"Fairness und Transparenz"
Die Integrität und Effizienz einzelner Teilsegmente des Finanzmarktes wurden durch verschiedene Manipulations- und Betrugsfälle untergraben. Damit dies im Devisenmarkt in Zukunft möglichst nicht mehr passiert, hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich einen Verhaltenskodex erarbeitet. Das rechtlich nicht bindende Dokument stellt vor allem auf Fairness und Transparenz ab.sts Frankfurt – Bei einem Marketmaker am Devisenmarkt klingelt das Telefon. Ein Broker berichtet, dass europäische Banken in diesem Moment gerade aktiv im Geschäft mit der Einmonatsvolatilität von Dollar und Yen sind. Geht gar nicht! Das sagt jedenfalls die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die einen Verhaltenskodex für den globalen Devisenmarkt erarbeitet und gestern veröffentlicht hat. Dessen Ziel ist es, “die Integrität und die effiziente Funktionstüchtigkeit” des Währungsmarktes zu gewährleisten. Weiter heißt es: “Es ist beabsichtigt, einen robusten, fairen, liquiden, offenen und angemessen transparenten Markt zu fördern.” Auf diesem Markt soll eine Vielzahl von Marktakteuren, unterstützt von einer widerstandsfähigen Infrastruktur, in der Lage sein, “vertraulich und in Konkurrenz zu wettbewerblichen Preisen zu handeln, welche die vorhandenen Marktinformationen auf eine Art und Weise reflektieren, die akzeptablen Standards und Verhaltensweisen entsprechen”.Das rechtlich nicht bindende Dokument, an dem Marktteilnehmer und Notenbanker aus 16 Jurisdiktionen mitgearbeitet haben, richtet sich an alle Beteiligten am Devisenmarkt, vom Broker bis zum Unternehmen und Hedgefonds. Es listet eine ganze Reihe von Prinzipien auf und nennt Beispiele für mögliches Fehlverhalten. Nicht eingeschlossen ist bislang elektronisches Algotrading, das immer mehr an Bedeutung am Devisenmarkt gewinnt. Für dieses Segment hat die BIZ aus Basel ein weiteres Papier angekündigt. Fehlverhalten sanktionierenAm Devisenmarkt wurden im April 2013 nach offiziellen BIZ-Daten täglich 5,3 Bill. Dollar gehandelt – BIZ-Mitarbeiter schätzen auch wegen der wachsenden Bedeutung des elektronischen Handels den täglichen Handelsumsatz inzwischen auf rund 6 Bill. Dollar. Dominiert wird das Geschäft vom Dollar und dem Währungspaar Euro-Dollar (siehe Grafik, das Volumen entspricht immer 200 %, weil immer zwei Währungen gehandelt werden).Der Verhaltenskodex gliedert sich in sechs Prinzipien auf: Ethik, Governance, Teilen von Informationen, Execution, Risikomanagement und Compliance, Nachhandel. Zuvorderst steht dabei das ethisch korrekte Verhalten der Marktakteure. “Von Marktteilnehmern wird erwartet, dass sie sich auf eine ethische und professionelle Art und Weise verhalten, um die Fairness und Integrität des Devisenmarktes zu fördern.” Daraus folge, so der Kodex, ein ehrliches, integeres und gerechtes Verhalten gegenüber den Kunden. Die Unternehmen und deren Management werden aufgefordert, solche Verhaltensweisen zu fördern und Fehlverhalten auch zu sanktionieren. Zudem ruft der Kodex zur Offenlegung von Interessenkonflikten auf.Im Bereich Governance werden Marktteilnehmer dazu aufgerufen, neben klaren Verhaltensweisen und Abläufen vor allem Organisationsstrukturen zu haben, “die ein verantwortliches Verhalten im Währungsmarkt fördern”. Details hierzu sollen erst in einem Jahr veröffentlicht werden. Im Bereich Informationsaustausch geht es insbesondere um den Umgang mit vertraulichen Informationen, wozu Details aus dem Orderbuch und Spreads zählen. Vertrauliche Informationen”Marktteilnehmer sollten vertrauliche Informationen externen Parteien nicht offenlegen, mit Ausnahme von besonderen Umständen”, heißt es im Kodex. Dies erklärt auch, warum im Beispiel der Broker nicht über das aktuelle Interesse europäischer Banken an der Dollar-Yen-Volatilität sprechen soll. In Ordnung wäre es hingegen, so die BIZ weiter, wenn der Broker berichten würde, dass “am Morgen” Interesse von europäischen Banken an diesem Thema bestanden habe.