Edelmetallmärkte

Goldnachfrage klettert 2023 auf Rekordniveau

Die Nachfrage nach Gold hat im abgelaufenen Jahr ein Rekordniveau erreicht. Besonders auffällig war das starke Interesse der Notenbanken an dem Metall.

Goldnachfrage klettert 2023 auf Rekordniveau

Goldnachfrage erreicht Rekordniveau

World Gold Council auch für 2024 verhalten optimistisch

ku Frankfurt

Bei einem nur geringfügig höheren Angebot hat eine starke Nachfrage den Goldpreis im vergangenen Jahr auf Rekordniveau getrieben. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten des Branchenverbandes World Gold Council (WGC), die aktuell ihren Bericht zu den Nachfragetrends bei dem Edelmetall im vergangenen Jahr vorgelegt haben. Unter Ausklammerung des sogenannten Over-the-Counter-Handels (OTC) hat sich zwar gegenüber dem sehr starken Vorjahr ein leichter Rückgang der Nachfrage um 5% auf 4.448 Tonnen ergeben. Unter Einbeziehung des OTC-Handels und von Adjustierungen der Bestände hat sich 2023 jedoch mit 4.899 Tonnen die bisher höchste beobachtete Nachfrage nach dem Edelmetall ergeben. Unter dem OTC-Handel versteht man die Verkäufe großer Goldbarren durch Banken an wohlhabende Privatinvestoren, die ein besonders intransparentes Marktsegment darstellen, da sie diskret gehandhabt werden.

Als besonderes Highlight sieht der WGC die Nachfrage der weltweiten Notenbanken nach Gold an, die mit insgesamt 1.037 Tonnen nur um 45 Tonnen unter dem Rekordwert des Jahres 2022 blieb. Damit waren die Notenbanken im vergangenen Jahr für nicht weniger als 21% der gesamten Goldnachfrage verantwortlich. Die Experten des WGC gehen davon aus, dass die Nachfrage der Zentralbanken auch 2024 stark bleiben wird.

China kauft ein

Ein weiteres sehr wichtiges und großes Marktsegment ist die Schmucknachfrage insbesondere aus Ländern wie Indien, China und der Türkei. Sie lag 2023 bei 2.093 Tonnen, womit sie sich trotz des hohen Goldpreises robust zeigte. John Reade, Chief Market Strategist des WGC, führt dies auf die hohe Nachfrage aus China zurück – unter anderem ein Ergebnis davon, dass China als eines der letzten Länder die Pandemie-Restriktionen aufhob.

Als etwas schwächer, nämlich um 3%, erwies sich im vergangenen Jahr die Nachfrage von Privatanlegern nach (kleineren) Goldbarren und Münzen mit insgesamt 1.189,5 Tonnen. Der Rückgang ist praktisch ganz allein auf Deutschland zurückzuführen, wo diese Käufe um rund 140 Tonnen auf nur noch 47 Tonnen einbrachen. Reade macht dafür die wegen der im vergangenen Jahr noch recht hohen Kapitalmarktzinsen gestiegenen Opportunitätskosten der Haltung des nichtverzinslichen Edelmetalls Gold verantwortlich, aber auch Kaufkraftverluste aufgrund von Inflation und hohen Energiekosten und den damit verbundenen Rückgang der Ersparnis.

Enttäuschend entwickelte sich das Segment der auf Gold spezialisierten Exchange-Traded Funds (ETF). Diese reduzierten nun schon das dritte Jahr in Folge ihre Bestände, und zwar 2023 um nicht weniger als 244 Tonnen. Damit ergibt sich eine auffallende Diskrepanz zur Nachfrage von Retail-Investoren nach kleinen Goldbarren und Goldmünzen. Immerhin habe sich das Tempo der Verkäufe zum Jahresende hin verlangsamt, heißt es.

Mit 298 Tonnen erstmals unter die Marke von 300 Tonnen gefallen ist die Nachfrage aus den Bereichen Technologie und Industrie. Darin schlägt sich nieder, dass zum einen der Goldanteil in elektronischen Geräten sinkt und sich aufgrund von Inflation und hohen Kostenbelastungen für private Haushalte der Konsum in dem Bereich schwach entwickelt hat.

Was die Angebotsseite betrifft, so ist die Minenproduktion im abgelaufenen Jahr um 1% auf 3.644 Tonnen gestiegen. Beim Recycling war eine Ausweitung der Mengen um 9% auf 1.237 Tonnen zu beobachten, so dass sich insgesamt ein um 3% gestiegenes Goldangebot von 4.899 Tonnen ergibt.

Goldschmuck weiter gefragt

Für das laufende Jahr rechnet der World Gold Council damit, dass die Notenbanken weiterhin in einem beeindruckenden Ausmaß Gold kaufen werden, und zwar deutlich über dem Niveau der Jahre vor 2022 von jeweils rund 500 Tonnen pro Jahr. Allerdings könnte sich gegenüber dem vergangenen Jahr ein gewisser Rückgang ergeben.

Die Nachfrage nach Goldschmuck werde auf hohem Niveau bleiben. Einerseits könnten sich die schwache Konjunkturentwicklung in vielen Teilen der Welt und der hohe Goldpreis bemerkbar machen, andererseits könne ein Rückgang der Inflation die Kaufkraft der Konsumenten verbessern. Die gesamte Investment-Nachfrage nach Gold einschließlich des OTC-Handels könnte 2024 zulegen. Was das Segment der ETF betrifft, so sei Anfang des Jahres erneut Schwäche zu beobachten gewesen. Allerdings seit zu Jahresmitte eine Trendwende zu erwarten aufgrund der sinkenden Zinsen und der zunehmenden geopolitischen Risiken. Die Nachfrage nach Barren und Münzen werde auf dem Niveau ihres zehnjährigen Durchschnitts auf hohem Niveau verharren. Dabei wäre eine starke Nachfrage aus China und Indien die Schwäche in Europa wohl ausgleichen.

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