wrü Frankfurt – Auf dem Deutschen Derivate Tag in Frankfurt hat Hartmut Knüppel noch einmal Klartext geredet und dargelegt, was aus seiner Sicht in Sachen Anlageberatung hierzulande falsch läuft (vgl. Personalie, Seite 16). Denn der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Derivate Verbands (DDV) hat bei seinem Bankberater den Praxistest gemacht und selbst erlebt, mit welch hohem bürokratischen und zeitlichen Aufwand unter Mifid II der Kauf eines Zertifikats verbunden ist. Knüppel folgert: “Gerade in der Anlageberatung ist der Gesetzgeber weit über das Ziel hinausgeschossen.” Mifid II umfasse mehr als 1,4 Millionen Paragrafen auf mehr als 20 000 Seiten. Eine Regulierung mit Augenmaß sehe anders aus.Eine Meinung, die auch von Bettina Stark-Watzinger (FDP), Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestags, geteilt wird: “Mit den Regelungen, die wir jetzt getroffen haben, nimmt man jedem Anleger die Lust am Anlegen.” Es gebe ein “Zu-viel” an Information, weniger sei manchmal mehr. Stark-Watzinger forderte denn auch, dass “VWL nicht von Religionslehrern” unterrichtet werde und mehr betriebswirtschaftliche Bildung in der Schule.Knüppel stellte klar, dass die fehlende Wertpapierkultur in Deutschland dazu führe, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden. Als ein “fatales Signal in mehrfacher Hinsicht” sieht er die Aussage von Justizministerin Katarina Barley (SPD), sie habe keine Lust, sich privat mit Geldanlage zu befassen.Wichtig ist laut Knüppel auch eine kluge Steuergesetzgebung, die Anleger nicht über Gebühr belaste. Doch mache die Regierung mit den Plänen der Abschaffung der Abgeltungsteuer auf Zinsen und der Einführung einer Finanztransaktionssteuer das Gegenteil. Dies seien “weitere Sargnägel” für die deutsche Wertpapierkultur.Für den DDV, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feierte, spiele Transparenz eine entscheidende Rolle. Es gehe um das zentrale Versprechen der Sozialen Marktwirtschaft, Wohlstand für alle. Knüppel wörtlich: “Dafür brauchen wir Aktien, Anleihen und gerne auch Zertifikate.”