Finanzmärkte

EZB-Entscheid beeindruckt Dax nicht

Hin- und hergerissen haben sich die Anleger am Aktienmarkt am Donnerstag gezeigt. Ging es am Vormittag nach neuen Rekorden an der Wall Street noch steil nach oben, sorgte die EZB am frühen Nachmittag für Ernüchterung und den Rückgang der Gewinne.

EZB-Entscheid beeindruckt Dax nicht

Finanzmärkte

Dax von EZB nicht beeindruckt

Wall Street und Nvidia bleiben auf Rekordkurs – SAP führen Leitindex an – Ölpreis steigt

Hin- und hergerissen haben sich die Anleger am Aktienmarkt am Donnerstag gezeigt. Ging es am Vormittag nach neuen Rekorden an der Wall Street noch steil nach oben, sorgte die EZB am frühen Nachmittag für Ernüchterung und den Rückgang der Gewinne.

tom Frankfurt

Nach einem ereignisreichen Handelstag hat der deutsche Leitindex einen Aufschlag von 0,4% auf 18.653 Zähler in den Feierabend gerettet. Das Allzeithoch des deutschen Börsenbarometers bei knapp 18.893 Punkten bleibt damit aber ein gutes Stück weit entfernt. Der MDax legte am Donnerstag 0,2% auf 27.028 Zähler zu. Der Euro Stoxx 50 zeigte sich verbessert bei 5.069 Punkten (+0,7%).

Positiv werteten die Märkte die jüngste Rekordjagd an der Wall Street. Sowohl der breit aufgestellte S&P 500 als auch der von Tech-Schwergewichten dominierte Nasdaq 100 kletterten in den USA im späten Mittwochshandel auf neue Höchstmarken. Heraus stach einmal mehr die Aktie von Nvidia, die ihren Höhenflug der vergangenen Wochen und Monate mit einem Plus von knapp 5,2% fortsetzte. Seit Jahresbeginn haben die Aktien des Vorreiters beim Boom-Thema KI ihren Wert erneut annähernd verzweieinhalbfacht. Der Konzern ist nun über 3 Bill. Dollar wert. Nvidia ist nach Apple und Microsoft erst das dritte Unternehmen, das diese Marke geknackt hat. Mit den Aufschlägen vom Mittwoch überholte der Chipsatzentwickler bei der Marktkapitalisierung zudem erstmals Apple. Zum Börsenschluss lag der Wert von Nvidia bei 3,01 Bill. Dollar und damit hauchdünn über dem von Apple. Microsoft führt die Rangliste mit 3,15 Bill. Dollar weiter an.

Dagegen schlug die EZB den Anlegern etwas aufs Gemüt. Zwar senkte die Zentralbank in Frankfurt wie von den Märkten erwartet nach einer beispiellosen Serie von Leitzinserhöhungen den Leitzins nun erstmals seit fünf Jahren um 0,25% Prozentpunkte auf 3,75% – zugleich wird der Zins, zu dem sich Kreditinstitute frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, auf 4,25% gesenkt – Aussagen, die auf künftige weitere Zinssenkungen schließen ließen, verkniff sich EZB-Chefin Christine Lagarde aber. Hoffnungen auf weitere Schritte in den kommenden Monaten seien verfrüht, warnte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank: „Noch ist das Inflationsziel nicht erreicht. Und es kann gut sein, dass eine hartnäckige Restinflation weitere Zinssenkungen in den kommenden Quartalen sehr schwierig gestalten wird.“ Die EZB betonte, dass sie ihre weitere Geldpolitik von der Datenlage abhängig mache. Der nächste Zinsentscheid steht am 18. Juli an.

Rätseln über die Fed

Investoren rätselten auch über mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank, nachdem die jüngsten Konjunkturdaten ein gemischtes Bild geliefert hätten, sagte Naeem Aslam, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Zaye. Umso wichtiger seien die am Freitag anstehenden US-Beschäftigtenzahlen als Hinweisgeber für den Zeitpunkt einer möglichen Zinssenkung der Fed. 

Bei den Einzeltiteln gaben Aussagen von SAP-Konzernchef Christian Klein der Aktie Auftrieb. Die Papiere kletterten an der Dax-Spitze um 3,6% auf 177,72 Euro und nähern sich damit ihrem Rekordhoch. Auf seiner jährlichen Kundenmesse habe SAP „ermutigende“ Wachstumsziele für 2026–2027 ausgegeben und damit die Markterwartungen übertroffen, schrieb Analyst Nay Soe Naing von der Berenberg Bank. „Aufregend“ seien auch Kleins Aussagen zum Thema künstliche Intelligenz: Der KI-Assistent von SAP, Joule, dürfte demnach in den Copilot von Microsoft integriert werden und die Produkte des Chipherstellers Nvidia nutzen.

Im MDax trieb eine Übernahme in den USA die Aktie von Nemetschek auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Die Titel des Bau-Software-Spezialisten kletterten an der Index-Spitze um 6,2% auf 96,90 Euro. Nemetschek kauft für umgerechnet gut 700 Mill. Euro das Unternehmen Gocanvas aus Virginia, das Software zur papierlosen Bearbeitung von Baustellendaten anbietet. Einem Händler zufolge ist der Deal „teuer, aber sicherlich sinnvoll, um zukünftiges Wachstum zu sichern“.

Am Rohstoffmarkt deckten sich nach dem jüngsten Ausverkauf weitere Anleger mit Erdöl ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1% auf 79,19 Dollar je Barrel. Der vorangegangene Preisrutsch sei eine Überreaktion gewesen, sagte Analyst Amarpreet Singh von der Barclays Bank gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.