Frankenschwäche akzentuiert sich

Das EZB-Tapering wirft seine Schatten voraus

Frankenschwäche akzentuiert sich

dm Frankfurt – Wer demnächst noch vorhat, Urlaub in der Schweiz zu machen, kann sich freuen: In der Spitze um rund 3,5 % hat der Schweizer Franken in der zurückliegenden Woche gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung abgewertet. Am Freitag kostete ein Euro zeitweise 1,1394 sfr und damit so viel nie seit der Aufhebung der Wechselkursuntergrenze zum Euro bei 1,20 sfr durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar 2015. Gegenüber dem Jahreshoch von Februar beträgt der Wertverlust damit in der Spitze über 7 %.Zum Dollar verlor der Franken in der abgelaufenen Woche rund 2,5 %, liegt aber damit gegenüber dem Greenback immer noch rund 7 % höher als zu Jahresbeginn. Somit ist ein Teil der Frankenschwäche auf die allgemeine Stärke der Gemeinschaftswährung zurückzuführen. Doch haben sich die Ausschläge zuletzt vergrößert. Am Markt wurde auf mögliche Interventionen der SNB verwiesen, welche erst vor einigen Tagen erklärt hatte, der Franken sei weiterhin signifikant überbewertet. Allerdings haben sich die Sichtguthaben bei der SNB – ein Indiz für Devisenmarktinterventionen – zuletzt kaum verändert. Laut Bloomberg sollen zwei japanische Banken ihre Frankenkäufe eingestellt haben. Stop-Loss-Verkäufe im Paar USD/CHF und im Paar EUR/CHF hätten den Kursausschlag verursacht, sagte Yuji Saito von Crédit Agricole in Tokio. Demnach könnte die jüngste Frankenschwäche aus dem asiatischen Raum heraus ausgelöst worden sein. Die DZ Bank erklärte in einer Einschätzung, es sei zwar nicht auszuschließen, dass die SNB ihre Finger in Form von Interventionen im Spiel habe, notwendig sei dies für die Bewegung aber nicht. “Vielmehr genügt hierfür bereits der bestehende Mix aus niedriger globaler Risikoaversion, positiver Stimmung im Euroraum und mäßiger Liquidität”, so DZ-Bank-Devisenanalyst Sören Hettler. Zwar sei fraglich, ob das Währungspaar in den nächsten Tagen und Wochen an diese Dynamik anknüpfen könne. Zumindest bis zum Herbst – also bis zum Zeitraum der Ankündigung einer geldpolitischen Kehrtwende von Seiten der Europäischen Zentralbank (EZB) – rechnet die DZ Bank eher mit einer moderaten Korrektur. “Über das auf Jahressicht weiterhin bestehende zusätzliche Aufwärtspotenzial der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Franken darf diese Einschätzung jedoch nicht hinwegtäuschen.”Die Erwartung, wonach die EZB ihre Geldpolitik langsam zu normalisieren beginnt und ihr Assetkaufprogramm langsam zurückführen dürfte, rechtfertigt in den Augen von Währungsanalysten die vergleichsweise hohe Bewertung des Franken immer weniger. Für die LBBW ist generell die freundlichere Stimmung gegenüber dem Euro ein Grund sowie veränderte Kapitalflüsse. Zwischen der Wahl in den USA und in Frankreich sollen schätzungsweise 50 Mrd. Dollar in den Franken als sicheren Hafen geflossen sein. Dieser Trend kehrt sich nun offenbar um, zumal sich auch die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf zuletzt 0,58 % deutlich erhöht hat.