EZB hält unbeirrt Kurs - Draghi weist deutsche Kritik zurück

Notenbank will in diesem Jahr für rund 780 Mrd. Euro Wertpapiere kaufen - Euro zeitweise schwach

EZB hält unbeirrt Kurs - Draghi weist deutsche Kritik zurück

ms/ku Frankfurt – Trotz deutlich anziehender Inflation und eines stärkeren Wachstums im Euroraum hält die Europäische Zentralbank (EZB) unbeirrt an ihrem ultralockeren Kurs fest. Notenbankchef Mario Draghi trat nach der Zinssitzung des EZB-Rats auch entschlossen Kritik und Forderungen aus Deutschland nach einem Kurswechsel entgegen. Die Börsen legten in der Folge zeitweilig zu, der Euro schwächte sich ab.Die EZB untermauerte gestern ihre Dezember-Entscheidung, die Wertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE) mindestens bis Dezember 2017 fortzusetzen, wenn auch ab April mit einem reduzierten monatlichen Kaufvolumen von 60 Mrd. Euro statt aktuell 80 Mrd. Euro. Draghi bekräftigte zudem die Bereitschaft des EZB-Rats, die Käufe wieder hochzufahren, falls sich der Ausblick verschlechtern sollte – während er Fragen nach einer weiteren Reduzierung für den Fall, dass es besser läuft, erneut als “Luxusproblem” bezeichnete.Draghi begründete den Kurs zum einen damit, dass sich das Wachstum zwar festige, die Risiken aber weiterhin abwärts gerichtet seien – vor allem mit Blick auf globale Entwicklungen. Zum anderen sei der jüngste Anstieg der Inflation vom Ölpreis getrieben. “Es gibt noch keine Anzeichen für einen überzeugenden Aufwärtstrend bei der Kerninflation.” Dieser sei aber nötig, damit die Annäherung an das EZB-Ziel von knapp 2 % nachhaltig sei.Angesichts der Ende 2016 deutlich beschleunigten Inflation war die Kritik in Deutschland an der EZB wieder schärfer geworden, und es gab Forderungen nach einem baldigen Kurswechsel – auch von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Das wies Draghi zurück. Jetzt gelte es, “Geduld” zu haben. Niedrige Zinsen heute seien nötig, um in Zukunft höhere zu haben: “Die Erholung der gesamten Eurozone liegt im Interesse aller, auch von Deutschland.”Der Euro gab zeitweise bis auf 1,0590 Dollar nach. Später erholte sich die Gemeinschaftswährung jedoch wieder. Am Abend ging sie im Vergleich zum Vortag wenig verändert zu 1,0623 Dollar um. Der Dax kletterte zeitweilig bis auf 11 645 Punkte. Den Handel beendete er jedoch mit 11 597 Zählern in etwa auf dem Niveau vom Mittwoch.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seiten 7, 17 und 18