EZB-Käufe verändern das Bond-Bild

Investoren stellen auf der ICMA-Konferenz nachhaltige Effekte am Rentenmarkt durch das QE fest

EZB-Käufe verändern das Bond-Bild

Das Gesicht der europäischen Rentenmärkte hat sich durch die EZB-Bondkäufe verändert. Das hält auch die EZB selbst fest. Marktakteure stellen aber auch bei der Zusammensetzung der Investorenbasis – etwa bei Neuemissionen – Veränderungen fest. Der Verdrängungsprozess zeige dort seine Spuren. Zudem haben Emittenten auf die EZB-Käufe reagiert, wie etwa die Münchener Hypothekenbank. Diese Erkenntnisse wurden auf der ICMA-Covered-Bond-Konferenz in Frankfurt dargestellt.kjo Frankfurt – Weite Teile des Anleihemarktes der Eurozone stehen seit geraumer Zeit unter dem Einfluss des umfangreichen Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Aktivitäten der Währungshüter sind nicht ohne deutliche Wirkungen auf die betreffenden Segmente geblieben. Nachhaltige Effekte werden auch bei der EZB selbst festgestellt. Cornelia Holthausen, stellvertretende Generaldirektorin im Bereich Marktoperationen bei der EZB, hält beispielsweise fest, dass die Zinsen der Banken für Unternehmenskredite in der Zeit des Kaufprogramms der EZB substanziell zurückgegangen sind. Außerdem habe man einen breit angelegten Rückgang der Zinsen über verschiedene Jurisdiktionen – also in diversen Ländern der Eurozone – konstatieren können, so die EZB-Expertin auf der Covered-Bond-Investor-Konferenz der ICMA (International Capital Markets Association), die gestern in Frankfurt stattfand.Holthausen legte in ihrem einleitenden Vortrag auch das Feedback dar, das die europäischen Währungshüter seitens der Investoren auf die EZB-Bondkaufprogramme bekommen haben. Die Investoren hätten demzufolge die Kapitalbindungsdauer (Duration) bei ihren Investments erhöht, das heißt, die Anleger wählten längere Laufzeiten. Außerdem seien die Anleger in höhere rentierliche Investments gegangen. Des Weiteren stellte Holthausen fest, dass die Investoren ihre Portfolios breiter aufgestellt hätten, es würde sich nun eine breitere Palette von Produkten in den Portfolios wiederfinden. Die EZB-Expertin verweist zudem darauf, dass die Liquiditätssituation der Banken durch die Käufe der EZB besser geworden sei. Außerdem hätten sich die Spreads der betreffenden Anleihen eingeengt.Die Primärmarktkäufe der EZB seien über den Zeitablauf sehr volatil gewesen, die Nettokäufe pro Monat hätten über die Zeit hinweg abgenommen. Holthausen verweist darauf, dass die EZB-Käufe immer auch davon abhängig seien, wie die Liquiditätssituation am Markt sei und wie sich die Emissionstätigkeit gestalte. Laut Holthausen ist die EZB immer darauf bedacht, dass die Käufe der Währungshüter im Rahmen der einzelnen Programme keine störenden Markteffekte, also keine negativen nachhaltigen Wirkungen zeigen. Zentralbanken überholenAuf der Investorenseite werden deutliche Veränderungen durch die EZB-Käufe festgestellt. In einer der anschließenden Diskussionsrunden wurde im Detail darauf verwiesen, wie sich der Markt verändert hat. So hielt etwa Günther Scheppler, Senior Covered Bond Strategist bei der DZ Bank, die Veränderungen in der Investorenbasis bei Emissionen von Covered Bonds, wozu auch Pfandbriefe gehören, fest. Gingen im Jahr 2013 noch 40 % der Emissionen an Banken, 35 % an Assetmanager und nur 7 % an Zentralbanken, kamen die Banken im ersten Quartal 2017 auf 34 %, die Assetmanager auf 24 %, die Zentralbanken aber auf 29 % bei den jeweiligen Emissionen. VerdrängungseffektImmer wieder ist am Markt von Verdrängungseffekten – dem sogenannten Crowding-out der Investoren in andere Marktsegmente – die Rede, die durch die EZB-Käufe ausgelöst werden. Schepplers Statistiken zufolge waren 2014 noch durchschnittlich 85 Investoren bei einem neuen Anleihe-Deal mit von der Partie. Aktuell seien es noch 65 nachfragende Investoren, was seiner Ansicht nach die Verdrängungsprozesse verdeutlicht. Auch im Sekundärmarkt gab es Scheppler zufolge deutliche Effekte zu sehen. Im vierten Quartal 2014 gab es im Sekundärhandel über das Bloomberg-System in den betreffenden Euro Covered Bonds einen Umsatz von 44 Mrd. Euro. Zwei Jahre später seien es noch 32 Mrd. Euro gewesen.Auch Emittenten reagierten auf die EZB-Kaufprogramme. So verweist etwa die stellvertretende Leiterin des Treasury der Münchener Hypothekenbank, Claudia Bärdges-Koch, darauf, dass ihr Haus auf die Investoren zugegangen sei, indem verstärkt Emissionen in anderen Währungen angeboten worden seien. Die angebotenen Instrumente seien dann nicht Gegenstand der Kaufprogramme der EZB gewesen.Dass sich die Investoren aufgrund des deutlichen Markteinflusses der EZB-Käufe für immer aus diesem Marktsegment der Covered Bonds verabschieden würden, glauben Experten aber nicht. “Nein, für immer werden sie nicht gehen”, so Scheppler. Wenn die Spreads wieder attraktiver seien, würden die Anleger auch wieder zurück in den Markt kommen, meint der DZ Bank-Experte. Allerdings würde dieser Prozess sehr lange dauern. Höherer StellenwertÜber die gesamte Krise hinweg hat sich der Stellenwert der Covered Bonds in Europa zudem sehr verändert, hält Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP) fest. “Heute ist der Covered Bond ein zentraler Bestandteil in der Funding-Strategie einer Bank”, sagte Tolckmitt. Das sei vor der Krise nicht so gewesen.