ANLEIHEN

EZB sorgt für fallende Bondrenditen

Währungshüter nehmen Inflationsprojektionen zurück - Geldpolitischer Stimulus gilt weiter als notwendig

EZB sorgt für fallende Bondrenditen

kjo Frankfurt – Die europäischen Staatsanleihemärkte haben die Beschlüsse der jüngsten Sitzung des geldpolitischen Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Kommentare von EZB-Präsident Mario Draghi auf der anschließenden Pressekonferenz mit Renditerückgängen quittiert. Zum Teil fielen die Sätze deutlich zurück. Später kam es zu einigen Gewinnmitnahmen.Der Bund-Future mit September-Fälligkeit lag im späten europäischen Handel bei 164,95 % mit 5 Ticks leicht im Minus. Das Tageshoch hatte der richtungsweisende Zinsterminkontrakt für die Eurozone mit 165,18 % markiert. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel bis auf 0,24 % und war abends bei 0,26 % unverändert. Bei den zehnjährigen italienischen Staatsanleihen ging es bis auf 2,15 % herunter nach 2,27 % am Vortag. Das war laut Händler der größte Renditerückgang innerhalb eines Tages seit Mitte Dezember vergangenen Jahres. Abends lag der Satz bei 2,18 %. Bei den zehnjährigen spanischen Titeln ging es von 1,57 % auf 1,48 % hinunter. Bei den portugiesischen Staatstiteln mit zehnjähriger Laufzeit fiel die Rendite von 3,07 % auf 3,03 %.Die EZB hob zwar ihre Wachstumsprojektionen an, was am Markt aber ein stärkeres Gewicht hatte, war, dass sie ihre Inflationsprojektionen zurücknahm. Für 2017 rechnen die Währungshüter nun in der Eurozone noch mit einer Inflationsrate von 1,5 % und für 2018 mit einer Teuerungsrate von 1,3 %. Bisher waren sie für dieses Jahr von einer Inflationsrate von 1,7 % und für kommendes Jahr von einer Teuerung von 1,6 % ausgegangen. Damit stehen die Zeichen im Urteil der Marktakteure eher auf einen späteren Ausstieg aus der unkonventionellen Geldpolitik und damit auch eher auf später als bislang angenommen erfolgende Leitzinsanhebungen.Auf der anschließenden Pressekonferenz hielt Draghi fest, dass sich das Wachstum bislang nicht in der Inflationsdynamik niederschlägt. Die Kerninflation sei sehr gering. Laut Draghi ist ein sehr substanzieller geldpolitischer Stimulus weiter notwendig. Die Gesamtinflation bleibe in den kommenden Monaten voraussichtlich auf dem aktuellen Niveau. Die Kerninflation werde nur allmählich steigen. Bei der Inflation habe sich substanziell nichts geändert. Eine Drosselung der Anleihekäufe sei bei den geldpolitischen Beratungen nicht diskutiert worden.Im Primärmarkt war es angesichts der EZB-Sitzung und der Wahlen in Großbritannien ruhig. Es wurde noch die Elfenbeinküste vorstellig. Sie offerierte einen Dollarbond, der zunächst mit der Renditevorgabe von “im Bereich von 6,625 %” vermarktet wurde, was später auf “den Bereich von 6,50 %” und dann auf 6,25 % bis 6,375 % zurückgenommen wurde. Des Weiteren gab es einen in Euro denominierten Bond, der zunächst mit der Renditevorgabe von “im Bereich von 5,625 %” angepriesen wurde, was später auf 5,375 % bis 5,50 % und dann auf 5,125 % konkretisiert wurde. Die Berlin Hyp hat ihren zweiten grünen Pfandbrief platziert. Er hat ein Emissionsvolumen von 500 Mill. Euro und eine Laufzeit von etwas mehr als sechs Jahren und trägt einen Kupon von 0,125 %.