IM INTERVIEW: JÖRG KUKIES, BUNDESMINISTERIUM DER FINANZEN

Grüne Bunds sollen Referenz werden

Staatssekretär: Benchmarkposition bei Green Bonds angestrebt - Zwillingsanleihe soll Transparenz liefern

Grüne Bunds sollen Referenz werden

Der Bund beabsichtigt, nach seinem erfolgreichen Debüt mit der grünen Bundesanleihe nun auch im Markt der Green Bonds zum Benchmarkemittenten zu werden. Das kündigt Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, im Interview der Börsen-Zeitung an. Grüne Bundeswertpapiere sollen zur Referenzgröße im grünen Eurokapitalmarkt werden und zudem die Preistransparenz in diesem Segment erhöhen. Herr Kukies, der Bund ist nun auch Mitglied im Club der staatlichen Emittenten grüner Anleihen, und zwar mit einem sehr erfolgreichen Einstand. Welche wesentlichen Erkenntnisse nehmen Sie aus dem Debüt für die Zukunft mit?Die erfolgreiche Platzierung zeigt, dass Investoren und Öffentlichkeit sehr interessiert an der gezielten Refinanzierung grüner Ausgaben des Bundes sind. Transparenz zahlt sich aus. Die auf die Emission folgende Berichterstattung des Bundes zu den Wirkungen dieser grünen Ausgaben ist von zentraler Bedeutung. Das breite Interesse an den grünen Bundeswertpapieren unterstreicht zudem, dass die Bemühungen der Bundesregierung in der Klima- und Umweltpolitik auf großes Interesse am Finanzmarkt stoßen. Wir brauchen den Finanzmarkt für die bevorstehende Transformation. Was hat Sie bei dieser Debütemission des grünen Zwillings am meisten überrascht?Als die Bundesregierung im Herbst 2019 im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2030 die Emission von grünen Bundeswertpapieren bekannt gegeben hat, war klar, dass das eine große Aufgabe ist. Dies hat natürlich auch mit der innovativen Begebungsart in Form von Zwillingsanleihen zu tun. Die viele Arbeit hat sich gelohnt. Aufgrund der guten Vorbereitung durch die Finanzagentur zusammen mit dem Kernteam im BMF und den beteiligten Ressorts ist es uns gelungen, den Emissionsprozess ohne große Überraschungen und nach unseren Vorstellungen abzuschließen. Der Bund will in der nächsten Zeit konsequent eine Kurve von grünen Anleihen aufbauen. Schon im vierten Quartal soll es mit den Emissionen weitergehen. Was ist der Nutzen einer solchen grünen Zwillingskurve für die Märkte?Der Bund ist Benchmarkemittent des Euro-Währungsgebiets. Das bedeutet, dass er niedrigste Finanzierungskosten hat und die Renditen von Bundeswertpapieren als Referenz für andere Euro-Wertpapiere dienen. Andere Emittenten wie auch Investoren erhalten so eine Vergleichsgröße für die Bepreisung grüner Wertpapiere. Die Prinzipien für den Marktauftritt wird der Bund nun auch für seine grünen Wertpapiere anwenden. Der Bund beabsichtigt, auch im Markt für grüne Wertpapiere Benchmarkemittent zu werden. Grüne Bundeswertpapiere sollen Referenzgröße im grünen Euro-Kapitalmarkt werden. Der Aufbau der grünen Kurve über Zwillingsanleihen soll die Laufzeitpräferenzen unterschiedlicher Investorengruppen adressieren und zugleich hohe Preistransparenz für den Markt liefern. Der Bund hat erklärt, zusammen mit der Deutschen Finanzagentur den Markt für Green und Sustainable Finance in den nächsten Jahren bei der Weiterentwicklung zu unterstützen. Was heißt das konkret an Projekten beziehungsweise Beiträgen?Zunächst einmal unterstützen wir während unserer EU-Ratspräsidentschaft die fortschreitenden technischen Arbeiten der EU-Taxonomie. Hier ist entscheidend, dass die Taxonomie anwenderfreundlich wird, denn sie wird auch für den künftigen EU Green Bond Standard wichtig sein. Zu denken wäre etwa auch an Unternehmen des Bundes, die sich am Kapitalmarkt finanzieren. Bis dahin hoffen wir, mit den grünen Bundeswertpapieren eine Vorbildfunktion einzunehmen und andere Marktteilnehmer zu inspirieren. Dafür wollen wir mit interessierten Bundesländern und auch international einen Dialog führen. Grundsätzlich sollte sich jeder Emittent die Frage stellen, ob grüne oder nachhaltige Bonds emittiert werden können. Das Interview führte Kai Johannsen