EZB schießt aus allen Rohren - Neuauflage der Anleihekäufe

Freibeträge sollen negative Effekte der Zinssenkung für Banken abfedern - Bondrenditen sinken deutlich

EZB schießt aus allen Rohren - Neuauflage der Anleihekäufe

fed/ku Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) reagiert mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen auf die sich abzeichnende Abkühlung der Konjunktur und sinkende Inflationsprognosen. Bereits im November startet die Notenbank erneut mit Netto-Anleihekäufen. Sie sollen ein monatliches Volumen von 20 Mrd. Euro haben und sind zeitlich nicht befristet, sondern sollen “so lang wie notwendig” fortgeführt werden. Zugleich werden die langfristigen, zinsgünstigen Refinanzierungsgeschäfte um ein auf drei Jahre verlängert, wobei die Konditionen dieser sogenannten TLTROs für die Banken gelockert werden. Zudem sinkt der Einlagenzins – also der Satz, zu dem Geld bei der EZB hinterlegt werden kann – von -0,4 % auf -0,5 %. Da die Banken somit einen noch höheren Strafzins für ihre (absehbar noch größere) Überschussliquidität zahlen müssen, kommt ihnen die EZB mit der Einführung von Freibeträgen entgegen, für die kein Einlagenzins berechnet wird. Während bislang nur die Mindestreserve von Strafzinsen verschont blieb, soll künftig zusätzlich das Sechsfache der Mindestreserve kostenfrei bei der Notenbank geparkt werden dürfen. Stand heute würde dies – addiert für alle Banken im Euroraum – einer Entlastung von gut 2 Mrd. Euro entsprechen.EZB-Präsident Mario Draghi verteidigte das Paket im Anschluss an die Ratssitzung. Er wies darauf hin, dass eine “breite Mehrheit” im EZB-Rat dafür war, etwas zu tun – auch wenn es im EZB-Umfeld hieß, es habe mehrere Stimmen gegen die zügige Neuauflage des Kaufprogramms gegeben, darunter Bundesbankchef Jens Weidmann. Angesprochen auf die belastenden Nebeneffekte der negativen Zinsen für Banken sagte Draghi, die EZB beobachte diese Auswirkungen sorgsam. Zugleich entgegnete er den Klagen aus der Kreditbranche: “Die Profitabilität der Banken wird mehr durch deren strukturelle Schwächen beeinträchtigt als durch negative Zinsen.”Anleihen reagierten mit deutlichen Kurssteigerungen. Die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen sank auf ein Allzeittief von 0,76 %. Die zehnjährige Bundrendite fiel zeitweise bis -0,65 %. Der Euro streifte mit 1,0928 Dollar sein kürzlich markiertes Zweijahrestief, erholte sich später aber wieder auf 1,1080 Dollar. Der Goldpreis zog um bis zu 1 % auf 1 524 Dollar je Unze an, um seine Gewinne dann aber wieder abzugeben. – Nebenstehender Kommentar Schwerpunkt Seite 7 Bericht Seite 17