AUSBLICK

Gold nimmt 1800 Dollar ins Visier

Investmentnachfrage gleicht Schwäche bei physischem Bedarf aus

Gold nimmt 1800 Dollar ins Visier

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtDer Aktienmarkt hat zwar in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Erholung hingelegt, noch befinden sich aber viele Indizes im Vergleich zum Stand zum Jahresanfang oder vor einem Jahr im Minus. Unter praktisch allem Asset-Klassen am besten abgeschnitten hat demgegenüber Gold. Verglichen mit dem Stand vor einem Jahr hat sich Gold sowohl im Dollar gerechnet als auch in Euro um rund 25 % verteuert. Die Notierung steht gerade davor, die nächste runde Marke von 1 800 Dollar je Feinunze hinter sich zu lassen, was bereits in der neuen Handelswoche geschehen könnte. Am Terminmarkt hatte in der gerade beendeten Handelswoche der nächstfällige Monatskontrakt kurzzeitig diese Marke schon überwunden. Inzwischen erscheint sogar das Allzeithoch des Goldpreises von 1 920,65 Dollar, das 2011 markiert worden war, nicht mehr unerreichbar. In Euro gerechnet war das Edelmetall im Mai bereits auf ein Allzeithoch von rund 1 610 Euro je Feinunze geklettert.Die Entwicklung ist bemerkenswert, weil mit der physischen Nachfrage aus Asien ein wichtiges Marktaggregat erhebliche Schwäche zeigt. So zeigen jetzt Daten der indischen Regierung, dass die Goldimporte des Landes im Juni im Vorjahresvergleich um 86 % auf nur noch 11 Tonnen eingebrochen sind. Im April und Juni war der Rückgang sogar noch ausgeprägter. Nach Einschätzung der Rohstoffexperten der Commerzbank lässt sich noch nicht sagen, wann die Goldnachfrage in Asien wieder anspringt.Allerdings gibt es einen Faktor, der den Goldpreis antreibt: Die Investmentnachfrage nach dem gelben Metall hat enorm zugelegt. Gemäß Berechnungen des Informationsdienstleisters Bloomberg verzeichneten die Gold-ETF allein im zweiten Quartal Zuflüsse von 385 Tonnen, was der höchste Wert seit dem ersten Quartal 2009 ist. Ein Motiv für die hohe Investmentnachfrage nach Gold ist die Angst vor einer erneuten Zuspitzung der Covid-19-Pandemie. Sieht man sich die durchaus beängstigende Entwicklung der Neuerkrankungszahlen beispielsweise in den Vereinigten Staaten an, so wird schnell deutlich, dass der Goldpreis noch kräftig weiter steigen könnte.