TECHNISCHE ANALYSE

Euro Stoxx 50 wartet auf Richtungssignale

Von Stefan Salomon *) Börsen-Zeitung, 6.3.2013 Während der US-Leitindex Dow Jones nur knapp unter seinem Allzeithoch und der Dax rund 5,4 % unter seinem Allzeithoch bei 8 151 Punkten aus dem Jahre 2007 notiert, hinken die meisten europäischen...

Euro Stoxx 50 wartet auf Richtungssignale

Von Stefan Salomon *)Während der US-Leitindex Dow Jones nur knapp unter seinem Allzeithoch und der Dax rund 5,4 % unter seinem Allzeithoch bei 8 151 Punkten aus dem Jahre 2007 notiert, hinken die meisten europäischen Aktienindizes dieser positiven Entwicklung meilenweit hinterher. Der französische CAC zeigt hierbei ebenso wie der italienische MIB, der spanische Ibex oder auch der Wiener ATX eine eher desaströse Performance aus dem Blickwinkel eines Anlegers, der zu Hochzeiten eingestiegen wäre. Interessant hingegen der Londoner Footsie, der zuletzt mit einem Kurssprung über ein Widerstandsniveau deutlich zulegen konnte und nun aus charttechnischer Sicht weiteres Aufwärtspotenzial aufzeigt.Als Indikator für die europäischen Indizes gilt der Euro Stoxx 50. Trotz einer hohen Gewichtung der französischen und deutschen Unternehmen spiegelt der Euro Stoxx 50, mit Ausnahme der Unternehmen aus der Schweiz und Großbritannien, die Großwetterlage der europäischen Unternehmen wider. Da der Index auch als Benchmark für Fonds gilt, die ihren Anlageschwerpunkt in europäische Aktien setzen, nachfolgend eine charttechnische Analyse des Euro Stoxx 50.Im dargestellten Chart ist der Index als Balken-Chart dargestellt im Zeitraum November 2006 bis März 2013. Sehr gut zu erkennen ist die Finanzkrise 2008 sowie die nachfolgende, jedoch nur moderate Erholung im Jahr 2009. Im Zuge der europäischen Schuldenkrise verlor der Index, auch durch die starke Gewichtung im Bankensektor, 2011 nochmals deutlich an Terrain. W-Formation nicht typischInteressant ist nun der Kursverlauf seit Mitte 2011 mit zwei Tiefpunkten bei 1 935 Punkten im September 2011 sowie bei 2 050 Punkten im Juni 2012. Das Hoch zwischen diesen beiden Tiefpunkten notiert bei 2 611 Punkten im März 2012. Dieses Kursverlaufsmuster seit Mitte 2011 kann als eine nicht idealtypische W-Formation interpretiert werden, deren Nackenlinie, definiert durch das Zwischenhoch bei 2 611 Punkten, in den letzten Wochen getestet und auch gebrochen wurde.Das Kursziel aus dieser W-Formation ist die rechnerische Differenz zwischen der Nackenlinie und den Tiefpunkten der W-Formation, die an das Ausbruchsniveau nach oben abgetragen wird. Immerhin eine Spanne von rund 600 Punkten. Mithin kann ein Kursziel von ca. 3 200 Punkten abgeleitet werden. Der Rücksetzer im Februar dieses Jahres stellt zudem nur einen Pullback, einen technisch bedingten, korrektiven Rückfall an die Nackenlinie der W-Formation dar. Ein Anstieg über das bisherige Jahreshoch bei 2 754 Punkten würde daher deutliches Aufwärtspotenzial ableiten lassen.In der technischen Analyse erhält eine solche Prognose eine höhere Aussagekraft, sofern auch andere Methoden zur Kurszielbestimmung ein ähnliches Szenario darstellen. Dies ist aus Sicht der japanischen Candlesticks der Fall. So zeigen die Monatskerzen der Candlesticks, die sehr gut die Grundstimmung in einem Markt wiedergeben, eine grundsätzlich positive Verfassung des Marktes an.So konnten sich nach einem erneuten Test der Unterstützung im Bereich 2 071 Punkten im Juni 2012 und einer dynamischen Erholung ausgehend von diesem Niveau acht weiße Monatskerzen in Folge ausbilden. Die Nackenlinie der W-Formation bei 2 611 Punkten konnte per Monatsschlusskurs hierbei im Januar 2013 geknackt werden. Der Break der W-Formation per Monatsschlusskurs und die positive Grundstimmung der Monatskerzen lassen einen weiteren Kursanstieg in 2013 zu. Das Kursziel aus Sicht der japanischen Candlesticks ist eine Widerstandszone im Bereich 2 960 bis 3 077 Punkten. Fehlsignal möglichEine Einschränkung muss jedoch aus Sicht der Monatskerzen erfolgen: Die letzten beiden Monatskerzen vom Januar und Februar bilden ein “Bearish Engulfing”, ein potenzielles Trendwendemuster. Dieses wäre allerdings als solches erst bei einem Fall per Monatsschlusskurs auch unter ca. 2 500 Punkten bestätigt. Der Ausbruch im Januar würde sich sodann als Fehlsignal und Bullenfalle entpuppen. Vorerst darf aus der langfristigen Perspektive jedoch ein positives Szenario favorisiert werden, da auch die Länge der Kerzen des “Bearish Engulfing” noch keine klare Trendwende ankündigen.Sowohl die Formationsanalyse mit einer vollendeten W-Formation, die vor allem bei einem neuen Jahreshoch als solche nochmals bestätigt werden würde, als auch die Monatskerzen zeigen steigende Kurse an. Erst ein Rückfall per Monatsschlusskurs unter 2 500 Punkte würde das positive Szenario eintrüben.Interessant gestaltet sich derzeit aber auch die mittel- bis kurzfristige Perspektive. So bildete sich in den Wochenkerzen im Februar eine längere schwarze Wochenkerze aus sowie in der vergangenen Handelswoche eine Wochenkerze mit einer sehr breiten Spanne zwischen 2 699 bis 2 563 Punkten. Dies spiegelt die aktuelle Verunsicherung der Marktteilnehmer wider.Ein Ausbruch nach oben über die 2 700er-Marke oder unter ca. 2 550 Punkte wird nun ein kurzfristiges Richtungssignal liefern. Nach oben dürfte sich dann das positive langfristige Szenario durchsetzen – nach unten wäre mit einem Test der runden 2 500er-Marke zu rechnen.—-*) Stefan Salomon ist technischer Analyst bei Godmodetrader.de.