TECHNISCHE ANALYSE

Euro/Dollar steht vor wichtigen Hürden

Von Arne Franke *) Börsen-Zeitung, 31.1.2018 Die in der Breite schwache Entwicklung des US-Dollars zu Beginn des neuen Jahres führte das Währungspaar Euro/Dollar in der vergangenen Handelswoche auf den höchsten Stand seit 2014. Nach der starken...

Euro/Dollar steht vor wichtigen Hürden

Von Arne Franke *)Die in der Breite schwache Entwicklung des US-Dollars zu Beginn des neuen Jahres führte das Währungspaar Euro/Dollar in der vergangenen Handelswoche auf den höchsten Stand seit 2014. Nach der starken Rally der letzten Wochen lohnt ein Blick durch die charttechnische Brille, um die mittelfristigen Perspektiven zu beleuchten.Übergeordnet befindet sich das Währungspaar Euro/Dollar seit April 2008 in einem nach wie vor intakten Abwärtstrend, der sich innerhalb größerer Euro-Bullenmärkte wie 2011 und 2014 immer wieder als zu große charttechnische Hürde erwies und Erholungsbewegungen des Euro gegenüber dem US-Dollar ausbremste. Nach dem letzten Test im Jahr 2014 verlor der Euro gegenüber dem Dollar deutlich an Wert und bildete dabei 2015 ein Tief im Bereich von 1,05 aus. In der Folge ging das Währungspaar in eine mehrjährige Seitwärtsbewegung über, wobei der Bereich von 1,1450 die obere Begrenzung bildete. In den Jahren 2015 und 2016 wurde dieser Widerstandsbereich mehrmals getestet, konnte aber per Wochenschluss nicht überwunden werden.Nach dem Ausbruchsversuch im Mai 2016 setzte die letzte Abwärtsbewegung ein, die im Zeitraum Ende 2016 bis Anfang 2017 abermals das untere Ende der seitlichen Schiebezone einer Belastungsprobe unterzog. Dabei wurden die Tiefs aus dem Jahr 2015 mehrmals unterschritten, konnten aber per Wochenschluss immer verteidigt werden. Diese nachlassende Verkaufsdynamik sollte sich rückblickend als Startschuss für eine große Erholung des Euro gegenüber dem Dollar erweisen, die bis zum heutigen Tage anhält. KonsolidierungsphaseIm Zuge dieser Erholungsbewegung konnte der Euro im Juli letzten Jahres die seitliche Schiebezone per Wochenschluss nach oben verlassen und damit eine Doppelboden-Formation abschließen. Nach dem Erreichen des Bereichs von ca. 1,20, was den markanten Tiefs aus den Jahren 2010 und 2012 entspricht, ging das Währungspaar bis Mitte Dezember in eine Konsolidierung über, an deren Anschluss der Euro wieder Fahrt gen Norden aufgenommen hat. Dabei erreichte das Währungspaar in der letzten Handelswoche mit dem Bereich von 1,25 den nächsten signifikanten Widerstandsbereich. Hier ist zunächst die 200-Monats-Linie bei 1,2433 zu nennen, die in den Jahren 2010 und 2012 als starke Unterstützung gedient hat und dementsprechend in der aktuellen Situation der erste signifikante Widerstand auf der höheren Zeitebene ist.Aber nicht nur dieser gleitende Durchschnitt auf der Monatsebene stellt eine hohe charttechnische Hürde dar, sondern auch ein Bündel von wichtigen Fibonacci-Retracements in diesem Kursbereich. Dabei sei zunächst das 38,2er Retracement des 2008er Abwärtstrend bei 1,2517 genannt, welches in der vergangenen Woche der Ausgangspunkt für einen ersten Rücksetzer war. Unmittelbar darüber verläuft das 61,8er Retracement der letzten Baisse-Bewegung von 2014 bis 2017 bei ziemlich exakt 1,26. Abgerundet wird dieses Widerstandsbündel vom 2008er Abwärtstrend bei zirka 1,27. Mit Blick auf die Struktur der seit Beginn 2017 laufenden Aufwärtsbewegung ist von einer fünfwelligen Struktur nach Elliot-Wave-Theorie auszugehen. Mit dieser Annahme befindet sich das Währungspaar Euro/Dollar aktuell in der Welle V, deren Ende den Startschuss für eine größere Korrektur, wenn nicht sogar mittelfristige Trendwende darstellen sollte. Sehr positive MeinungMit Blick auf das oben beschriebene charttechnische Widerstandscluster würde es nicht verwundern, wenn die aktuelle Euro-Stärke hier in den kommenden Wochen ein Ende findet. Neben den charttechnischen Widerständen herrscht in der Breite der Marktteilnehmer eine sehr positive Meinung für die weitere Entwicklung des Währungspaars Euro/Dollar, die unter dem Gesichtspunkt der Behaviour Finance mit Blick auf die aktuellen Positionierungsdaten keinesfalls unbeachtet werden sollten.Der Blick auf einige Positionierungsdaten, wie den CFTC-Daten, aus denen die aktuellen spekulativen Euro-Long-Positionen hervorgehen, unterstreicht die oben beschriebene Problematik. Der aktuelle Wert ist der höchste seit dem Start der Datenhistorie in den 90er Jahren.Diese Daten stützen die These, dass dem Währungspaar in den kommenden Wochen die Luft nach oben ausgehen sollte und dies der Startschuss für eine größere mittelfristige Umkehr sein könnte. Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre ist auffällig, dass der Beginn von Positionsreduzierungen in einem solchen Bereich immer ein verlässlicher Vorlaufindikator für eine mittelfristige charttechnische Trendwende im Währungspaar Euro/Dollar war.Ein erstes klares Indiz für den Beginn einer größeren oberen Umkehr wäre der Bruch der Marke von 1,2090 per Tagesschluss. In diesem Fall würde der in diesem Monat erfolgte Ausbruch zur Oberseite negiert und wohl sehr schnell den Kursbereich bei zirka 1,15 auf die Agenda rücken. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die nächste größere mittelfristige Bewegung sehr wahrscheinlich zur Unterseite gerichtet sein sollte, und in den kommenden Wochen charttechnische Umkehrsignale auf der Tagesebene hohe Beachtung finden sollten.—-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft.