EZB-Tauben und Fed-Falken belasten den Euro
sts Frankfurt – Die anhaltende Dollar-Aufwertung hat am Dienstag insbesondere Euro und Pfund unter Druck gesetzt. Während der Euro zudem von sehr moderaten Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi zusätzlich gedrückt wurde, litt das Pfund unter dem Brexit-Chaos innerhalb der britischen Regierung. Das Pfund sackte am Tag vor einer wichtigen Abstimmung im Parlament in London auf ein Siebenmonatstief von 1,3151 Dollar.Der Euro fiel bis auf 1,1531 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Ende Mai. Im späten europäischen Handel notierte die Gemeinschaftswährung 0,4 % niedriger bei 1,1581 Dollar. Das wichtigste Währungspaar der Welt wird derzeit insbesondere von der sich abzeichnenden divergierenden Geldpolitik der Notenbanken in den USA und der Eurozone bewegt. Während beide zwar tendenziell ihre Geldpolitik straffen, geschieht dies mit unterschiedlicher Intensität. Von der Fed wird eher eine falkenhafte Straffung erwartet, also beschleunigte Zinsanhebungen. Zwar hat die EZB kürzlich auch den Pfad der Straffung eingeschlagen, doch wird dies eher als moderat (“taubenhaft”) gewertet. Diese Einschätzung verstärkte sich gestern nach Aussagen von Draghi während des EZB-Notenbank-Symposiums im portugiesischen Sintra. Die Notenbank werde bei der Bestimmung des Zeitpunkts für die erste Zinsanhebung geduldig vorgehen, sagte der EZB-Präsident. Die daran anschließende geldpolitische Straffung werde graduell erfolgen.In Reaktion auf diese Lage hat das Bankhaus Metzler seine Euro-Dollar-Prognose gesenkt. Für September wird nun ein Kurs von 1,12 Dollar prognostiziert, für Dezember dann 1,13 Dollar. “Dazu veranlasst haben uns die politische Gemengelage im einheitlichen Währungsraum, zusammen mit einer scheinbar nun doch stärker divergierenden geldpolitischen Ausrichtung in den USA und der Eurozone”, schreiben die Metzler-Analysten. Auch charttechnisch steht der Euro-Dollar-Kurs aktuell unter Druck. “Während die Tagesindikatoren moderate Kursverluste auf kurze Sicht erwarten lassen, präsentieren sich die Indikatoren in der Wochenperspektive sogar noch klarer in Euro-skeptischer Verfassung”, heißt es bei der DZ Bank. “Begrenzen sollte die vor diesem Hintergrund zu erwartende Abwärtsbewegung erst die Marke von 1,14 Dollar.”Von der Nervosität der Anleger wegen der Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China profitierten die klassischen sicheren Häfen Yen und Franken. Für einen Dollar wurden noch 110,02 Yen und damit 0,5 % weniger als am Vortag gezahlt. Der Euro verbilligte sich um 0,9 % auf 127,36 Yen und um 0,4 % auf 1,1516 Franken.