US-GELDPOLITIK

Fed muss liefern

Heute Abend werden die Marktteilnehmer wieder über den Atlantik in Richtung USA blicken. Denn dort geht die zweitägige, turnusmäßige Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed zu Ende, und am Abend europäischer Zeit werden die US-Währungshüter dann...

Fed muss liefern

Heute Abend werden die Marktteilnehmer wieder über den Atlantik in Richtung USA blicken. Denn dort geht die zweitägige, turnusmäßige Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed zu Ende, und am Abend europäischer Zeit werden die US-Währungshüter dann das Ergebnis der geldpolitischen Beratungen bekannt geben. Dieses wird lauten: Der amerikanische Leitzins bleibt unverändert bei 0,25 bis 0,50 %.So wird es an den Finanzmärkten rund um den Globus erwartet, und so wird es auch kommen. Alles andere, d.h. eine Zinsanhebung, die zweite seit der Finanzkrise, wäre eine faustdicke Überraschung und würde in der Folge erhebliche Erschütterungen an den Märkten auslösen, da sie die Marktteilnehmer praktisch vollkommen unvorbereitet träfe. Ein anderes anstehendes Ereignis würde bei heftigen Kursfluktuationen an den Märkten vollständig in den Hintergrund treten, und das ist die in wenigen Tagen stattfindende US-Präsidentschaftswahl. Und das ist dann auch der Hauptgrund, warum die Fed sich in Zurückhaltung üben wird. Sie wird auf keinen Fall wollen, dass ihr angelastet wird, die US-Wahl in welcher Form auch immer beeinflusst oder beeinträchtigt zu haben. Und deshalb wird sie auch nicht mit einer Zinsanhebung, selbst wenn sie noch so geringfügig ist und damit im Grunde genommen verkraftet werden könnte, für ein Marktereignis sorgen, das von den Wahlen ablenkt – selbst wenn der Effekt nur sehr kurzfristiger Natur wäre.Und man sollte von dem begleitenden Statement nicht zu viel erwarten. Natürlich wird sich die Fed nicht weit aus dem Fenster lehnen nach dem Motto: “Wenn die Wahl erst mal durch ist, heben wir ohne Zweifel die Zinsen an, vielleicht sogar kräftiger als am Markt eingepreist.” Das ist der Fed nicht zuzutrauen und hätte vermutlich die gleichen Konsequenzen wie eine sofortige Zinsanhebung. Die Fed wird eher erklären, dass sich die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt etwas erhöht hat, aber dass diese Aktion weiter datenabhängig ist und man auf Sicht fahren muss. Das heißt: Die US-Notenbank wird sich alle Optionen offenhalten.Durch diese Strategie, abzuwarten und sich alle Türen offenzuhalten, die Fed-Chefin Janet Yellen und Kollegen nun schon das ganze Jahr über fahren, hat sich die amerikanische Zentralbank für die Dezember-Sitzung dann aber auch selbst gehörig unter Zugzwang gesetzt. Will sie ihre ohnehin nur noch geringe Glaubwürdigkeit an den Märkten nicht völlig verspielen, dann muss sie im Dezember die Zinsen erhöhen.