Flash-Crash bringt Pfund auf neues Tief

10-jährige Bundesrendite wieder über null Prozent

Flash-Crash bringt Pfund auf neues Tief

dm Frankfurt – Es war in der Nacht von Donnerstag auf Freitag kurz nach 1 Uhr, als der Kurs des Pfunds plötzlich und offenbar ohne Grund von 1,26 Dollar um rund 6 % auf 1,18 Dollar abgestürzt ist. Zwar erholte es sich rasch wieder, vermochte aber nicht den ganzen Verlust wettzumachen. Im späten europäischen Handel notierte Sterling auf 1,2422 Dollar und damit 1,5 % tiefer als am Vortag, was zugleich ein neues 31-Jahres-Tief markierte. Gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung fiel das Pfund sogar 1,9 % auf 1,1105 Euro.Marktteilnehmer führten verschiedene Erklärungen an, weshalb es zu dem – für eine große Weltwährung sehr seltenen – Ereignis gekommen sein könnte. Laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich werden für rund 650 Mrd. Dollar am Tag Pfund gehandelt. Allerdings war der Markt zum Zeitpunkt des Flash Crashs vergleichsweise wenig liquide, da der Handel in Asien gerade erst begann.Ein Grund könnten Stop-Loss-Aufträge gewesen sein, deren Effekt durch Handelsalgorithmen – computergesteuerte Anweisungen – verstärkt worden sein dürfte. Andere Thesen gingen von auslaufenden Optionen gegenüber dem Dollar aus. Scott Jamieson vom britischen Vermögensverwalter Kames Capital sagte wiederum: “Ein wichtiger Auslöser für den Einbruch waren vielleicht Kommentare des französischen Präsidenten Hollande. Großbritannien müsse der Austritt aus der Europäischen Union Schmerzen bereiten. Aber die Realität ist, dass derzeit nichts und niemand hinter dem Pfund steht.”Auf die Aktienmärkte hatte die Episode auf dem Devisenmarkt aber keinen nennenswerten Einfluss. In London zog der FTSE 100 um 0,8 % auf 7 053 Punkte an – ein schwächerer Pfundkurs spielt internationalen Unternehmen aus Großbritannien tendenziell in die Hand. Der deutsche Leitindex Dax schloss dagegen 0,7 % tiefer auf 10 491 Zählern.Zu kurzfristigen Kursschwankungen am Aktienmarkt – zunächst nach oben, dann nach unten – führte die Veröffentlichung neuer US-Arbeitslosenzahlen. Außerhalb des Agrarsektors sind im September 156 000 neue Stellen geschaffen worden, etwas weniger als von Ökonomen erwartet (175 000). Die Arbeitslosenquote betrug 5 %. Dies setzte den Dollarkurs unter Druck, gegenüber dem Euro verlor er zuletzt 0,3 % auf 1,1179 Dollar. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stieg dafür wieder über die Nulllinie und betrug zuletzt 0,024 %. Die Arbeitsmarktdaten seien zwar im Vergleich zu den Zahlen der Sommermonate enttäuschend ausgefallen, so die BayernLB. Doch wiesen viele andere Arbeitsmarktindikatoren auf eine Belebung des Arbeitsmarktes hin.Zu den größten Gewinnern im Dax zählten am Freitag Eon, die 3,8 % auf 6,31 Euro vorankamen. RWE büßten im Zusammenhang mit dem Börsengang der Tochter Innogy (vgl. Text links) 7,4 % auf 13,40 Euro ein. Stahltitel waren rege gesucht: Thyssenkrupp gewannen 1,8 % und Salzgitter 4,7 %. Deutsche Bank rückten 0,5 % vor. Laut dem “Handelsblatt” könnten Dax-Konzerne der Bank mit einem Milliardenbetrag zur Seite springen, laut “Financial Times” werde zudem ein Börsengang der Assetmanagement-Sparte durchgespielt.—– Wertberichtigt Seite 8