Fed treibt Bondrenditen nach unten

Analysten erwarten in den USA weitere Zinssenkungen - 25-jährige Bundrendite erstmals negativ

Fed treibt Bondrenditen nach unten

Den Fed-Beschluss, wieder in den Zinssenkungsmodus überzugehen, quittierten die Rentenmärkten mit fallenden Bondrenditen. Die zehnjährige Bundrendite fiel auf Rekordtief. Ein weiteres Novum: Erstmals fiel auch die 25-jährige Bundrendite ins Minus. Auch in den USA gingen die Sätze zurück. kjo Frankfurt – In den USA ist der Leitzins erstmals seit der Finanzkrise im Jahr 2008 gesunken. Die US-Notenbank senkte den Schlüsselzins – die Fed Funds Rate – um einen Viertelprozentpunkt auf die nun aktuelle Spanne von 2 bis 2,25 %. Die Marktteilnehmer hatten diesen Schritt der US-Währungshüter mehrheitlich erwartet. Viele im Bondhandel stellen sich ohnehin darauf ein, dass die Fed noch nachlegen wird, das heißt, dass es zu weiteren Zinsschritten nach unten kommt.US-Präsident Donald Trump, der die politisch unabhängige US-Zentralbank schon seit längerem unter Druck zu setzen versucht, die Zinszügel zu lockern, und zwar in einem noch größeren Ausmaß, hatte zuletzt noch kurz vor der Fed-Sitzung eine kräftige Senkung des US-Leitzinses gefordert. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell ließen sich davon nicht beeindrucken und blieben beim Zinsschritt von 25 Basispunkten und damit hinter der Forderung von Trump.Doch erklärten die Währungshüter, “angemessen handeln zu wollen”, um das Wachstum zu stützen. Das wurde am Markt dahingehend ausgelegt, dass sich die Fed die Tür für weitere Zinssenkungen offen hält. So geht mancher Händler mittlerweile davon aus, dass der nächste Zinsschritt nach unten bereits auf der Sitzung des Offenmarktkomitees im September beschlossen wird.Die US-Währungshüter reagierten mit ihrem Zinsschritt auf die verstärkt auftretenden konjunkturellen Risiken. Die US-Konjunktur sendete zuletzt immer wieder mal Schwächesignale. Im Frühjahr fiel der Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,1 % um einen vollen Prozentpunkt niedriger aus als zu Jahresbeginn. Insbesondere eine Exportflaute im Sog des Handelskonflikts belastete das Wachstum der US-Wirtschaft. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass der Handelskonflikt tiefe Spuren in der US-Wirtschaft und auch noch in anderen Volkswirtschaften hinterlassen wird und die Fed deshalb mehrere Zinsschritte nach unten vollziehen muss. Weitere Zinsanpassungen”Während der Pressekonferenz stellte Powell klar, dass es sich um eine Anpassung in der Mitte des Zyklus handele. Dies zusammen mit seiner Formulierung in der Stellungnahme deutet darauf hin, dass weitere Zinsanpassungen kommen werden. Allerdings stellte er auch klar, dass dies nicht der Beginn eines lang anhaltenden Zinssenkungszyklus sein werde. Meine Interpretation ist, dass die Fed im nächsten Jahr vielleicht ein oder zwei weitere Zinssenkungen vorgemerkt hat, je nachdem, wie sich die Wirtschaft und die damit verbunden Risiken entwickeln”, sagte Nathan Sheets, Chief Economist und Head of Global Macroeconomics bei PGIM Fixed Income. Abwärtsrisiken bleibenFür die Experten der BayernLB überraschte die Sitzung “hawkish”, denn zukünftige Zinssenkungen seien weniger deutlich angekündigt worden als erwartet, weder im Statement noch auf der anschließenden Pressekonferenz. “Wir erwarten sie auf Basis unseres skeptischen Konjunkturbildes für die kommenden Quartale aber dennoch. Denn wir teilen nicht die Hoffnung mancher auf ein baldiges dauerhaftes Handelsabkommen zwischen China und den USA, so dass die Abwärtsrisiken bestehen bleiben und sich die konjunkturelle Entschleunigung fortsetzen dürfte”, hieß es bei der BayernLB.Außerdem werde die konjunkturstimulierende Wirkung der Steuerreform im zweiten Halbjahr auslaufen. “Wir bleiben daher bei unserer Prognose von drei weiteren Zinssenkungen auf Zwölfmonatssicht. Der nächste Zinsschritt dürfte bereits auf der September-Sitzung erfolgen”, so die Experten der BayernLB weiter.An den Rentenmärkten fielen die Renditen der Staatsanleihen als Reaktion auf den Zinsbeschluss der Fed und die Aussicht auf weitere Zinsanpassungen weiter zurück. Bei der zehnjährigen Bundrendite konnte abermals Rekordstand vermeldet werden. Sie fiel auf das historische Tief von -0,466 % und war im späten Handel bei -0,453 % nach -0,436 % am Vortag. Es gab ein weiteres Novum: Erstmals fiel auch die 25-jährige Bundrendite ins Minus, und zwar bis auf -0,005%. Nun weisen nur noch Bundesanleihen mit Laufzeiten von mehr als 25 Jahren bis 30 Jahre eine positive Rendite auf.Die zehnjährige US-Staatsanleiherendite fiel ebenfalls zurück und rutschte unter die Marke von 2 %. Im späten europäischen Handel rentierte das Papier mit 1,96 % nach 2,02 % am Vortag. Marktteilnehmer stellen sich darauf ein, dass die Renditen angesichts der Konjunktur- und Leitzinsaussichten weiter fallen.