General Electric fliegt aus dem Dow

Letztes Gründungsmitglied eines kaum noch relevanten US-Marktbarometers

General Electric fliegt aus dem Dow

Mit General Electric hat es den ältesten Wert des Dow Jones Industrial Average erwischt. Die Aktien des Mischkonzerns werden ab dem 26. Juni nicht mehr im 30 Werte zählenden Börsenindex enthalten sein. Stattdessen rücken Walgreens Boots Alliance auf. Die Bedeutung des Index ist ökonomisch gesehen aber gering. Von Dietegen Müller, FrankfurtDer Dow Jones – genauer der Dow Jones Industrial Average (DJIA) – wird gern als Leitindex für die US-Wirtschaft betrachtet. Erstmals wurde er am 26. Mai 1896 vom Finanzjournalisten Charles Dow berechnet, der auch die Agentur Dow Jones und das “Wall Street Journal” mitgründete. Der Börsenindikator ist aber ein Fossil, das längst nicht mehr den Marktansprüchen entspricht. Dass ihn nun das letzte Unternehmen, das von Beginn an dabei war – zwischen 1898 und 1907 allerdings nicht -, verlässt, zeigt vor allem die Dimension des Niedergangs von General Electric. Aber es zeigt auch, dass der Dow Jones heute vor allem deshalb noch beachtet wird, weil er so eine lange Geschichte hat. Den ökonomisch viel bedeutenderen S & P 500 gibt es etwa erst seit 1957. Im Mittel, so eine Berechnung dieses Blatts, beträgt die Indexzugehörigkeit im DJIA derzeit über 30 Jahre (vgl. Tabelle).Aus Marktsicht hat der DJIA kaum noch ernsthaft Bedeutung. Es gibt zwar einige börsengehandelte Indexfonds und selbst Optionen und Futures auf den Index, doch das Transaktionsvolumen in diesen Instrumenten ist im Vergleich zu S & P-500-Optionen oder E-Mini-Futures sehr gering. Ein Grund ist die unkonventionelle Berechnungsmethode des DJIA, nämlich nach Preisgewichtung. Statt wie heute bei den meisten Benchmarks der Fall, wird das Maß der Kursveränderung nicht nach Marktkapitalisierung des Streubesitzes der Indexmitglieder beeinflusst, sondern rein durch die Höhe des Aktienkurses. Beim DJIA werden die Kurse der dreißig Mitglieder addiert und dann durch einen Divisor – der sich über die Jahre verändert hat – geteilt, den sogenannten Dow Divisor. Da General Electric heute nur noch rund 13 Dollar je Aktie wert ist, trägt der Mischkonzern weniger als einen halben Prozentpunkt zum Indexgewicht bei. Umgekehrt würden Unternehmen mit hohen Aktienkursen – wie Apple oder Alphabet – dadurch einen enorm hohen Einfluss auf den Index erhalten – es sei denn, sie würden Aktiensplits durchführen. Diese für die US-Wirtschaft sehr bedeutenden Unternehmen sind darum nicht im DJIA enthalten.Über Aufnahme oder Ausschluss entscheidet nicht ein festgelegtes Regelwerk, sondern ein Indexkomitee, in dem zwei Vertreter des “Wall Street Journal” und drei Vertreter von S & P Dow Jones Indices sitzen. Seit 2012 besteht das Joint Venture S & P Dow Jones Indices, an dem S & P Global, CME Group und News Corp (Dow Jones) beteiligt sind. Das Average Committee trifft sich regelmäßig und kann aus den Titeln des S & P 500 ohne Versorger und Transportwerte auswählen. Objektive Aufnahme- oder Ausschlusskriterien wie Marktkapitalisierung oder Handelsumsatz gibt es nicht: Im Vordergrund stehen ein “exzellenter Ruf” des Unternehmens, nachhaltiges Wachstum und das Interesse einer großen Zahl von Anlegern. Und der Hauptsitz sollte in den USA liegen. Auch soll eine adäquate Sektorverteilung berücksichtigt werden. Veränderungen am Index werden dann gemacht, wenn es “nötig” sei.