Eutelsat nach Kurssturz zurückgestuft

Credit Suisse: Aussichten für Satellitenbetreiberbranche eingetrübt - Bank favorisiert SES und Inmarsat

Eutelsat nach Kurssturz zurückgestuft

Die Wachstumsschwäche in Lateinamerika und zunehmende Konkurrenz verderben Eutelsat das Geschäft, das Unternehmen schockierte die Märkte mit einer Umsatzwarnung. Einer Credit-Suisse-Studie zufolge sind die Aussichten für die Branche in der Tat schlechter geworden, Chancen gebe es trotzdem.amb Frankfurt – Für Aktionäre von Eutelsat Communications war der Mai ein rabenschwarzer Monat: Die Aktie des französischen Satellitenbetreibers rauschte nach einer Umsatzwarnung am 12. Mai in den Keller: Nach 27 Euro vor der Bekanntgabe waren es danach nur noch 19,61 Euro, aktuell sind es 17 Euro. Credit Suisse hat daraufhin die Wachstumsaussichten für die Branche untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass sich diese in der Tat verschlechtert haben. Dennoch: Die Situation von Eutelsat lasse sich nicht eins zu eins auf die beiden anderen großen europäischen börsennotierten Satellitenbetreiber SES und Inmarsat übertragen. In einer Studie stuft die Schweizer Bank Eutelsat auf “Neutral” zurück und kappt das Kursziel deutlich, für SES und Inmarsat wird aber die “Outperform”-Einstufung bestätigt – allerdings bei etwas niedrigeren Kurszielen.Für die Satellitenbetreiber ging es viele Jahre aufwärts, Jahr für Jahr konnten steigende Umsätze erwirtschaftet werden. Das Geschäft erwies sich – auch wegen der hohen Eintrittshürden – als rentabel und war zudem wenig schwankungsanfällig. Credit Suisse räumt nun aber ein, die Branche in den vergangenen anderthalb Jahren etwas zu positiv beurteilt zu haben. Besonders die Folgen der wirtschaftlichen Abschwächung in einigen Regionen, vor allem Lateinamerika und Afrika, seien unterschätzt worden, ebenso die schärfere Konkurrenz in Lateinamerika. Zwar geht Analyst Paul Sidney weiterhin davon aus, dass sich 4k-Fernseher (Ultra High Definition) immer mehr durchsetzen werden und es auch mehr Aufträge von der US-Regierung für die Satellitenbetreiber geben wird. Das werde sich aber nicht so schnell wie erwartet auswirken. Schwäche in SüdamerikaNicht nur die Aktie von Eutelsat, die auf Sicht von zwölf Monaten auf ein Minus von 42 % kommt, hat kräftig verloren, für SES ging es in diesem Zeitraum um 39 % nach unten, für Inmarsat – in Euro – um 32 %. Eutelsat wird von “Outperform” auf “Neutral” zurückgestuft, das Kursziel außerdem sehr deutlich von 35 auf 20 Euro (aktuell 15,77 Euro) gesenkt.Das Unternehmen, das 40 Satelliten betreibt und weltweit zu den größten der Branche gehört, leide derzeit besonders unter der Schwäche einiger lateinamerikanischer und afrikanischer Länder, zudem seien Unternehmensfelder wie der Datenservice unter Druck, auch zwei Kontrakte für den wichtigen Hot-Bird-Satelliten seien weggefallen. So hätten sich die Aussichten für die Umsatzentwicklung in den vergangenen drei Monaten deutlich eingetrübt. Die Gewinnschätzungen werden kräftig reduziert, für 2015/2016 rechnen die Analysten nun mit 1,42 Euro statt 1,55 Euro, für 2016/2017 mit 1,45 Euro statt 1,74 Euro und für 2017/2018 mit 1,45 Euro statt 1,91 Euro je Aktie.Eutelsat hatte bei der Präsentation seiner Zahlen für das im März zu Ende gegangene dritte Quartal des Geschäftsjahres 2015/2016 den Umsatzausblick für das laufende und das kommende Jahr gesenkt. Das Unternehmen geht für 2015/2016 jetzt nur noch von konstanten Umsätzen aus, zuvor war ein Wachstum von 2 bis 3 % in Aussicht gestellt worden. Für 2016/2017 wurden sogar – 1 % bis – 3 % prognostiziert, zuvor war ein Plus von 4 bis 6 % erwartet worden. Schwerpunkt DirektgeschäftUnter anderem wegen der geringeren Abhängigkeit von Lateinamerika sieht die Situation bei SES und Inmarsat nach Ansicht der Analysten aber anders aus. Für die Luxemburger Holding SES (Société Européenne des Satellites), die auch Betreiberin des Astra-Satellitensystems ist, wird das Kursziel zwar von 29 auf 25 Euro (aktuell 18,56 Euro) gesenkt, die “Outperform”-Einstufung aber bekräftigt. Das Unternehmen erwirtschafte, ähnlich wie Eutelsat, auch einen großen Teil seiner Umsätze in Lateinamerika, der Schwerpunkt liege dort aber ganz klar beim langfristigen DHT-TV-Geschäft (Direct to Home), bei dem es um die unmittelbare Übertragung von Sendungen über Satellitenschüsseln geht. Die Abhängigkeit von Datenservices sei viel geringer. Zudem werde SES von der wachsenden Verbreitung des 4K-TV besonders profitieren. Konsensschätzung gefallenNicht zuletzt seien die Konsensschätzungen für SES in den vergangenen zwölf Monaten bereits deutlich gesunken. Die Umsatz- und Ebitda-Prognosen werden wegen der insgesamt nachlassenden Dynamik in der Branche aber reduziert. Die Gewinnschätzungen für 2016 liegen jetzt bei 1,27 Euro statt 1,29 Euro je Aktie, für 2017 bei 1,49 Euro statt 1,51 Euro und für 2018 bei 1,61 Euro statt 1,66 Euro.Auch für den britischen Satellitenbetreiber Inmarsat bleibt die Credit Suisse bei “Outperform”, das Kursziel wird aber ebenfalls gekappt, und zwar von 1 186 auf 1 060 Pence (aktuell 704 Pence). Begründet wird das mit der verschobenen Einführung der wichtigen “Global Xpress”-Highspeed-Breitbanddienste und dem anhaltenden Gegenwind im Bereich der Seenotkommunikation. Dennoch sei das Unternehmen, das etwa 45 % seiner Umsätze mit der Marine und 22 % mit staatlichen Organisationen erwirtschafte, mit Eutelsat nicht zu vergleichen, betonen die Analysten. Die Gewinnschätzungen werden für 2016 und 2018 sogar erhöht, und zwar von 0,57 Dollar auf 0,60 Dollar und von 1,01 Dollar auf 1,06 Dollar je Aktie, für 2017 bleiben sie bei 0,74 Dollar.