Green Bonds auf dem Siegeszug

Umweltanleihen und nachhaltige Anlageformen revolutionieren das Investmentgeschäft

Green Bonds auf dem Siegeszug

Von Kai Johannsen, FrankfurtFür manch einen Marktteilnehmer sind sie der Megatrend der nächsten Jahre: Green Bonds – Anleihen also, mit denen Projekte des Umwelt- und Klimaschutzes finanziert werden und deren Erlöse eben ausschließlich derartigen zweckgebundenen Investitionsprojekten zufließen dürfen. Ein Thema, das bei vielen Emittentenadressen mittlerweile sehr hoch auf der Agenda steht – wenn nicht sogar das wichtigste Thema überhaupt ist. Denn eines ist vielen Experten klar: An diesem Marktsegment vorbeikommen wird man künftig nicht mehr.Den Ursprung nahm der Markt der grünen Anleihen im Großherzogtum Luxemburg, das in der Vergangenheit im Finanzbereich schon so manches Mal mit Innovationen aufwartete. Im Falle der grünen Bonds ist der Pionier die Europäische Investitionsbank (EIB), die Bank der Europäischen Union, die ihren Sitz in Luxemburg hat. Climate Awareness Bonds – das sind die ersten Klimaschutzanleihen der EIB. Emittiert wurde das Erstlingswerk im Jahr 2007. Anfangs wurde dieses Marktsegment fast gar nicht wahrgenommen, mitunter vielleicht sogar als kurzlebige Modeerscheinung von so manchem Kapitalanleger und anderen Emittenten belächelt. Seit ein paar Jahren hat der Markt ordentlich an Fahrt aufgenommen (vgl. Grafik). Wurden im Jahr 2007 gerade einmal grüne Anleihen für umgerechnet gut 800 Mill. Dollar emittiert, sind es eine Dekade später schon mehr als 86 Mrd. Dollar. Eine Entwicklung, die für sich spricht.Förderinstitutionen oder supranationale Adressen leisten mit einem solchen Anleiheformat immer auch ein wenig Entwicklungsarbeit, in dem sie anderen Emittentenadressen vorangehen und den Markt aufbauen. Aber dabei ist es nicht geblieben, sie sind längst nicht mehr die alleinigen Emittenten solcher Anleihen. Auch Staaten wie etwa Frankreich haben grüne Bonds emittiert. Banken und Unternehmen kommen auch dazu. Investoren sehen genau hinIn einigen Ländern kann sich aber schon der Eindruck aufdrängen, dass grüne Bonds immer noch als so etwas wie “chic” angesehen werden. Nach der Devise: Dabeisein ist alles. Das ist nach Einschätzung mancher Analysten und Kapitalmarktexperten bei diesen Anleihen aber die falsche Herangehensweise. Was vielfach gefordert wird, ist ein ganzheitlicher Ansatz. Es reicht eben nicht mehr aus, nur einfach mal eine grüne Anleihe im Refinanzierungsrepertoire zu haben, um mit den anderen gleichziehen zu können. Worauf Anleger in Zukunft verstärkt achten werden, ist, ob bei dem Emittenten das Thema “Grün” auch sonst großgeschrieben wird. Sind die Gebäude, in dem die Unternehmen residieren, klimaeffizient und genügen neuesten Standards. Wird auf grünen Strom gesetzt? Und wo steht das Unternehmen beim Thema Fuhrpark? Das sind nur einige wichtige Fragestellungen, auf die sich Emittenten künftig vorbereiten müssen. Denn es geht um die zweifelsohne immer wichtiger werdende Anlegergruppe der Millennials, die man gewinnen möchte und die beim Thema grüne oder nachhaltige Anlagen eben genauer hinsieht.Ausgehend von den grünen Anleihen geht dieses Anlagethema in die Breite. Heutzutage wird vermehrt auch von nachhaltigen Anleihen und sozialen Bonds gesprochen. Wenn es um die Erhaltung der Ozeane geht, könnte es vielleicht auch irgendwann blaue Anleihen geben. Und das Thema Smart City ist ein großes Thema, das die nächsten Generationen beschäftigen wird. Geht es nach den Vordenkern bei der EIB, könnte es irgendwann zur Finanzierung dieses Mega-Zukunftprojektes auch mal Smart-City-Bonds geben.Das Thema “Grün” wird aufgrund seiner Wichtigkeit auch nicht auf die Fixed-Income-Welt beschränkt bleiben. Mittlerweile gibt es auch schon die ersten grünen Aktienindizes, so zum Beispiel am chinesischen Aktienmarkt. Grüne und nachhaltige Investmentfonds werden das Bild der Kapitalmärkte in den kommenden Jahren prägen. Man sollte sich durchaus darauf einstellen, dass Fonds künftig entsprechenden Anlagevorgaben – irgendwann auch von gesetzlicher Seite – unterworfen sein werden, die ihnen vorschreiben, einen bestimmten Prozentsatz der Assets “grün” bzw. “nachhaltig” anlegen zu müssen. Heute fehlt es vielfach noch an Anlagemöglichkeiten. Das wird mit Sicherheit in den kommenden Jahren aber nicht so bleiben.