Flash Jump im Yen nach miesen Apple-Zahlen
sts Frankfurt – Der iPhone-Hersteller Apple hat mit der deutlichen Senkung seiner Umsatzprognose am Donnerstag im asiatischen Währungshandel starke Kursausschläge ausgelöst. Weil die Flucht in den sicheren Hafen Yen wegen fehlender Liquidität nur erschwert möglich war, schoss die japanische Währung in einem “Flash Jump” gegenüber jeder anderen wichtigen Valuta in die Höhe. Dies galt insbesondere gegenüber australischem Dollar, Pfund, Neuseeland-Dollar und verschiedenen Schwellenländerwährungen wie der türkischen Lira. Während dieses Flash Jump des Yen sackte der australische Dollar auf 73,1 Yen von 76,4 Yen und somit um 4,3 % ab. Die Lira als eine der exponiertesten Schwellenländerwährungen sackte fast 10 % ab. Lediglich der liquide Euro/Dollar-Handel konnte sich dem Crash halbwegs entziehen.Grund für die starke Bewegung ist die große Bedeutung sowohl der Apple-Aktie als auch des austr.-Dollar/Yen-Kurses für den Kapitalmarkt. Apple war bis vor kurzem das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt, bis es von Microsoft überholt wurde. Damit hat der Titel eine gewisse Leitfunktion für die Aktienmärkte und insbesondere die Technologiebranche. Als Apple ihre Umsatzwarnung veröffentlichte, erschütterte dies deshalb den gesamten, ohnehin vom Thema Handelsstreit angeschlagenen Aktienmarkt und ließ die Risikobereitschaft der Anleger absacken. An dieser Stelle kommt der austr.-Dollar/Yen-Wechselkurs ins Spiel als der klassische Carry Trade am Währungsmarkt. Dabei leihen sich Anleger Yen zu Zinsen um 0 % und legen das Geld hochverzinst in Australien an. Weil dies keine ungefährliche Wette ist, gelten diese Trades als sehr risikosensitiv und werden im Fall sinkender Risikobereitschaft an den Märkten schnell geschlossen. Daraus hat sich über die Jahre ein gewisser Automatismus ergeben, dem elektronische Handelssysteme folgen.In der Nacht zu Donnerstag stieß die von Apple via Risikoaversion ausgelöste Verkaufswelle allerdings auf geringe Liquidität. Gilt der asiatische Handel jenseits von Euro/Dollar und Dollar/Yen ohnehin nicht als der liquideste – was sich beim Flash Crash des Pfund im Jahr 2016 zeigte -, so war es diesmal besonders schlecht, denn in Japan waren Ferien. Dies hielt Händlern zufolge aber offenbar viele Privatanleger nicht davon ab, ihre Positionen schließen zu wollen, was den Druck verstärkte.”Die Liquidität der Computer gibt es in unkritischen Zeiten. Dieses System versagt meistens dann, wenn Liquidität bitter notwendig ist”, betont Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Solvecon aus Bremen. “Offensichtlich ist dieses System prozyklisch und damit systemisch gefährlich.”Im europäischen Handel legte dann der Euro um 0,5 % auf 1,1403 Dollar zu. Der ISM-Einkaufsmanager für die US-Industrie büßte deutlich ein, ein weiteres Zeichen für eine Konjunkturabschwächung.