Griechische Anleihen geben nochmals nach

Märkte beruhigen sich etwas - Aufsichten schränken Handel griechischer Finanzinstrumente ein

Griechische Anleihen geben nochmals nach

ck Frankfurt – Griechische Staatsanleihen haben auch gestern deutlich an Boden verloren. Allerdings fielen die Verluste nicht mehr so hoch aus wie am Montag. So stieg die Rendite der zweijährigen Staatsanleihe um 125 Basispunkte auf 35,63 %. Die Staatsanleihen der übrigen Peripherieländer erholten sich im Verlauf. So sanken die Renditen zehnjähriger portugiesischer und italienischer Staatsanleihen um 7 und 9 Stellen auf 2,31 % und 2,94 %. Die Peripherieanleihen profitierten von Meldungen über Gespräche auf höchste Ebene, die doch noch zu einer Einigung zwischen der griechischen Regierung und ihren Kreditgebern führen sollten.Der Euro tendierte jedoch mit einem Minus von 0,7 % auf 1,1150 Dollar schwächer. An den Aktienmärkten kam es im Verlauf zu einer Erholung, die am Nachmittag jedoch wieder abgebrochen wurde. Nach einem Tief bei knapp 10 900 und einem anschließenden Hoch von 11 137 beendete der Dax den Handel mit einem Verlust von 1,3 % bei 10 945 Punkten. Auch Anleihen ausgesetztUnterdessen wurde der Handel griechischer Finanzinstrumente im Ausland eingeschränkt. Ungewöhnlich war, dass nicht nur Aktien, sondern auch griechische Anleihen betroffen waren. Auf Bitten der griechischen Aufsicht Hellenic Capital Market Commission stellten die Börsen in London und Luxemburg den Handel in Anleihen des griechischen Staats, der Hellenic Railways, der National Bank of Greece Funding sowie der vier großen Banken, darunter die National Bank of Greece und die Piraeus Bank, ein. Leerverkäufe verbotenAuch die Bondhandelsplattform Tradeweb stellte den Handel in einigen Anleihen des griechischen Staates und anderer Emittenten des Landes ein. Damit befolgte sie eine Aufforderung der britischen Aufsicht FCA. Zudem hatten die griechische Aufsicht sowie die europäische Aufsicht ESMA in der Nacht zum Dienstag ein bis zum 6. Juli geltendes Leerverkaufsverbot für sämtliche an der Athener Börse sowie dem von ihr betriebenen MTF Alternative Market handelbaren Finanzinstrumente verhängt. Im Inland waren bereits im späten Handel des Montags sämtliche börslich handelbaren griechischen Anleihen und Aktien sowie drei Griechenlandoptionsscheine auf Anordnung der BaFin “zur Beseitigung/Verhinderung von Missständen” ausgesetzt worden. Der Börsenhandel eines ETF auf einen griechischen Index des französischen Emittenten Lyxor war zuvor europaweit eingestellt worden. Bankaktien in New York festDer außerbörsliche Anleihenhandel fand allerdings statt. Darüber hinaus waren griechische Aktien an der New York Stock Exchange weiter handelbar. Am frühen Abend europäischer Zeit lagen beispielsweise National Bank of Greece mit ca. 8 % im Plus. Analysten und Anlagestrategen zerbrachen sich gestern vor dem Hintergrund des Griechen-Dramas weiterhin intensiv den Kopf über die Marktaussichten. So äußerte sich J. P. Morgan Asset Management zuversichtlich, dass sich die Auswirkungen einigermaßen in Grenzen halten werden. “Wir vermuten …, dass die Entwicklung dieses Mal sehr viel moderater ausfallen wird als in den Jahren 2011 und 2012.” Denn Europa sei mittlerweile besser in der Lage, die Folgen einer griechischen Tragödie zu meistern. Die europäischen Volkswirtschaften seien stabiler, die Banken in besserer Verfassung, die Haushaltsdefizite kleiner und die Engagements in Griechenland deutlich geringer. Außerdem stünden heute Instrumente zur Verfügung, die es damals noch nicht gegeben habe, so J. P. Morgan Asset Management unter Hinweis auf das quantitative Lockerungsprogramm und das Anleiheprogramm der EZB.Insgesamt stünden die Zeichen weiter auf Konjunkturerholung und aggressive Geldpolitik, was wahrscheinlich den Unternehmensgewinnen zugutekommen werde. “Sowohl die Aktien als auch die Anleihen erstklassiger europäischer Unternehmen sollten sich unter diesen Bedingungen gut entwickeln und Anleger, die investiert bleiben, entschädigen. Sollten Risikoanlagen in den nächsten Tagen dagegen deutlich nachgeben, wäre dies aus unserer Sicht eine Kaufgelegenheit.