AUSBLICK

EZB und Auktionen sorgen für Gesprächsstoff

Bund kommt zur Wochenmitte mit Langläufern - Italien offeriert einen Tag später Bonds

EZB und Auktionen sorgen für Gesprächsstoff

Von Kai Johannsen, FrankfurtDie nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) Anfang Juni wird den Akteuren an den europäischen Finanzmärkten auch in der neuen Handelswoche Gesprächsstoff bieten. Mario Draghi, Chef der EZB, hatte bei der vorigen Sitzung der europäischen Währungshüter sehr deutlich Maßnahmen für Anfang des kommenden Monats in Aussicht gestellt. Der Markt erwartet nun weitere Lockerungsschritte.”Nachdem die EZB die Erwartungen hinsichtlich expansiver Maßnahmen klar geschürt hat, steht sie auf ihrer kommenden Sitzung unter Handlungsdruck. Ein weiteres Abwarten der Notenbank würde Glaubwürdigkeit kosten und hätte voraussichtlich eine deutliche Aufwertung des Euro zur Folge”, schreiben in diesem Zusammenhang die Analysten der Helaba in ihrem Wochenausblick. Die Experten der Helaba sind der Meinung, dass die Notenbank deshalb reagieren wird. Am Devisenmarkt wird ihrer Einschätzung nach eher mit Zinsanpassungen gerechnet, also einer Leitzinssenkung sowie negativen Einlagenzinsen für Geschäftsbanken. Viele Marktteilnehmer stellen sich darauf ein, dass die EZB nicht sofort ihr gesamtes Pulver verschießen wird. Die meisten Experten gehen erst einmal von Zinssenkungen aus. Sollten diese nicht die gewünschte Wirkung entfalten und den Euro nicht schwächen und sollte die Inflationsrate weiter zurückgehen, dann wird auch mit weiteren unkonventionellen Maßnahmen seitens der europäischen Währungshüter gerechnet. Diese sollten dann im Jahresverlauf erfolgen (vgl. Interview mit C. Rieger auf dieser Seite).Im Blick behalten werden die Anleger in der neuen Woche auch die Auktionen in der Eurozone. Spanien konnte in der abgelaufenen Woche einmal mehr bei den Bondanlegern punkten. Frisches Kapital konnte in der zehnjährigen Frist zu einem Satz von weniger als 3 % aufgenommen werden. Das gab es für Spanien bislang noch nicht. In den Tagen zuvor hatten die Renditen in der Eurozonenperipherie angezogen. Das fanden viele Anleger offenbar wieder etwas attraktiver und positionierten sich entsprechend. Das bedeutete: Beim Bund, dessen Renditen wieder sehr weit zurückgekommen sind, hielten sich die Akteure zurück. Eine Unterdeckung bei einer Bund-Auktion war die Folge. In Spanien griffen die Anleger dagegen beherzt zu. Wiederholung in Sicht?Das könnte sich in der neuen Woche durchaus wiederholen. Zur Wochenmitte tritt der Bund mit seinen Langläufern, d.h. den im August 2046 fälligen Anleihen auf. Angestrebt ist ein Aufstockungsvolumen von 2 Mrd. Euro. Nur einen Tag später haben die Anleger aber Gelegenheit, in Italien bei Bonds zuzugreifen. Sollte es beim Bund erneut zu einer Unterdeckung kommen, dann wäre es die fünfte Auktion in diesem Jahr mit einem Fehlbetrag und die zweite Versteigerung von Kapitalmarktpapieren mit Unterdeckung in Folge. Wie groß der Appetit der Investoren auf Papiere aus der Peripherie ist, lässt sich bereits ebenfalls zur Wochenmitte ablesen, wenn Italien Geldmarkttitel offeriert.Mit Blick auf den Aktienmarkt gehen die Analysten der DZ Bank in ihrem Hauptszenario weiterhin davon aus, dass die Auswirkungen der Ukraine-Krise überschaubar bleiben und es nicht zu einer weiteren Eskalationsstufe kommt. Die Berichtssaison zum ersten Quartal würde sich dem Ende nähern und habe – auch unterstützt durch einige gute Ergebnisse der amerikanischen Unternehmen – insgesamt positive Impulse an die Märkte senden können. Obwohl die Luft auf der Bewertungsseite zunehmend dünner wird, gehen die Experten der DZ Bank davon aus, dass sich die Aktienmärkte im weiteren Jahresverlauf positiv entwickeln werden.