Für die DWS deckeln die hohen Anleiherenditen die Chancen bei Aktien
Potenzial für Aktien begrenzt
Nach Meinung der DWS deckeln die hohen Anleiherenditen die Chancen bei Dividendentiteln
wrü Frankfurt
Die hohen Renditen für Staatsanleihen deckeln die Chancen an den Aktienmärkten, erklärt die DWS in ihrem aktuellen Marktausblick für Oktober. Mit dem Gaza-Konflikt sei ein weiterer geopolitischer Krisenherd mit bedauernswerten Folgen für die Menschen in der Region ausgebrochen, dessen politische und wirtschaftliche Folgen derzeit noch schwer abschätzbar seien. "Schon vor dieser Eskalation ist der Stresspegel an den Aktien- und Rentenmärkten deutlich gestiegen. Sowohl der auf dem S&P 500 aufbauende Vix als auch der auf den US-Staatsanleihen basierende Move-Index überstiegen Anfang Oktober erstmals ihre Marken vom Mai", sagt Björn Jesch, Global Chief Investment Officer.
Die 2023 aufgelaufenen Kursgewinne bei Aktien und Renten seien zum Teil deutlich geschrumpft. „Insgesamt halten wir die Märkte nach der jüngsten Korrektur für angemessen bewertet“, so Jesch. Das Kurspotenzial für die globalen Aktienmärkte scheine derzeit allerdings begrenzt. „Damit wir hier eine kurzfristige Erholung sehen, müssten sich die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen stabilisieren, besser noch, deutlich sinken“, so Jesch. Bei Aktien bevorzugt er derzeit den Bereich Kommunikation, der Wachstum zu einer angemessenen Bewertung biete, und zyklische Konsumgüter.
Die Aktienmärkte haben Anlegern in den letzten Wochen wenig Freude beschert, so die DWS, die Kursgewinne im laufenden Jahr seien teilweise deutlich zusammengeschrumpft. Auch japanische Aktien seien dabei nicht verschont worden. „Anders als für viele andere Märkte sind wir für Japan derzeit positiv gestimmt“, sagt Fondsmanagerin Lilian Haag. Die Kursverluste der letzten Wochen könnten sich nach Meinung der Expertin als günstiger Einstiegszeitpunkt erweisen. „Auf Unternehmensseite sehen wir, dass der schwache Yen die exportorientierten japanischen Unternehmen deutlich stützt“, so Haag. Zudem kurble die Rückkehr der Touristen, die das Land lange Zeit mieden, die heimische Wirtschaft an.
Positiv wirke sich auch die Rückkehr der Inflation aus, sowohl auf die Entwicklung des nominalen Bruttoinlandsprodukts als auch auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne. „Das haben wir zwanzig Jahre lang nicht gesehen“, so Haag. Von der japanischen Zentralbank drohe derzeit kein Gegenwind für die konjunkturelle Entwicklung. Zinserhöhungen oder andere Maßnahmen einer restriktiven Geldpolitik durch die japanische Notenbank seien bei einer Inflationsrate von 3,5 bis 4% derzeit nicht zu erwarten. Dazu geselle sich der „China-Faktor“. Für asiatische Anleger seien Anlagen in Japan zunehmend eine Alternative zu Investments in China. Eine allmähliche Erholung Chinas und der Weltwirtschaft dürfte sich ebenfalls positiv auswirken. Dazu kommt, dass die internationalen Anleger in dem Land nach wie vor eher unterdurchschnittlich investiert seien.
Dax längerfristig mit Potenzial
Für den deutschen Aktienmarkt ist die DWS kurzfristig neutral eingestellt, sieht längerfristig aber durchaus Potenzial. Hohe Energiepreise und eine schwache Nachfrage aus China, die besonders den Chemiesektor trifft, gehörten zu den derzeit wichtigsten Belastungsfaktoren. Für den US-Aktienindex S&P 500 sieht die DWS angesichts der Ungewissheit über eine mögliche Rezession wenig Aufwärtspotenzial.
Die letzten Wochen waren für die Anleihemärkte ähnlich unerfreulich wie für die Aktienmärkte, stellt die DWS fest. Steigende Renditen ließen die seit Jahresbeginn bislang aufgelaufenen positiven Gesamterträge deutlich schmelzen. "Für zehnjährige Staatsanleihen sind wir mit Ausnahme von US-Anleihen derzeit neutral gestimmt", teilt die Fondsgesellschaft mit. "Chancenreicher dürften Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade) sein." „Die nach wie vor hohen Gewinnmargen der Unternehmen und eine vergleichsweise niedrige Verschuldung sind gute Rahmenbedingungen“, sagt Thomas Höfer, Head Investment Grade Credit EMEA. Die jüngst gestiegene Volatilität habe die Zinsaufschläge von Euro Unternehmensanleihen guter Bonität gegenüber Bundesanleihen auf 160 Basispunkte steigen lassen. „Das dürfte ein interessantes Einstiegsniveau sein“, sagt Höfer. Denn per Ende 2024 rechnet der Anleihe-Experte mit einem Rückgang der Zinsaufschläge auf 110 Basispunkte. Entsprechend gut seien die Chancen auf Kursgewinne.
Denn bei der Inflation rechnet die DWS mit einem deutlichen Rückgang im kommenden Jahr. In den USA bleibe die Kerninflation aufgrund des engen Arbeitsmarkts hoch. Die DWS erwartet für 2023 eine Inflationsrate von 4,1% und für 2024 von 2,6%. In der Eurozone dürfte die Inflationsrate 2023 mit 5,7% noch sehr hoch liegen. "Für 2024 erwarten wir einen deutlichen Rückgang auf 2,5%." Zudem könnte das Ende der Zinserhöhungen der Notenbanken erreicht sein. "Die massiven Zinserhöhungen der Zentralbanken scheinen langsam ihre Wirkung zu entfalten", so die DWS. "Die Wirtschaftsdynamik in den USA und in der Eurozone schwächt sich ab." Daher dürfte die Fed nach Meinung der Fondsgesellschaft die Leitzinsen nicht mehr erhöhen, sofern es nicht negative Überraschungen bei der Inflationsentwicklung gebe. "Auch die EZB könnte das Ende ihres Zinserhöhungszyklus erreicht haben."
Die DWS stuft in ihrem aktuellen Ausblick die Märkte insgesamt als angemessen bewertet ein. Dabei würden die hohen Renditen für Anleihen die Chancen für Aktien deckeln. Gute Aussichten würden indes für japanische Aktien bestehen. Und auch Unternehmensanleihen guter Bonität blieben aussichtsreich.