Ferrari stürmt an die Wall Street

Kursgewinn von bis zu 17 Prozent am ersten Handelstag - Aktie von Fiat Chrysler zeigt sich aber schwach

Ferrari stürmt an die Wall Street

tkb/ku Mailand/Frankfurt – Das Börsendebüt der exklusiven italienischen Automarke Ferrari in New York ist rasant ausgefallen. Nachdem am Vortag ein Preis von 52 Dollar pro Ferrari-Aktie – am obersten Rand der Preisspanne zwischen 48 und 52 Dollar – festgesetzt worden war, gingen die Aktien am Mittwoch mit 60 Dollar in den Handel. In der Spitze stiegen sie bis auf 60,95 Dollar, ein Plus gegenüber dem Zuteilungspreis von 17 %. Die Papiere mit dem passenden Börsenkürzel “RACE” – “Wettrennen” – waren am Abend für 56,35 Dollar zu haben. Das entsprach einem Plus von 8,4 %. 10 Prozent abgegebenBisher hielt der italienisch-amerikanische Autokonzern Fiat Chrysler Automobiles (FCA) 90 % der Anteile von Ferrari. Der Rest wurde und wird auch künftig vom Sohn des Firmengründers Enzo Ferrari, Piero, gehalten. Die Muttergesellschaft FCA gibt 10 % Anteile ab. Durch den Börsengang nimmt FCA rund 893 Mill. Euro ein. Insgesamt soll Ferrari fast 4 Mrd. Euro einbringen. Rund 2,8 Mrd. Euro soll Ferrari noch an FCA übertragen.Die Mittel sollen zum Schuldenabbau von FCA und zur Finanzierung des großangelegten Investitionsplanes genutzt werden. Zum Halbjahr betrug die Verschuldung von FCA rund 10,3 Mrd. Euro. Der Konzern benötigt viel Geld: Allein die Lancierung neuer Alfa-Romeo-Modelle wird den Konzern in den nächsten Jahren 5 Mrd. Euro kosten. Insgesamt sieht der Geschäftsplan Investitionen von 48 Mrd. Euro vor.Das Börsendebüt ist nur der erste Schritt in einer Reihe von Transaktionen, die dazu führen sollen, Fiat Chrysler von Ferrari komplett zu trennen. FCA wird im ersten Quartal des kommenden Jahres 80 % Ferrari-Aktien an seine Aktionäre übertragen. Damit wird die Beteiligungsholding der Fiat-Unternehmerfamilie Agnelli, Exor, die derzeit knapp 30 % an FCA hält, mit 24 % der größte Einzelaktionär von Ferrari. Zukunft als LuxuskonzernFerrari selbst soll sich vom reinen Sportwagenhersteller zu einem Luxuskonzern mit einer weltweiten Handelskette von Monomarkengeschäften wandeln. Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne hat diese Vision in New York vor dem Börsengang verbreitet – offensichtlich mit Erfolg, wie sich an der hohen Nachfrage erkennen lässt.Dahinter steckt das Kalkül, dass Luxuskonzerne an der Börse im Durchschnitt mit rund dem 20-fachen Jahresgewinn gehandelt werden und damit ungefähr doppelt so hoch wie Unternehmen aus der Automobilbranche. ProduktionssteigerungIm Vorfeld der Erstnotiz hat die Fiat-Tochter angekündigt, die Ferrari-Produktion von 7 200 Fahrzeugen im Vorjahr auf 9 000 Einheiten im Jahr 2019 hochzufahren. Ferrari will gleichwohl über eine Selbstbeschränkung der Autoproduktion die Exklusivität der Marke bewahren. Im ersten Halbjahr 2015 setzte die Nobelmarke knapp 3 700 Autos ab und erzielte einen gegenüber dem Vorjahr fast unveränderten Umsatz von 3,69 Mrd. Euro. Der Betriebsgewinn stieg jedoch um 21 % auf 224 Mill. Euro. Ferrari steuert derzeit 12 % des Konzerngewinns von FCA bei und 3 % der Erlöse.Allerdings gibt es auch kritische Stimmen zum Börsengang. Mehrere Analysten zeigten sich skeptisch, ob die Ferrari-Aktionäre letztendlich wirklich als Gewinner aus dem Deal hervorgehen werden. Der einstige Formel-Eins-Weltmeister sei wachstumsschwach und habe hohe Kosten der Technologieentwicklung zu schultern, heißt es etwa beim US-Analysehaus Bernstein. SteuernachforderungTrotz des rasanten Börsendebüts gaben die FCA-Aktien in Mailand um 5,3 % auf 13,47 Euro nach. Belastet hat, dass die EU-Kommission in Brüssel von der Luxemburger FCA-Finanztochter Steuernachzahlungen zwischen 20 und 30 Mill. Euro fordert – wegen angeblich illegaler Steuerdeals in Luxemburg, die im Rahmen der “Luxleaks”-Affäre bekannt geworden waren. Am Markt hieß es angesichts des kräftigen Ferrari-Kursgewinns zudem, dass FCA die Anteile an dem Sportwagenhersteller möglicherweise zu billig abgegeben haben könnte.