30 Mrd. Euro sinken.Oft reagiert der Euro-Kurs während Draghis Pressekonferenz, die um 14.30 Uhr beginnt. Dann werden Aussagen zur weiteren geldpolitischen Entwicklung in der Eurozone fallen, insbesondere im Hinblick auf die Inflationserwartungen und eine erste Zinsanhebung der EZB seit der europäischen Staatsschuldenkrise. Für Unruhe hatten jüngst Spekulationen gesorgt, die EZB könne aufgrund der wirtschaftlichen Probleme der Türkei und des Brexit ihre Wachstumsprognose senken. Sollte dies zutreffen, könnte die EZB ihre Anleihekäufe weniger stark als erwartet herunterfahren. Dies würde wohl den Euro belasten. Umgekehrt würde ein Signal Draghis für starkes Wachstum der Gemeinschaftswährung einen Schub geben können.Aktuell sehen die meisten Marktakteure allerdings den Dollar noch im Vorteil, weil die US-Notenbank nicht nur von Zinserhöhungen spricht, sondern diese auch durchzieht. In diesem Jahr könnte es noch zwei weitere Zinsschritte geben, eine allerdings weitgehend eingepreiste Erwartungshaltung. Der erste Zinsschritt der EZB werde noch auf sich warten lassen, stellt Metzler Capital fest. Anstieg erst 2019 Vor diesem Hintergrund wird sich der Euro nach Einschätzung der Commerzbank für den Rest des Jahres im Bereich von 1,16 Dollar bewegen. Ab der Jahreswende rechnet das Institut dann allerdings wieder mit einem kontinuierlich steigenden Euro-Kurs. Die am Mittwoch veröffentlichte Prognose des Hauses geht von 1,20 Dollar zur Jahresmitte 2019 und von 1,26 Dollar zum Ende nächsten Jahres aus. “Erst für nächstes Jahr sehen wir wieder Chancen auf einen stärkeren Euro, wenn klarer wird, dass die EZB dann doch bald an der Zinsschraube dreht”, stellt Ulrich Leuchtmann fest, der bei dem Institut die Währungsanalyse leitet.Unterdessen könnte Ungarn neue Diskussionen um Europa auslösen. Gestern reagierte die Landeswährung mit vorübergehender Schwäche auf den Beschluss des Europaparlaments, wonach die Einhaltung rechtsstaatlicher Prinzipien in dem zunehmend autoritär geführten Mitgliedstaat untersucht werden soll. Für einen Euro mussten zeitweilig 326,41 Forint gezahlt werden. Später normalisierte sich der Kurs wieder und lag kaum verändert bei 324,94 Forint. Marktakteuren zufolge ist die Auswirkung des Verfahrens für den Währungsmarkt nicht klar. Es könnte den Forint treffen, weil das Wachstum in Ungarn nicht unwesentlich von EU-Mitteln abhängt, die im Konfliktfall wegfallen könnten. Allerdings könnte das Verfahren auch zu Uneinigkeit unter den Europäern führen und den Euro belasten.