Green FinanceStudie zum Marktvolumen

Green Bonds und Green Loans mit signifikanten Zuwächsen

Green Finance legt auf internationaler Ebene weiter zu. Auch Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung auf den Finanzmärkten.

Green Bonds und Green Loans mit signifikanten Zuwächsen

Green Financing legt 2023 weiter zu

Grüne Anleihen im Aufwind – Sustainability Finance ebenfalls stark gefragt – Euro und Dollar dominieren

Green Finance ist in Europa und nicht nur dort weiter stark gefragt. Emissionen von Anleihen und auch Darlehensausreichungen nehmen in diesen Jahr weiter zu. Nachhaltigkeit ist ebenfalls weiter auf dem Vormarsch- Die Emissionen in Euro und Dollar dominieren, wie in den Jahren zuvor auch schon schon.

kjo Frankfurt

Der Markt für Green Bonds und grünen Darlehen hat im ersten Halbjahr deutlich zugelegt. Im ersten Halbjahr 2023 wurden deutlich mehr nachhaltige Finanzierungen platziert als in der Vojahresperiode. Begünstigende Effekte waren – hinsichtlich der Instrumente – Anleihen mit einem Zuwachs von 48 Mrd. Euro, hinsichtlich der Mittelverwendung grüne und umweltbezogene Arrangements mit einem Zuwachs von 49 Mrd. Euro – deren Anteil hat sich gegenüber den entsprechenden Perioden der beiden Vorjahre erhöht – und hinsichtlich der Emittenten die staatliche Mittelnachfrage mit einem Zuwachs von 61 Mrd. Euro gezeigt hat. Rein umweltbezogene Finanzierungen haben im ersten Halbjahr gegenüber der Vorjahresperiode um 18% zugenommen, das sogenannte Sustainability Financing, das teils auch umweltfreundliche Projekte und Maßnahmen alimentiert, sogar um 32%. Dies geht aus einer Studie von Capmarcon hervor, auf eine Nachhaltigkeitsmanagement und Unternehmensfinanzierung spezialisierte Beratungsgesellschaft. Die Studie liegt der Börsen-Zeitung vorab vor. Capmarcon entwickelt Nachhaltigkeitsstrategien, erstellt Rahmenwerke und unterstützt bei ESG-Ratings. Capmarcon berät bei der nachhaltigen Kapitalbeschaffung besonders in den Bereichen Green, Blue, Social, Sustainable oder ESG-linked Financing. Die Gesellschaft unterstützt und begleitet Mandanten in einer Vielzahl an Finanzierungssituationen.

Unverändert großer Beliebtheit erfreuen sich sogenannte Sustainability-linked Loans, deren Volumen im ersten Halbjahr 2023 immerhin 13% aller nachhaltigen Finanzierungen ausmachte. Die Erlöse werden nicht für nachhaltige Zwecke eingesetzt, sondern das Arrangement wird nur an das Erreichen einzelner Zielwerte seitens der Emittenten geknüpft. Sehr häufige Zielwerte-Kombinationen im ersten Halbjahr waren CO2-Emissionen, Zahl der Arbeitsunfälle und Frauenquoten. Immerhin ging die Platzierung neuer Sustainability-linked Bonds (Anleihen) um etwa 40% zurück.

Der Anteil von Debüt-Emittenten am Neugeschäft (Unternehmen und Institutionen, die Green Financing erstmals in der Finanzierung einsetzen) war weiter rückläufig. Diese Quote beschreibt die Dynamik, mit der sich neue Adressen für nachhaltige Finanzierungen interessieren. Der weit überwiegende Teil des externen Finanzbedarfs wird mit konventionellen Instrumenten arrangiert. Dies signalisiert sowohl einen Mangel an nachhaltigen Verwendungszwecken als auch Unkenntnis über die Einsatzmöglichkeiten von Green Financing. Erschwerend kam im ersten Halbjahr hinzu, dass sich das Finanzierungsumfeld für Unternehmen leicht eingetrübt hat. Davon betroffen war auch Green Financing, das sich von den allgemeinen Finanzierungsbedingungen grundsätzlich nicht abkoppeln kann.

Volumen steigt

Das Volumen weltweiter Finanzierungen entweder für nachhaltige Investitionen und Ausgaben oder mit zumindest nachhaltiger Orientierung erreichte im ersten Halbjahr dieses Jahres 565 Mrd. Euro, 12% mehr als in der Vorjahresperiode und 19% mehr als im ersten Halbjahr 2021. Emittenten/Kreditnehmer aus Europa und Asien waren wieder die häufigsten Nutzer nachhaltiger Finanzierungen mit 283 Mrd. Euro bzw. 125 Mrd. Euro, die Volumina waren aber auf beiden Kontinenten leicht rückläufig. Mehr Volumen wurde dagegen in Nordamerika (+6%) und Lateinamerika (+68%) arrangiert. Der deutlichste Zuwachs erfolgte, von allerdings geringerem Ausgangsniveau, im Nahen/ Mittleren Osten (+258%) – dort waren vor allem Staaten der arabischen Halbinsel mit der Finanzierung von zuvorderst Klimaschutzprojekten aktiv. Organisationen der Weltbankgruppe versechsfachten ihr emittiertes Green Financing im ersten Halbjahr auf fast 26 Mrd. Euro. Größtes Emissionsland ist China mit in diesem Jahr bislang 71 Mrd. Euro an nachhaltigen Finanzierungen. Zweitgrößtes Land ist Deutschland (61 Mrd. Euro), gefolgt von den USA (47 Mrd. Euro), Frankreich (42 Mrd. Euro) und Italien (39 Mrd. Euro). Der mit Abstand deutlichste Anstieg bei Green Financing erfolgte in Südkorea (von 8 Mrd. auf 23 Mrd. Euro), nachdem hier zuvorderst staatliche Organisationen Social Financing begaben.

Der Großteil der nachhaltigen Finanzierung lautete im ersten Halbjahr 2023 entweder auf Euro (44%) oder auf Dollar (24%). Dies ist einerseits der Dominanz europäischer Adressen beim Green Financing geschuldet, anderseits wird der Euro wegen der starken europäischen Investorenbasis im Green Financing zunehmend auch in anderen Regionen als Denominationswährung genutzt. Wegen hoher Emissionen in China erreicht der Renminbi mittlerweile einen Währungsanteil am Green Financing von 10%. Weitere wichtige Devisen sind britisches Pfund (4%) und koreanischer Won (3%), letzterer begünstigt durch die starke Ausweitung nachhaltiger Finanzierungen seitens staatlicher Organisationen. Im Unternehmenssektor weiteten im Vergleich mit der Vorjahresperiode vor allem Logistiker (+12,5 Mrd. Euro) und die Industrie (+8,1 Mrd. Euro) ihre nachhaltigen Finanzierungen aus. Ebenso finanzierten sich Adressen aus dem Handelsbereich (+5 Mrd. Euro) und dem Bergbau- wie Rohstoffbereich (+3,7 Mrd. Euro) verstärkt „grün“. Hingegen war ein deutlicher Rückgang des Volumens bei Unternehmen des Energie- und Versorgungssektors zu verzeichnen (–18,4 Mrd. €) und auch des Bau- und Immobilienbereichs (–16,4 Mrd. Euro). Eine starke Zunahme der Nutzung von Green Financing war bei Staaten, Gebietskörperschaften und staatlichen Organisationen festzustellen (ohne EU-Kommission, die ihre Emissionen mehr als halbierte), das entsprechende Volumen erhöhte sich um 55% bzw. um 42 Mrd. Euro.

Weitgehend unverändert

Das Transaktionsvolumen im europäischen Green Financing ist im ersten Quartal 2023 mit 283 Mrd. Euro gegenüber der Vorjahresperiode weitgehend unverändert gewesen. Zugenommen hat die Zahl der Begebungen, die jetzt wieder in etwa auf dem Niveau des ersten Halbjahres 2021 liegt. Reguläre Tilgungen sind noch immer relativ niedrig; so erreichte das ausstehende Volumen nachhaltiger Finanzierungen in Europa Ende Juni fast 2 000 Mrd. Euro. Den absolut höchsten Zuwachs an Nachhaltigkeitsfinanzierung verzeichnete in den ersten sechs Monaten Italien mit einem Plus von 22 Mrd. Euro, vor allem in den Bereichen Industrie und (Energie-)Versorgung. Ebenfalls signifikante Zunahmen gab es in Norwegen (+5 Mrd. Euro) aufgrund der Aktivitäten von Industrieunternehmen und Banken, in Österreich (+5 Mrd. Euro), Polen (+4 Mrd. Euro) wegen Emissionen im Treibstoff- und Medienbereich, in Irland (+3 Mrd. Euro). In vielen Ländern war das Arrangement von Green Financing aber rückläufig, besonders in Dänemark (–14 Mrd. Euro) und in den Niederlanden (– 4 Mrd. Euro).
Am bedeutsamsten sind in Europa umweltbezogene, echte „grüne“ Finanzierungen mit einem Anteil am neu arrangierten Volumen von 66%. Auf lediglich „nachhaltigkeitsorientierte“ Finanzierungen entfallen 19%, auf Sustainability Financing 8% und auf Social Financing 6%. Weitere Finanzierungsfelder wie Blue Financing oder Transition Financing spielten kaum eine Rolle.

Der Großteil der Emittenten von Green Financing stammt aus den Ländern der Eurozone, außerdem besteht in Europa eine starke Investorenbasis für nachhaltige Finanzierungen. Vor diesem Hintergrund ist der Euro führend bei der Denominierung der entsprechenden Mittelaufnahmen, im ersten Halbjahr betrug dessen Anteil 82%. Weitere wichtige Währungen waren Britisches Pfund (7%), US-Dollar (3%) und Zloty (1,3%). Auf skandinavische Währungen (inkl. Dänemark) entfielen 4%. Wichtigste Nutzer von Green Financing waren auch in Europa öffentliche Kreditnehmer (Staaten und Gebietskörperschaften) mit einem Anstieg des Volumens gegenüber Vorjahreshalbjahr von 48 Mrd. auf 67 Mrd. Euro.

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