Fulminantes Debüt für den Bund

Investoren reißen sich um erste grüne Bundesanleihe - Rekordorderbuch von mehr als 33 Mrd. Euro

Fulminantes Debüt für den Bund

kjo Frankfurt – Der Bund hat gestern seine Debüt-Emission am Green Bond-Markt gebracht und ist dabei auf eine enorme Nachfrage seitens der Investoren gestoßen. Das Orderbuch füllte sich rasant und sprengte letztlich Rekorde. Laut Handelsangaben müsste es der schnellste Deal gewesen sein, der jemals am Green-Bond-Markt durchgezogen worden ist – “zumindest gefühlt” meinte gestern ein Marktakteur. Denn über solche Details wie die Dauer der Öffnung der Orderbücher führen Analysten keine Statistik. Um 9:15 Uhr wurden die Bücher geöffnet, um 11:45 Uhr erfolgte die Schließung. Um kurz nach 12 Uhr wurden die Details der ersten grünen Bunds mitgeteilt.An den Start gegangen war der Bund via Deutsche Finanzagentur mit einer sogenannten Zwillingsanleihe, für die er ein Mindestvolumen von 4 Mrd. Euro in Aussicht gestellt hatte. In Marktkreisen wurde aber schon über ein Volumen von bis zu 6 Mrd. Euro spekuliert. Denn grüne Anleihen stehen bei Investoren hoch im Kurs. In die Vermarktung gaben die Konsortialbanken – mandatiert waren die Häuser Barclays, Commerzbank, Crédit Agricole CIB, Deutsche Bank, J.P. Morgan and Unicredit, wobei die Crédit Agricole als alleiniger Structuring Advisor fungierte – das zehnjährige grüne Papier ohne einen Spread (“flat”) zur konventionellen Bundesanleihe gleicher Laufzeit (August 2030).Die Investoren standen offenkundig Schlange bei den Banken, um ihre Orders zu platzieren. Um kurz vor 12 Uhr wurden die Bücher dann beim Stand von mehr als 33 Mrd. Euro geschlossen. Davon entfielen 2,45 Mrd. Euro auf die Lead-Banken. Bisher hielt Frankreich den Orderrekord mit 24 Mrd. Euro für das Debüt-Papier im Januar 2017.Das grüne Debütpapier des Bundes ging zu einem Spread von einem Basispunkt unter der nicht grünen, also der konventionellen Bundesanleihe an die Anleger. Das Papier hat einen Kupon von 0 % wie die konventionelle Anleihe auch und kam zur Rendite von minus 0,463 %. Der Bund entschied für ein Volumen von 6,5 Mrd. Euro, was angesichts der Rekordordernachfrage keine Herausforderung für das Bankensyndikat war. Ein Volumen von 500 Mill. Euro behielt die Finanzagentur für spätere Sekundärmarktaktivitäten ein. Auf Rang 4 vorgepreschtNach Frankreich, den Niederlanden und Belgien wird der Benchmarkemittent der Eurozone damit mit nur einer Transaktion der viertgrößte staatliche Emittent von grünen Anleihen. Der Bund verdrängt damit Irland auf Platz 5. Zu den prominenten größeren Playern im Segment der grünen Anleihen, aber in einer anderen Emittentenkategorie, zählt die Europäische Investitionsbank (EIB). Sie ist der Pionier auf diesem Gebiet. Stark vertreten ist auch Fannie Mae aus den USA.Die grüne Bundesanleihe ist als sogenanntes Zwillingspapier konzipiert. Das bedeutet: Sie ist ausstattungsgleich zur herkömmlichen Bundesanleihe. Der Bund beabsichtigt, eine grüne Renditestrukturkurve aufzubauen. Im nächsten Quartal soll es die zweite Emission geben. Geplant ist eine fünfjährige Fälligkeit. Finanzstaatssekretär Jörg Kukies (vgl. Interview auf dieser Seite) hatte Ende August ein Gesamtemissionsvolumen von grünen Bundeswertpapieren in diesem Jahr von bis zu 11 Mrd. Euro angekündigt.Der Markt für grüne Bonds wurde im Jahr 2007 von der EIB aus der Taufe gehoben. Gerade in den vergangenen Jahren hat das Marktsegment einen enormen Boom erfahren. Es kamen soziale und nachhaltige Anleihen hinzu. Laut Bonddata stehen derzeit grüne, soziale und nachhaltige Anleihen von umgerechnet mehr als 963 Mrd. Dollar aus. Analysten gehen davon aus, dass die Billionenmarke noch dieses Jahr geknackt wird.