EUROPÄISCHE AKTIEN

Europas Aktien unter Druck

Investoren durch Frankreich-Wahl und Regierungskrise in Holland verunsichert - Dax fällt auf 6 523 Punkte

Europas Aktien unter Druck

kra Frankfurt – Die Niederlage von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl und die Regierungskrise in den Niederlanden haben Investoren zum Auftakt der Handelswoche stark verunsichert. Händler sagten, dass die Akteure nun Nachverhandlungen zum europäischen Fiskalpakt fürchteten, wie sie der siegreiche französische Sozialist François Hollande angekündigt hatte. Zusätzlichen Druck auf die Notierungen übte der unerwartete Rückgang des Einkaufsmanagerindex für die Eurozone aus.Der Dax, der im laufenden Jahr eine Outperformance gegenüber anderen europäischen Leitindizes und der globalen Benchmark MSCI World gezeigt hat, rutschte gleich zu Beginn des Handels tief ins Minus. Nachdem die erhoffte Unterstützung von den US-Börsen ausblieb, markierte er am Nachmittag das Tagestief bei 6 499 Zählern und beendete die Sitzung dann bei 6 523 Zählern, 3,4 % im Minus. Er notiert damit auf dem niedrigsten Niveau seit Februar. Der Euro Stoxx 50 fiel um 2,9 % auf 2 245 Punkte.Das Umsatzvolumen lag allerdings nicht höher als zuletzt. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass bereits investierte Anleger ihre Risikopositionen einfach weiter reduzierten; das Interesse auf Käuferseite blieb zugleich gering, weil die politische Unsicherheit kräftig zugenommen hat. Anlagestrategen sehen nun das Risiko, dass die Fortschritte im Kampf gegen die Schuldenkrise an den Märkten in Frage gestellt werden könnten. “Der Kollaps der holländischen Regierung ruft in Erinnerung, wie hoch die politische Instabilität und Unsicherheit in der Eurozone ist”, lautet das Fazit von Ralf Zimmermann, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Döttinger Straubinger.Zu den Tagesverlierern zählten niederländische Blue Chips, allen voran die Finanzwerte ING (- 6,1 % auf 5,23 Euro) und Aegon (- 6,7 % auf 3,40 Euro) sowie Papiere des Personalvermittlers Randstad (- 6,9 % auf 24,70 Euro). Gegen den Trend zogen lediglich Philips (+ 3,3 % auf 14,82 Euro) kräftig an: Der Konzern profitierte im ersten Quartal vom starken Gesundheitsgeschäft und setzte mehr um als erwartet. Positiv nahm der Markt zudem die Effekte des Spar- und Umbauprogramms auf. Selbst um Einmaleffekte bereinigt sei das Ergebnis “stark ausgefallen”, so die Commerzbank.Sehr schwach zeigten sich zudem die Aktienmärkte in Spanien und Italien. Im Zuge der Schuldenkrise sehen viele Investoren die Entwicklung dieser beiden Länder zurzeit mit größter Sorge. Den Anlass dazu bot, dass beide zuletzt den Reformkurs in Frage stellten. Der Rückgang des europäischen Einkaufsmanagerindex wirft nun zusätzlich die Frage auf, ob der Währungsraum das dritte Quartal hintereinander in der Rezession verharrt. Unter Druck standen die Titel der hochverschuldeten Baukonzerne ACS (- 10,1 % auf 13,50 Euro) und Sacyr-Vallehermoso (- 12,5 % auf 1,40 Euro), aber auch Aktien von Banken wie Unicredit (- 6,4 % auf 2,80 Euro). Im Frankfurter Handel gaben derweil MAN-Stämme sowie Heidelberg Cement, Commerzbank und Infineon jeweils um mehr als 5,5 % nach.An der Londoner Börse richtete sich das Interesse auf Vodafone (unverändert bei 172 Pence). Der Konzern übernimmt für umgerechnet rund 1,3 Mrd. Euro Cable & Wireless Worldwide (+ 12,2 % auf 36,47 Pence) und kann nun Teile des Datenverkehrs auf das Glasfasernetz des Rivalen verlagern.—– Bericht zu Philips Seite 10