Skagen-Funds-CIO: "Jetzt ist die Zeit für Value"
"Jetzt ist die Zeit für Value"
Alexandra Morris, CIO von Skagen Funds, erwartet Ende der KI-Euphorie
wrü Frankfurt
"Werden Aktien weiter steigen?", fragt Alexandra Morris, CIO von Skagen Funds, in ihrem aktuellen Marktausblick. Und vor allem welche Titel sind chancenreich? "Unserer Einschätzung nach ist jetzt die Zeit für Value", erklärt Morris. Im bisherigen Jahresverlauf habe die KI-Manie die Märkte erfasst. Dabei hätten sieben hochkapitalisierte Technologieunternehmen unglaubliche 80% der Kursgewinne des US-Index S&P 500 beigesteuert und machten nun fast ein Viertel des gesamten Indexgewichts aus. J.P. Morgan habe kürzlich gewarnt, dass die Marktkonzentration an den US-Börsen so stark zunehme wie seit sechs Jahrzehnten nicht mehr und sich einem ähnlichen Niveau annähere wie vor dem berüchtigten „Nifty-Fifty“-Marktcrash der 1960er Jahre.
"Wir haben bereits einige Gewinnmitnahmen von Anlegern gesehen, wobei die Kurse der „Magnificent Seven“ seit ihren Sommerhöchstständen um 6% gesunken sind, obwohl jedes Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertroffen hat", erläutert Morris. "Dies entspricht einem gesamten Börsenwertverlust von mehr als 600 Mrd. US-Dollar. Trotzdem bleiben die Bewertungsunterschiede zwischen Wachstums- und Substanzaktien enorm und lassen darauf schließen, dass die Anpassung noch weiter gehen wird."
Auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses werde ein Dollar, den ein durchschnittliches Wachstumsunternehmen verdient, derzeit mit 31,0 Dollar bewertet, was 2,4-mal mehr sei als bei einem durchschnittlichen Substanzwertunternehmen (12,8x). "Die durchschnittliche Growth-Prämie über zehn Jahre beträgt das 1,8-Fache", rechnet Morris vor. "Wachstumsaktien müssten also um 28% fallen oder Substanzwerte um 38% steigen, damit die Prämie wieder auf das historische Durchschnittsniveau zurückkehrt." Da der Gesamtmarkt auf dem Niveau seines Zehn-Jahres-Durchschnitts (18,5x) bewertet sei, erscheine eine Kombination beider Szenarien durchaus möglich.
Aktuell seien die Meinungen über den Aktienmarkt noch gespaltener als üblich. "Was glauben wir?", fragt Morris. "Im Januar war Skagen sehr optimistisch (vielleicht aus den falschen Gründen), aber jetzt sind wir vorsichtiger und tendieren eher zum „Higher-for-Longer“-Lager derer, die längerfristig höhere Zinsen erwarten. Wir erwarten früher oder später eine Marktkorrektur und ein Ende der übertriebenen KI-Euphorie, welche die Streuung der Aktienperformance und die Marktkonzentration in diesem Jahr auf ein nicht nachhaltiges Niveau getrieben hat." Das bedeute aber nicht, dass Skagen zum Verkauf von Aktien raten würde, um den Folgen einer Marktkorrektur zu entgehen. "Langfristig lässt sich mehr Geld verdienen, wenn man investiert bleibt", erklärt die Strategin. "Wer versucht, den Markt zu timen, verpasst womöglich die besten Tage und schmälert damit die Gesamtrendite."