TECHNISCHE ANALYSE

Euro vor neuem Jahrestief

Von Arne Franke*) Börsen-Zeitung, 8.8.2018 Die seit Anfang August wieder aufkommende Stärke des US-Dollar führte den Euro in den vergangenen Handelstagen wieder in den zentralen Unterstützungsbereich um 1,15 Dollar. Daher lohnt ein Blick durch die...

Euro vor neuem Jahrestief

Von Arne Franke*)Die seit Anfang August wieder aufkommende Stärke des US-Dollar führte den Euro in den vergangenen Handelstagen wieder in den zentralen Unterstützungsbereich um 1,15 Dollar. Daher lohnt ein Blick durch die charttechnische Brille. Übergeordnet befindet sich der Euro seit April 2008 in einem nach wie vor intakten Abwärtstrend, der sich innerhalb größerer Euro-Bullenmärkte wie 2011 und 2014 immer wieder als zu große charttechnische Hürde erwies und Erholungsbewegungen des Euro ausbremste. Nach dem letzten Test im Jahr 2014 verlor der Euro deutlich an Wert und bildete 2015 ein Tief im Bereich von 1,05 Dollar aus. In der Folge ging das Währungspaar in eine mehrjährige Seitwärtsbewegung über, wobei der Bereich von 1,1450 Dollar die obere Begrenzung bildete. In den Jahren 2015 und 2016 wurde dieser Widerstandsbereich mehrmals getestet, konnte aber per Wochenschluss nicht überwunden werden. Nach dem Ausbruchsversuch im Mai 2016 setzte die letzte Abwärtsbewegung ein, die im Zeitraum Ende 2016 bis Anfang 2017 abermals das untere Ende der seitlichen Schiebezone einer Belastungsprobe unterzog. Dabei wurden die Tiefs aus dem Jahr 2015 mehrmals unterschritten, konnten aber per Wochenschluss immer verteidigt werden. Diese nachlassende Verkaufsdynamik sollte sich rückblickend als Startschuss für eine große Erholung des Euro erweisen, die bis zum Beginn dieses Jahres anhielt.Im Zuge dieser Erholung konnte der Euro im Juli letzten Jahres die seitliche Schiebezone per Wochenschluss nach oben verlassen und damit eine Doppelboden-Formation abschließen. Diese Steilvorlage nutzte die Währung und stieg bis in den Bereich von 1,25 Dollar. Dort scheiterte sie allerdings abermals an dem seit 2008 bestehenden Abwärtstrend und der 200-Monats-Linie, die schon in den Jahren 2010 und 2012 ihre charttechnische Relevanz unter Beweis gestellt hat. ABC-KorrekturMit Blick auf die Struktur der im Februar dieses Jahres abgeschlossenen Aufwärtsbewegung ist von einer fünfwelligen Struktur nach Elliot-Wave-Theorie auszugehen. Mit dieser Annahme befindet sich das Währungspaar Euro/US-Dollar aktuell in einer klassischen Korrekturbewegung, die sich lehrbuchmäßig als ABC-Korrektur entwickeln sollte. Gerade die bisherige Struktur lässt auf eine idealtypische Entwicklung einer fünfwelligen Welle A schließen. Hierbei wurde bisher eine dreiwellige Abwärtsbewegung vollendet, und es ist davon auszugehen, dass die Welle 4 ebenfalls Ende Juli in Form eines klassischen Korrekturdreiecks beendet wurde. In diesem Fall würde der Euro in den nächsten Wochen neue Jahrestiefs unter 1,15 Dollar ausbilden. Ein erstes wichtiges charttechnisches Ziel der Welle 5 ist der Bereich von 1,1425 bis 1,1450 Dollar. Hier verläuft das 50 %-Retracement der 2017er Aufwärtsbewegung, was ein idealtypisches Korrekturziel einer Welle A ist. Sollte dieser Kursbereich neuem Verkaufsdruck nicht standhalten, wäre der Bereich von 1,12 Dollar der nächste Zielbereich nach Elliot-Wave-Theorie und Fibonacci-Projektion. Spätestens hier sollte die Welle A ihr Tief finden. Positionierung fast neutralDer Blick auf einige Positionierungsdaten, wie die CFTC-Daten, aus denen die aktuellen spekulativen Euro-Long-Positionen hervorgehen, zeigt eine deutliche Marktbereinigung in den vergangenen Monaten. Die noch zu Beginn des Jahres höchste spekulative Long-Positionierung innerhalb dieser Dekade ist mittlerweile fast bis in den neutralen Bereich zurückgefahren worden, was dafür spricht, dass es von dieser Seite deutlich weniger Schieflagen gibt, welche es zu bereinigen gilt. Vielmehr fallen durch den Positionsabbau der letzten Monate viele potenzielle Verkäufer aus, um kurzfristig nochmalig hohen Druck auf das Währungspaar Euro/US-Dollar auszuüben. Zusammenfassend ist daher davon auszugehen, dass sich das Währungspaar Euro/US-Dollar bereits in seiner finalen Welle V der Welle A befindet und in den kommenden Wochen ein wichtiges zyklisches Kurstief ausbildet. Selbst ein nochmaliger zwischenzeitlicher Anstieg bis in den Bereich 1,1850 Dollar, was dem 38,2er Retracement der Welle 3 entspricht, würde an diesem Szenario nichts ändern. Nach dem Abschluss der Welle 5 sollte eine größere Gegenbewegung in Form der Welle B starten, die ein Kursziel im Bereich von 1,19 bis 1,20 Dollar hat. Um die gesamte ABC-Formation abzuschließen, würde es ab diesem Bereich zu einer abermaligen Euro-Schwäche in Form der Welle C kommen. —-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH.