TECHNISCHE ANALYSE

Euro/Dollar-Kurs in der Konsolidierung

Von Arne Franke *) Börsen-Zeitung, 27.9.2017 Die positive Entwicklung des Währungspaares Euro/US-Dollar zählt dieses Jahr für viele Marktteilnehmer zu den großen Überraschungen im Kapitalmarkt. Nachdem das Währungspaar in den letzten Handelswochen...

Euro/Dollar-Kurs in der Konsolidierung

Von Arne Franke *)Die positive Entwicklung des Währungspaares Euro/US-Dollar zählt dieses Jahr für viele Marktteilnehmer zu den großen Überraschungen im Kapitalmarkt. Nachdem das Währungspaar in den letzten Handelswochen seine Aufwärtsdynamik ein Stück weit eingebüßt hat, lohnt aktuell ein Blick durch die charttechnische Brille. Übergeordnet befindet sich das Währungspaar Euro/US-Dollar seit April 2008 in einem intakten Abwärtstrend, der sich innerhalb größerer Bullenmärkte wie 2011 und 2014 immer wieder als zu große charttechnische Hürde erwies und Erholungsbewegungen des Euro aus-bremste. Nach dem letzten Test im Jahre 2014 verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich an Wert und bildete dabei 2015 ein Tief im Bereich von 1,05 aus. In der Folge ging das Währungspaar in eine mehrjährige Seitwärtsbewegung über, wobei der Bereich von 1,1450 die obere Begrenzung bildete.2015 und 2016 wurde dieser Widerstandsbereich mehrmals getestet, konnte aber per Wochenschluss nicht überwunden werden. Nach dem Ausbruchsversuch im Mai 2016 begann die letzte Abwärtsbewegung, die im Zeitraum von Dezember bis Januar abermals das untere Ende der seitlichen Schiebezone einer Belastungsprobe unterzog. Dabei wurden die Tiefs des Jahres 2015 mehrmals unterschritten, konnten aber per Wochenschluss stets verteidigt werden. Diese nachlassende Verkaufsdynamik sollte sich rückblickend als Startschuss für eine größere Erholung des Euro gegenüber dem Dollar erweisen. Im Zuge dieser Erholung konnte der Euro im Juli dieses Jahres die seitliche Schiebezone per Wochenschluss nach oben verlassen und da-mit eine Doppelboden-Formation abschließen.Im Bereich von 1,2040 kam die dynamische Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate zum Erliegen, und das Währungspaar konnte diese Marke innerhalb von drei Handelswochen nicht überwinden. Mit Blick auf den Wochen-Chart ist es kaum überraschend, dass das Währungspaar genau in diesem Bereich Schwierigkeiten hat, seinen Trend der letzten Monate fortzusetzen, denn die Marke von 1,2040 stellt das markante Verlaufstief aus dem Jahr 2012 dar. Während der letzten Handelswochen bildete sich hier auf der Tagesebene eine Top-Formation aus, die sehr einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation gleicht und mit dem gestrigen Handelstag als solche aufgelöst zu werden droht. Mit dem Bruch des seit April 2017 bestehenden Aufwärtstrends im Tages-Chart wird das Szenario einer Top-Formation aktuell untermauert und wäre wohl der Startschuss für eine mehrwöchige Konsolidierung. Ein erstes Ziel wäre der Bereich von 1,1680, der dem 23,6 %-Retracement der seit Januar laufenden Aufwärtsbewegung entspricht. Interessanterweise liegt diese Marke im Dunstkreis des im Jahr 2015 ausgebildeten Zwischenhochs. Sollte dieser Bereich nicht verteidigt werden können, wäre der Bereich von 1,14 bis 1,15 der nächste große Zielbereich. Hier verläuft zum einen die obere Begrenzung der mehrjährigen Schiebezone, und zum anderen wäre bei ca. 1,1420 das 38,2 %-Retracement der vorangegangenen Aufwärtsbewegung. Spätestens von diesem Niveau aus sollte die nächste größere Aufwärtsbewegung starten, um auf mittlere Sicht die Marke von 1,2040 zu brechen, was die Grundvoraussetzung für einen erneuten Test des seit 2008 bestehenden Abwärtstrends wäre.Mit Blick auf den MACD im Wochen-Chart sollte aber ein deutlich negativeres Szenario für den Euro nicht ganz ausgeschlossen werden, denn auftretende Verkaufssignale bei einer derart überkauften Indikatorenlage waren in der Vergangenheit oft der Startschuss für längere Korrekturen wie z.B. im Jahr 2011. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario würde aber erst bei einem Bruch der Marke von 1,1420 deutlich ansteigen, da damit auch die eingangs angeführte Doppelboden-Formation negiert werden würde. Solange dies nicht der Fall ist, sollte nach der Konsolidierung in den kommenden Wochen von einer weiteren Euro-Stärke ausgegangen werden. Der Blick auf die Theorie der Elliott-Wellen stützt diese Sichtweise, denn die Bewegung von März bis zum August-Hoch bei 1,2040 darf als Welle 3 angesehen werden, an die sich nach einer Korrektur in Form einer Welle 4 noch die finale Welle 5 nach oben anschließen sollte, um einen größeren Zyklus abzuschließen. Auch die aktuellen Positionierungs- und Sentiment-Daten lassen aktuell keine Extrempositionierungen in diesem Währungspaar erkennen, was eher für eine gesunde Korrektur als für einen mittelfristigen Trendwechsel spricht.—-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH.