AKTIEN

Europäische Bankaktien kennen kein Halten

Dax fällt um 1,7 Prozent - Credit Suisse auf dem tiefsten Stand seit 1982 - Defensive Werte gefragt

Europäische Bankaktien kennen kein Halten

dm Frankfurt – Die europäischen Aktienmärkte haben es am Mittwoch nicht geschafft, ihren Abwärtstrend der Vortage zu brechen. Bis zum Handelsende verlor der Dax 1,7 % auf 9 373 Zähler, die Eurozone-Benchmark Euro Stoxx 50 gab 1,8 % auf 2 761 Punkte ab. Am Mittwoch gab ein vierter offener Immobilienfonds in Großbritannien seine vorübergehende Aussetzung vom Handel bekannt, der 3,9 Mrd. Pfund schwere Property PAIF von Henderson Global Investors. Die US-Investmentbank Morgan Stanley erwartet, dass solche Fonds weiter unter Druck geraten könnten. Insgesamt sind nun bereits Fonds über 13 Mrd. Pfund eingefroren worden.Hauptleidtragende waren einmal mehr Bankaktionäre. Die Mischung aus Ungewissheit, wie es nach dem Brexit mit der europäischen Wirtschaft weitergeht, und Ertragssorgen mit Blick auf eine immer länger anhaltende Null- oder Negativzinspolitik hält Eigenkapitalinvestoren weiterhin vom Markt fern. Der Branchenindex Stoxx 600 Banken ist auf das niedrigste Niveau in diesem Jahr gefallen. Die Aktien der Commerzbank rutschten um 3,6 % auf 5,38 Euro ab, nachdem sie zeitweise bis auf 5,31 Euro gefallen waren. Die Marktkapitalisierung der Bank, die eine Bilanzsumme von zuletzt 536 Mrd. Euro ausgewiesen hat, ist damit auf rund 6,7 Mrd. Euro geschrumpft. Nicht viel besser sah es für die Aktien der Deutschen Bank aus. Sie verloren 5,6 % auf 11,54 Euro. Laut Reuters will das Haus Schiffskredite über mindestens 1 Mrd. Dollar verkaufen. Im vergangenen Monat hatte die Europäische Zentralbank Kredite von Banken an den Schifffahrtssektor genauer unter die Lupe genommen. Im MDax rutschten Deutsche Pfandbriefbank 6,3 % auf 7,95 Euro ab.Auch außerhalb Deutschlands sah das Bild unter den Finanzwerten nicht viel besser aus. In Zürich fielen die Papiere von Credit Suisse erstmals seit dem Jahr 1982 wieder unter die Marke von 10 sfr. und schlossen auf 9,92 sfr., was einem Minus von 1,7 % entsprach. Sowohl Deutsche Bank als auch CS dürften ohne eine markante Kurserholung bis zum Monatsende aus dem Stoxx Europe 50 ausscheiden. UBS ermäßigten sich um 1,9 % auf 11,90 sfr. In London verloren Lloyds Banking 6,8 % auf 47,55 Pence und Barclays fielen um 3,7 % auf 130,80 Pence. Unter Druck standen auch Versicherungsaktien. Prudential gaben 4,3 % auf 1 151,50 Pence nach, und Axa in Paris verbilligten sich um 3,9 % auf 16,31 Euro. In Mailand gaben die Bankwerte ein gemischtes Bild ab: Monte dei Paschi erholten sich um 6,1 %, während Banca Carige 7,3 % einbrachen und Banca Popolare 6,2 % verloren.Erfreulicher sah das Bild dagegen bei Aktien von Unternehmen mit defensivem Geschäftsmodell aus, so etwa in der Nahrungsmittel- oder Pharmabranche. Die Papiere des Spirituosenherstellers Diageo notierten praktisch unverändert auf 2 138,50 Pence GlaxoSmithKline rückten sogar 0,4 % auf 1652 Pence vor. Auch die Aktien von Nestlé gewannen 0,2 % auf 75,75 sfr, während jene des Wettbewerbers Unilever allerdings 1,8 % auf 41,40 Euro einbüßten.Im Dax wurden die Anteilsscheine von Adidas um 2 % höher auf 128 Euro gehandelt und setzten ohne eine besondere Meldung ihren seit bald einem Jahr dauernden Höhenflug fort. Dagegen fielen Infineon 5 % auf 12,01 Euro. Barclays hat die Einstufung der Titel des Halbleiterherstellers auf “Equal-Weight” gesenkt. Nach dem Brexit-Referendum empfiehlt die britische Bank einen vorsichtigeren Umgang mit europäischen Technologiewerten.