Experten warnen vor Risiken von ETFs

Berater des Europäischen Systemrisikorats legen Bericht vor

Experten warnen vor Risiken von ETFs

bn Frankfurt – Der bei der Europäischen Zentralbank angesiedelte Europäische Systemrisikorat (ESRB) meldet sich in der Debatte um die Risiken börsengehandelter Fonds zu Wort. In einem zu Wochenbeginn publizierten Bericht warnt das wissenschaftliche Beratergremium der Institution vor diversen Gefahren im Zusammenhang mit Exchange Traded Funds (ETFs).Konkret macht die Runde vier verschiedene Kanäle aus, über welche ETFs das systemische Risiko erhöhen dürften. Zum einen nennen die Wissenschaftler eine höhere Volatilität sowie einen stärkeren Gleichlauf von Wertpapierpreisen, gerade in Zeiten von Stress im Markt sowie im Falle illiquider Papiere. Seien Aktien in ETF-Portfolien aufgenommen, tendierten sie stärker dazu, sich zu bewegen wie ihr jeweiliger Index, heißt es. Dieser Anstieg des Gleichlaufs von Asset-Preisen könnte aus Sicht der Systemstabilität Probleme bereiten, denn es werde wahrscheinlicher, dass viele Investoren zugleich Verluste verbuchten, was wiederum potenziell zu Wellen von Insolvenzen und synchron einsetzender Verkäufe führen könnte. Große KorrelationZweitens befürchtet das Gremium eine Entkoppelung der Preise von ETFs von jenen der ihnen zugrunde liegenden Wertpapiere, mit destabilisierenden Effekten auf Finanzinstitute, die sich stark im ETF-Sektor engagieren oder sich bei der Steuerung ihrer Liquidität auf diese Produkte verlassen. Drittens könnten ETFs Anleger dazu verleiten, große miteinander korrelierte Engagements einzugehen, was im Falle starker Preisrückgänge von ETFs Ansteckungseffekte nach sich ziehen dürfte. Als Viertes warnen die Berater davor, dass bei einem großen Anbieter von ETFs operationelle Risiken eintreten und angesichts einer sehr hohen Konzentration im Sektor ETF-Verkäufe auf breiter Front auslösen.Die vom Gremium angeführten Argumente für die Risiken von ETFs sind nicht neu. Sie erhalten indes Gewicht durch den Umstand, dass die Forscher den Europäischen Systemrisikorat beraten, welcher unter anderem mit der European Banking Authority (EBA) die EU-weiten Stresstests im Bankensektor initiiert und koordiniert.In Deutschland liegen eurolandweit die mit Abstand höchsten Bestände an ETFs, wie der 40 Seiten umfassende Bericht zeigt. Ende März vergangenen Jahren waren es demnach bundesweit gut 100 Mrd. Euro. Vor allem Privathaushalte und Investmentfonds hatten in die börsengehandelten Indexfonds investiert, von denen in der EU rund 71 % auf Aktien beruhen.Auf ganz Europa entfielen dabei nur 18 % der weltweiten Bestände, auf die USA hingegen 72 %. Die beiden weltweit größten Anbieter von ETFs, die US-Fondsgesellschaften BlackRock und Vanguard, vereinen dabei knapp die Hälfte der globalen Marktanteile auf sich. – Bericht Seite 14