Green Bonds auf dem Vormarsch

EIB-Präsident Hoyer: Beispiellose Gelegenheit für den Finanzsektor

Green Bonds auf dem Vormarsch

Auf der Unep FI Konferenz in Luxemburg haben sich Experten den Herausforderungen und den Chancen von Green und Sustainable Finance in den kommenden Jahren. Für Green Bonds, die seit Jahren einen Siegeszug an den Märkten feiern, wurde ein zunehmender Appetit bei den Investoren festgestellt.kjo Luxemburg – “Europa gehört die Zukunft von Sustainable Finance”. Das hat Eric Usher, Head of United Nations Environment Programme Finance Initiative (Unep FI) anlässlich der zweitägigen Konferenz zu grünen und nachhaltigen Finanzen im Großherzogtum Luxemburg festgehalten. Auf der Konferenz wurden die diversen Initiativen, die schon gestartet wurden, aber auch Erfordernisse, die in Sachen grüner und nachhaltiger Finanzen noch zu realisieren sind, von Experten aus den unterschiedlichen Bereichen diskutiert.So wies etwa Carole Dieschbourg, Grünen-Politikerin und Umweltministerin des Landes, darauf hin, dass man sich derzeit in einer großen Krise bei Klima und Verschmutzung befindet. Diese Krise müsste nun in Chancen gewandelt werden, und die Finanzmärkte seien ein aktiver Player bei Climate Finance. Warten sei keine Option mehr. Pioniergeist bedeutet für Dieschbourg nicht, alte Systeme zu bekämpfen, sondern neue Alternativen zu implementieren. In diesem Zusammenhang verwies die Ministerin etwa auf den freien, d. h. kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, den es ab dem kommenden Jahr im Großherzogtum geben soll. Dieschbourg verwies auch auf die diversen Initiativen, die in diesem Zusammenhang in den vergangenen Jahren gestartet wurden.Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der Europäischen Kommission, hielt ebenfalls die krisenhaften Veränderungen der vergangenen Jahre fest. Die klimatische Situation würde sich weiter verschlechtern. Die Jahre mit den höchsten Temperaturen seien alle seit dem Jahr 2000 aufgetreten. Er geht davon aus, dass auch das Jahr 2019 dazuzählen werde. In den kommenden Jahren seien Billionen von Euro für die Dekarbonisierung erforderlich, und dafür würden auch Investitionen der privaten Wirtschaft benötigt. Dombrovskis widmete sich auch der in der Umsetzung befindlichen EU-Taxonomie für Green und Sustainable Finance, die eine klare Sprache für grüne Investments darstelle. Auch andere Länder haben seiner Ansicht nach ein Interesse an einer derartigen grünen Taxonomie. Dazu könnten diesen Arbeiten ebenfalls beitragen. Laut Dombrovskis geht es nun aber auch darum, Standards und Labels für neue Produkte zu schaffen. Dazu zählt er etwa grüne Kredite und auch grüne Gebäude. BeschleunigungFür Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), geht es auch darum, dass der gesamte Prozess nun auch an Geschwindigkeit gewinnt. “Speeding up is the name of the game”, sagte Hoyer. Für den Finanzsektor komme das einer beispiellosen Gelegenheit gleich. Die EIB als Bank der EU müsse nun weiterhin dazu beitragen, Gelder in die entsprechenden Verwendungen zu lenken. Hoyer stellte fest, dass an den Finanzmärkten der Appetit für Green Bonds enorm zugenommen habe. Der Markt habe mittlerweile die Schwelle von 800 Mrd. Dollar überschritten. Dass es hier Spielraum nach oben gebe, sei eine klare Untertreibung, hielt der EIB-Präsident fest. Hoyer richtete den Blick aber auch auf die unterschiedlichen Bereiche, in die die Gelder aus nachhaltigen Anleihen investiert werden. Derzeit gingen die Gelder aus den nachhaltigen Bonds der EIB in Wasserprojekte und darüber hinaus in den Gesundheitsbereich sowie in die Erziehung/Ausbildung. In Zukunft müsse man dabei aber auch die gesamten Nachhaltigkeitsziele der UN im Blick haben. Er adressierte aber auch Aspekte des Greenwashing und eine damit einhergehende geringere Transparenz. Auch Hoyer begrüßte in dieser Hinsicht die EU-Taxonomie. Viele Menschen betroffenIm Blick hatten die Experten in Diskussionsrunden aber auch Themen wie die moderne Sklaverei, die ebenfalls adressiert werden müssten. So hielt etwa Fiona Reynolds, CEO von Principles for Responsible Investments (PRI) fest, dass derzeit weltweit 40 Millionen Menschen von Sklaverei betroffen seien; die meisten davon seien Frauen und Mädchen.Viele Personen hätten heute immer noch keinen Zugang zu Bankeinrichtungen. Es gehe in diesem Zusammenhang um die zentrale Frage, wie der Bankensektor dazu beitragen könne, dass Menschen in dieser Hinsicht mehr geschützt seien. “Moderne Sklaverei ist ein größer werdendes Problem”, hielt Reynolds fest. Thema DigitalisierungThematisiert wurde auch die Digitalisierung von Green Bonds. Dabei ging es um die Entwicklung grüner Anleihen auf der Basis von Blockchain-Technologie. Dies sind reale Wertpapiere, die auf der Basis von Blockchain geschaffen werden. Experten versprechen sich davon Effizienzgewinne wie etwa eine Verbreiterung der Investorenbasis, da der Markt somit auch für kleinere Investoren mit geringen Kapitalvolumina geöffnet werden könnte. Manche Experten gingen davon aus, dass sich diese Technologie aber nicht in den nächsten fünf Jahren etablieren wird. Zu Begründung verwiesen sie in diesem Zusammenhang auf die Funktionen von Clearinghäusern, die als Garantiegeber zwischen die kontraktschließenden Parteien treten.